Wochenende mit Hindernissen

Ay liebe Blog-Gemeinde.

Und ZACK das Nummernschild gewechselt

Und ZACK das Nummernschild gewechselt

Da steht er vor mir, mein Audi V8. Als wenn es gestern gewesen wäre. Räkelnd und murrend erwacht das Aluminium-Triebwerk in Erwartung eines gemeinsamen Wochenendes aus seinem kurzen Schlaf während meines Sizilienurlaubs, um mich in die Lüneburger Heide zu bringen und anschließend als Zug-Esel für den Citroen DS von Örg zu dienen. Aber so weit sind wir noch gar nicht. Wenn ich mich vor einiger Zeit noch beschwert habe, in einem Winter-A8 würde man nicht viel erleben, weil er einfach zu perfekt sei… Jetzt ist die Sandmann-Edition wieder für einige Tage auf der Straße! Und es geht ohne Umwege durch die ersten kleinen Katastrophen…

Heute mal nicht auf GAS, das ist alle.

Heute mal nicht auf GAS, das ist alle.

Unter dem Dreck der alten Scheune blinkt mich der pantheroschwarze Lack abwartend an. Der große Achtzylinder startet auf Anhieb aus eigener Kraft und blubbert zufrieden und durstig vor sich hin. Noch während das Oktett der bouncenden kleinen Kolben-Combo die über Jahrmillionen unter hohem Druck zu zündbarem Nass gepressten Schalentiere in Feinstaub-befreites CO2 umwandelt, mischt sich der würzige Geruch von heißem Kühlwasser unter das Vanille-Wunderbaum-Klima des Innenraums… Mir fällt einer der Gründe wieder ein, warum ich dem V8 seinerzeit eine Pause gegönnt habe: Kühlwasserverlust. Diagnose: Irgendwo beim Wärmetauscher, da sind viele Verzweiger im Schlauch (Kaltlaufregler, LPG-Vorwärmung, Heizung). Ein liebliches Rinnsal entspringt gut gelaunt irgendwo in den Tiefen des Armaturenbretts und sammelt sich unter der Fahrerfußmatte zu einem kleinen, stinkenden See. Schon ist dieses Auto wieder mein Freund.

Himmel, ist der jetzt sauber!

Himmel, ist der jetzt sauber!

Verzagen wir nicht. Das Wochenende steht bevor, und der Wagen holpert noch auf seinen Standplatten wie ein waidwunder Scheunenfund. Viel lieber möchte ich nun über Lackpflege und eine Säuberung des noch immer von dänischem Sand bevölkerten Innenraums nachdenken, bevor ich mich in Richtung Niedersachsen aufmache. Das automatische Blitzblank-Programm der Waschbox leistet ganze Arbeit, und fröhlich eine Wertmünze im Staubsaugerkasten versenkend beuge ich mich anschließend mit allerbesten Reinigungsabsichten in den Fahrerfußraum. Und sauge singend und beherzt (und nur ein bisschen aus Versehen) die zwei neuen Batterien für meine Blog-Cam, eine Glühlampe, vier Euro, ein Zopfgummi, drei Briefmarken und die letzten 14 Tankquittungen weg. Und plötzlich geht einfach alles aus.

Wo ist die Leistung?

Wo ist die Leistung?

Bekanntermaßen ist es nicht das erste mal, dass mir in dieser Selbst-Saug-Anlage missliches widerfährt. Ältere Forumsleser werden sich an den aus dem Schloss rausgesaugten Mitsubishi-Zünschlüssel mit anschließendem Not-Aus und einer aufgebrachten Horde Opelfahrer erinnern…

Stan und Olli, wo ist das Wasser?

Stan und Olli, wo ist das Wasser?

Heute schielen 12 ratlos wirkende Wochenend-Saubermacher wie Laurel und Hardy in ihre Saugrüssel. Wenn Sie in gewohnter Slapstick-Manier nun einen Wasserstrahl erwarten, liegen Sie gar nicht so weit daneben: Der Sauger klickt und stöhnt, um anschließend mit einem „hhhhhhrwhhhhhhh“ die staubige Luft aus den Düsen wieder herauszublasen! Nicht wirklich mit brachialer Gewalt, aber auch nicht geeignet, um Schmutz aus Teppichen zu ziehen… Glücklicherweise funktioniert das deutsche Meldewesen immer noch, und mit gebrummelten Frechheit!- und Geld-zurück!-Tiraden erbitten vereinserprobte fettleibige Thermohemd-Träger eine Audienz bei der ratlosen Servicekraft der Tankstelle. Es täte ihm leid, die Elektronik sei defekt, er könne uns lediglich die Wertmünze erstatten…

Gas tanken macht Freude

Gas tanken macht Freude

Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Elegant auf die zu quittierenden 50 Cent verzichtend rolle ich mit meinem innerlich immer noch verschmutzten Audi zum Alternativ-Kraftstoff-Tresen, flantsche den dicken LPG-Rüssel an den Tankstutzen und drücke wieder einmal permanent lächelnd Flüssiggas für 30,- Euro in den Tank. Das wird für über 400 Kilometer reichen. Wer das Bild vergrößert: oben sind die Euros, darunter die Liter! Bei Ihnen sieht die Bilanz andersrum aus, oder? Eigentlich kann es jetzt losgehen. Während sich im Hintergrund noch immer einige empörte Saug-Wütige wild gestikulierend mit dem Techniker streiten, packe ich meinen neuen Wunderbaum aus, propfe Lisas navigativen Saugfuß an die Scheibe, starte den Motor auf Gas und freue mich über den tadellosen typisch mechanisch klackernden Rundlauf. Auf geht’s!

Überall um mich rum sind die Retter

Überall um mich rum sind die Retter

Nein, geht’s nicht. Nur vier Kilometer Stadtautobahn trennen die Tankstelle von der Bundesstraße 404, dem Highway Richtung Süden. Und hier, genau unter dem Kreisel, liegen Metallteile, Glassplitter und Plastik. Diese Fragmente gehören zu einem Polo, der kurz darauf zu sehen ist und unter einem großen Laster klemmt. Daneben stehen ziemlich viele Autos, in denen nervöse Passanten sitzen, angespannt, weil sie plötzlich einem Pulk aus fünf Feuerwehr-Einsatzfahrzeugen, drei Notärzten, drei Polizeiwagen, der Rettungsschere, einem landenden Hubschrauber und einem schweren Ölbekämpfungsfahrzeug (auf meinem Foto direkt neben mir „hinter“ dem Spiegel zu sehen) Platz machen müssen. Rien ne va plus. Meine fernmündlich kontaktierte Schwester kann mich ein wenig beruhigen, solche schweren Unfälle würden immer viel schlimmer aussehen, als sie tatsächlich seien. Trotzdem stehe ich mitten in Kiel. Fast eine Stunde.

Hallo Uelzen, da bin ich wieder

Hallo Uelzen, da bin ich wieder

Oh Uelzen, mein Uelzen. In den frühen Abendstunden bin ich endlich bei dir. Unterwegs, entlang der Strecke, lässt sich ein funktionierender Staubsauger lokalisieren, und abgesehen von den alten, mausetoten Pneus hat mich mein Audi treu und immer besser rollend durch diesen Nachmittag gebracht. Vor mir liegen zwei entspannte Abende, einer bei meinem Schwesterchen Anita mit Mann und Tochter, der andere bei meinen Freunden Olaf und Markus und ihren Familien. Dazwischen sind Panoramabilder mit Audi V8, weiten Feldern und Kiefernwäldern geplant. Eine Foto-Love-Story. Man wird sie hier finden. Haben Sie sich auch schon einmal auf eine Reise gefreut und sind dann nicht weg gekommen? Mannmann. Ich hoffe, dem Saugertechniker und dem Polofahrer geht es gut…

Sandmann

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Über Sandmann

Die Zeit ist zu knapp für langweilige Autos, Abende vor dem Fernseher oder schlechten Wein. Ich pendel zwischen Liebe, Leben und Autos und komme nicht zur Ruhe. Aber ich arbeite daran.

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