Zu Lande, zu Wasser und in der Luft

Teil 2 der monegassischen BlueTec Erfahrung (zu Teil 1)

Lassen Sie sich auf eine seltsame Reise mitnehmen…

Der Abenteurer Mike Horn rüstet sich zu einer neuen Expedition, lädt als Freund des Prinzen nach Monaco zur Schiffstaufe ein und die Sponsoren rufen die Presse. Erstaunlich, das bin offensichtlich unter anderem ich. Müde und mit dem sicheren Gefühl, die Hälfte vergessen zu haben, führt mich eine lange Reise von Kiel nach Hamburg nach Nizza nach Monte Carlo. Um 11.00 Uhr soll ich laut der Einladung spätestens in Nizza sein… Mein Audi parkt brav auf dem Parkplatz hinter unseren Büros in der Nähe des Kieler Bahnhofs. Mit einem wahren Eimer von einem Vanille-Cappuccino in der Hand, dirigiere ich mein affiges Rollköfferchen zum Airport Transferbus und freue mich auf mein neues Hörbuch. Seufzend plumpse ich in einen Sitz, stopfe mir das Headset in die Ohren und… wo ist mein Handy? Wo ist es??? NEIN! Ich habe es im Audi gelassen! Ich kann nicht nach Monaco ohne Telefon!!! Das geht ja gut los.

Hektische Ansagen in Richtung des Busfahrers: „Hey, wie lange stehen Sie hier noch?“ … „Äh… sieben Minuten, wieso?“ … „Fahren Sie nicht ohne mich!“ und raus. „TAXI! TAAAXIIIII!“ Ich springe in meinen ersten Mercedes heute und scheuche den armen Fahrer unter Missachtung aller geltenden Verkehrsregeln in Richtung meines Autos hinter den Büros. Im Hintergrund wird der Busmotor angelassen. Die Zeit rennt. Was für eine Situation.

Mein verwirrter Fahrer (im Bild links) mustert mich mit einem Blick, der eindeutig die japsende Frau mit der geplatzten Fruchtblase auf dem Rücksitz vermissen lässt. Andere Gründe fallen ihm für diese Aktion nicht ein. Aus dem Auto heraus sprintend, zurückkehrend und triumphierend mit meinem Telefon wedelnd, erläutere ich ihm wieder einsteigend meine Gründe. Und mit noch heißen Bremsscheiben geht es zurück zum ZOB, wo ich ihn großzügig entlohne. Erneut zweistimmige Wohllaute von mir gebend, plumpse ich wieder in meinen Sitz, wechsel von unplugged auf stöpseld, fange mir neue verwirrte Blicke von neumünsteraner Überlandschicksen ein und versinke tief in der Welt von Terry Pratchetts Nomentrilogie. Der Cappuccino ist sogar noch warm. Der Bus setzt sich in Bewegung. Mein zweiter Mercedes. Verbrauch auf 100km: 35 Liter Diesel. Ja, ich habe mich vorbereitet.

An meinem zweiten Hafen, dem Flughafen Hamburg Fuhlsbüttel, bin ich immer wieder von der Atmosphäre begeistert. Hunger hab ich. Der Lufthansa City-Hopper steht schon irgendwo mitten auf dem Rollfeld, wird aber noch betankt. Ich tanke auch, einen weiteren nachhaltig angebauten Kaffee mit Milch von definitiv glücklichen Kühen, und gehe mit einer Gänsehaut an den Anzeigetafeln entlang, die Flüge in die ganze Welt ankündigen. Was wohl in diesen versammelten Reisenden hier vorgehen mag? Jeder einzelne mit seiner eigenen Geschichte, seinen Wünschen und seinen Träumen… An der Kofferkontrolle werde ich wie üblich von wild piepsenden Geräten und nach Schweiß stinkendem Sicherheitspersonal nicht umweltfreundlich bis aufs Rückenmark gescannt, aber auch dieses mal findet man weder Bomben noch illegale Downloads.

Mein dritter Mercedes , ein vollgestopfter Rollfeldbus, bringt die dicht gedrängte, nach Nizza in Südfrankreich treibende Meute zu dem geduldig wartenden Jet. Eine sichtlich überforderte Mutter versucht ohne Erfolg, ihre drei Jungs im Zaum zu halten, die um eine säuerlich blickende rothaarige junge Frau herumwirbeln und dabei nennenswerte Schlingerbewegungen des Fahrzeugs verursachen. Es riecht würzig nach hanseatischem Körper und nach Stress. Drei Reihen vor mir kippt eine Caprisonne um und läuft glucksend in die Laptoptasche eines nun hektisch hüpfenden, adrett gekleideten Südländers, der daraufhin in einer mir nicht bekannten Sprache mit dem schätzungsweise 5-jährigen Besitzer des Getränks schimpft. Während er das Zuckerwasser aus seinem Computer wieder heraus laufen lässt, zieht die verhärmt blickende Erzeugerin des kleinen vermeintlichen Terroristen ihre Brut nebst säuberlich gefaltetem Doppelbuggy in Richtung weiter vorne. Ich vermisse Popcorn und Werbeblöcke.

Hallo, kleines Flugzeug. Ich habe ein wenig über dich recherchiert, bin ich doch in dieser Mission ein Botschafter des nachhaltigen Umgangs mit den verbleibenden Ressourcen, ein Vermittler der Sparsamkeit und ein Apostel der Schönheit dieser Erde. Ach. Das haben Sie schon wieder vergessen? Dann lesen Sie es bitte hier nach. Du und deine Baureihen pumpen bei einer Reisegeschwindigkeit von 700km/h auf 100 Kilometern rund 500 Liter Kerosin in die Luft. Du musst auch in 10.000 Metern Höhe fliegen, denn da ist die Luft optimal dünn. Wenn ich mal durchrechne, komme ich auf einen Verbrauch von 3 Litern/100km pro Passagier. Das ist doch eigentlich ganz okay, oder? Habe ich einen Denkfehler gemacht?

Zurück in die Wirklichkeit der Kabine. In der Reihe neben mir sitzt die rothaarige Frau von eben, direkt hinter ihr die Mutter mit den drei Jungs, die schon jetzt permanent gegen die Rückenlehne treten. Herrlich. Sie ist nahezu gut drauf und versucht so zu tun, als würde sie ihr Buch lesen. Schon jetzt meinen Audi (14 Liter Super/100km) irgendwie vermissend, werde ich in den Sitz gepresst und in die Luft gehoben. Wenige Höhenmeter später macht es bing und ich bekomme endlich das Frühstück, auf das ich mich schon seit heute morgen um 5.45 Uhr gefreut habe. Und eine BILD. Und eine Gala. Fantastisch. Hier, 11.000 Meter über der Schweiz und parallel zum durch meine Adern diffundierenden Kaffee wird mir bewusst, dass ich im Auftrag von Mercedes Benz auf dem Weg zu einer Schiffstaufe in einem Flugzeug unterwegs bin. Ist das nicht skurril?

Ist es. Demnach habe ich auch keine Berührungsängste und bitte nach der Landung den Maitre de Cabine, ein Foto von den beiden Piloten machen zu dürfen. Hammer. DIE haben ein Cockpit, da haut es den üppigst ausgestattetsten Phaeton aus der Spur und degradiert ihn zu einem Tata Nano. Wenn schon Berichterstattung, dann aber auch hinter den Kulissen. Und als eingefleischter mit-dem-Microsoft-Flugsimulator-Flieger ist das hier einer meiner heimlichen Höhepunkte dieser Reise. Aber nicht weitersagen. Der Pilot versichert mir noch, auf dem Heimweg an der Grenze nach Deutschland zu hupen, und glücklich stolper ich die Gangway herunter.

Nice, Côte d’Azur. Klein und voller Palmen. Ein bewölkter, tropisch schwüler Himmel empfängt die illustre Reisegesellschaft, und an den Arrivals werde ich regelrecht erschlagen von den vielen Schildern der Hostessen und VIP-Shuttles. Auf keinem ist ein Stern oder Mike Horn. Hm. Ich roller mit meinem Köfferchen hochmotiviert lächelnd durch die Menge, kann aber niemanden finden, den das beruflich zu interessieren scheint. Während ich noch die Stuttgarter Emergency-Telefonnummer wähle und auf ein Handy weitergeleitet werde, strahlt mich ein weißblonder Engel mit einem ganz eigenen Stern an. Ah, jetzt, ja. Gut, wir sind ja auch verspätet um 11.20 Uhr gelandet. Neben den Damen steht jene rothaarige Frau aus dem Flugzeug, die sich als Tina des grünen Lifestyle-Magazins IVY aus Hamburg entpuppt. Sie und ein Herr vom Gentleman aus Belgien gehören mit mir zum Mercedes-Team. Der erwähnte Herr erhält gestikulierend eine Präsentationsmappe und diverse Infos und Einführungen auf Englisch, bis sich herausstellt, dass man ihn für mich gehalten hat. Also nimmt man ihm wieder alles ab, drückt es mir in die Hand und setzt uns in meinen vierten Mercedes, einen komfortablen E320 Blue Tec. Rund 8 Liter Diesel/100km bei über 200PS. Endlich darf ich mal erFahren, worüber ich schon so viel gelesen habe!

Wie beschreibe ich dieses E-klassige Erlebnis im Fond? Unspektakulär. Natürlich spüren wir nichts von den True Blue Solutions. Das wäre ja auch nicht gewollt. Die ungemein bequeme Limousine mit den Volvic-Flaschen in den hinteren Kartentaschen schnurrt über die französischen Straßen und Autobahnen, vorbei an roten Felsen, Palmen und monumentalen Aussichten auf die wunderbare Cote d’Azur. Hier war ich Anfang der 90er Jahre mit Jan und Dietmar im Taunus Coupé. Schön, dich wieder zu sehen, meine Perle. Ob der fortgeschrittenen Zeit und dem engmaschig gestrickten Veranstaltungsplan checken lediglich unsere Koffer im Hotel ein, wir drei werden direkt zum Yachtclub in meinen dritten Hafen gebracht, wo die Pangaea liegt. Es geht vorbei an den entstehenden Tribünen für den am kommenden Sonntag stattfindenden großen Preis von Monaco, den dicken Yachten und hindurch unter den ersten Werbebannern auf leeren, abgesperrten Straßen.

Und da liegt sie. Die Pangaea. Ich habe inzwischen so viel über dieses 35 Meter lange Segelschiff gelesen, dass ich ein wenig Ehrfurcht spüre. Sie wirkt wesentlich größer als im Internet. Die Grundlage der kommenden vier Jahre, in denen Mike Horn eine nie dagewesene Expedition rund um die Welt zu allen Kontinenten durchführen wird. Schuhe aus. Hier läuft man barfuß. Irgend jemand flüstert etwas von Prinz Albert, ein Kellner trägt eine Champagnerflasche vom Format einer Kanone aus dem amerikanischen Bürgerkrieg vorbei (sie sollte nicht mehr lange leben) und es liegt eine gespannte Erwartungshaltung in der Luft. 30 Minuten mit Mike Horn sollen wir bekommen, neun Redakteure voller Lifestyle-Fragen und ein Blogger voller Hunger und mit einem grandiosen Interesse vor allem an den dicken Autos da draußen.

Es verspricht ein interessanter Abend zu werden. Bleiben Sie dabei und recherchieren Sie bis dahin meine offenen Fragen.

Sandmann

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Über Sandmann

Die Zeit ist zu knapp für langweilige Autos, Abende vor dem Fernseher oder schlechten Wein. Ich pendel zwischen Liebe, Leben und Autos und komme nicht zur Ruhe. Aber ich arbeite daran.

2 Antworten zu Zu Lande, zu Wasser und in der Luft

  1. bhabegger sagt:

    Es ist wie immer einen Genuss die Texte von Sandmann zu lesen.

    • Sandmann sagt:

      Danke, bester Ex-V8-Fahrer. So versorgen wir uns immer alle gegenseitig entweder mit Fahrberichten oder unterhaltsamen Geschichten – deine Website ist ja auch nicht ohne Reiz 🙂
      Schönes Wochenende aus Kiel!
      Sandmann

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