Zu Stieren und Pferden

Und wieder das Lied von Reinhard Mey

Und wieder das Lied von Reinhard Mey

Das Leben dreht abgesehen von einigen beruflichen Konstanten manchmal Pirouetten, windet sich im Hauch des Neuen und wendet gern mal auf halber Strecke, um neue Wege einzuschlagen. Aber das ist eine andere Geschichte. Die berufliche Pirouette heute ist ein Ticket nach Bologna in Norditalien in meiner Hand. Pressereise in die Region Emilia Romagna, ins Land der Motoren zwischen Modena und Maranello. Lamborghini, Ferrari, Maserati. Aber wieder mal muss ich da ja erst – hin!

Nun bin ich zwar ein großer Freund des stiefelförmigen Landes mit dem schönen Wetter, hatte aber bis dato mit der nationalen Automobilproduktion nicht viel am Hut.

Hallo Taxi!

Hallo Taxi!

So kommt es, dass ich diesen Trip ziemlich unvoreingenommen, ja wenn nicht gar unVORBEREITET antrete.  An einem frühen Donnerstag Morgen in Hamburg, in einem Taxi von Altona zum Flughafen Fuhlsbüttel. Das Auto ist ein Citroen, der Fahrer erzählt mir von seinen Urlauben im Süden unter Palmen (während draußen der kleine Herbst aus dem Mai abgeholt werden möchte) und im Radio läuft ein dänischer Kultursender mit vielen Wortbeiträgen. Alles, was ich in meinem Handgepäck habe ist ein Programm der kommenden vier Tage bis Sonntag, meine Kamera, mein Laptop und eine Flasche Sonnenmilch. Die darf ich auch gleich mal beim Check-In einer lächelnden Zöllnerin schenken, da sie sagenhafte 400ml Flüssigkeit enthält und in der Lage wäre, das Terminal von diesem Planeten zu blasen. Ist das immer noch Phase hier? Befürchtet man noch immer einen Bombenanschlag mit Shampoo und Rasierwasser? Na hoffentlich scheint in Italien nicht die Sonne. Stop. Streichen Sie diesen Satz.

Airport Blues

Airport Blues

Wie fast immer wenn ich in ein Flugzeug steigen will passieren große oder kleine Katastrophen. An diesem bereits erwähnten Donnerstag ist das Desaster eher klein, zumindest für mich. Nachdem ich inmitten eines komfortablen Zeitfensters von den Zöllnern erfahre, dass außer meiner eben vernichteten Sonnenmilch vielleicht in Italien mein mitgeführter Korkenzieher für eine umgehende Verhaftung sorgen könnte dringt von nebenan lautes Geschrei und aufgebrachtes Geraune rüber. Ein Geschäftsmann mittleren Alters im hellen Trenchcoat hat offensichtliche Differenzen mit gleich drei verärgerten Polizisten, die ihn bisher vergeblich dazu bewegen wollen, ihnen zu folgen. Einer von ihnen hat inzwischen eine Hand an seiner Waffe, die beiden anderen wirken konzentriert und kampfbereit. Einen interessanten Augenblick lang schreien sie alle vier. Dann folgt der cholerische Handlungsreisende aus den optischen 80ern ihnen in eine kleine Kammer. Es ist Zeit für einen Kaffee. Einen großen!

Kaffee - JETZT!

Kaffee – JETZT!

Ich nutze erstmals in dieser vernetzten Welt den elektronischen Check-In mit der Option, die Bordkarte inklusive Scannercode papierlos auf mein Handy zu beamen. Das schont angeblich den Regenwald und beeindruckt mich irgendwie, weil ich’s noch nie gemacht habe und wieder einmal mehr mein altes Telefon lieb habe. Cool. Digital Life. Schnell noch eine schlimme reißerische Hamburger Morgenpost vom Stapel geschnappt, das Telefon auf den Scanner gelegt und *schwupps* sitze ich endlich mal wieder an Bord einer Lufthansa Maschine, eingezwängt in einen Economy-Sitz mit wundervollem Blick nach draußen. Leider ohne Balkon. Zunächst geht es in Richtung München, von dort aus dann weiter nach Bologna. Irgendwie ist es noch immer ein bisschen aufregend, wenn die Triebwerke Stoff geben, ich in den Sitz gedrückt werde, meine Zeitungen sich durch den Fußraum nach hinten ins Flugzeug verabschieden und der Vogel langsam steigt. Das wird nie aufhören.

Und wieder das Lied von Reinhard Mey

Und wieder das Lied von Reinhard Mey

Hamburg von oben. Irgendwo da unten döst mein halbfinnisches Fräulein Altona (hoffentlich) noch in den Morgen hinein und ersinnt neue Bespaßungsmethoden für mein inzwischen auch schon wieder drei Monate altes Sandmädchen. Die Zeit rennt, es ist nicht zu fassen. Während unten die Alster, die Elbe und niedersächsische Ländereien unter den Wolken verschwinden serviert man uns Reisenden einen opulenten Butterkeks mit Schokofüllung und einen Kaffee. Oha. Hoffentlich gibt es nachher noch ein bisschen mehr zu futtern, mir hängt der Magen jetzt schon in den Knien. Und gefühlt direkt danach kalauert der heitere Kapitän dieses Airbus ein paar München-Anekdoten, und der Koloss setzt zum Sinkflug an.  Eine knappe Stunde für eine Reise von ganz im Norden bis ganz in den Süden der Bundesrepublik Deutschland. Auch das wird mich immer wieder begeistern und mit kindlichem Unglauben erfüllen. Wir landen in München.

Alles Baustelle hier

Alles Baustelle hier

Dort entpuppt sich die Geschichte mit den Bordkarten auf dem iPhone als nicht immer idiotensicher, ich stehe mit einem weiteren riesengroßen (und sagenhaft teuren) Kaffee an dem zugewiesenen Gate 61 rum und warte auf die anderen fröhlichen Journalisten und frage mich irgendwann, warum die eigentlich alle zusammen nicht kommen. Einem Selbsterhaltungsimpuls folgend studiere ich die (analogen) Abflugpläne und sehe, dass man das Gate geändert hat und ich mich innerhalb der nächsten 2 Minuten an Gate 71 einzufinden habe. Zack. Dann mal los. Dort treffe ich auch tatsächlich das erwartete Grüppchen rund um Stephanie Stöver (unsere Ansprechpartnerin aus der zuständigen Agentur) herum, gerade beim Boarding. Und ich bin mit meinem Sprint noch nicht mal schlecht davor, verglichen mit Christian Sauer, der nämlich in diesen Sekunden irgendwo auf dem Flughafen umherirrt und um Hilfe schreit. Hilfe, weil seine Brieftasche in Leipzig geblieben ist (warum auch immer) und er nun keinen Personalausweis oder ähnliche Dokumente hat.

Ich hätte gern NOCH mehr Kaffee

Ich hätte gern NOCH mehr Kaffee

Unser erster Traumwagen heute ist ein kraftvoller COBUS 3000! Was so sagenhaft klingt ist leider nur der Shuttlebus zum Flieger der kleinen Maschine von Air Dolomiti, aber für heute Nachmittag wurden uns echte Traumwagen versprochen. Ich nehme das ernst 🙂 Von Air Dolomiti habe ich noch nie gehört, wie sitzen ähnlich komfortabel wie in einer Straßenbahn und blicken auf die zugegebenermaßen hübschen Stewardessen, die italienisch-gelangweilt die Sicherheitsmaßnahmen erklären, denen niemand Beachtung schenkt. Meine Hamburger Morgenpost liegt irgendwo in dem anderen Flieger, ich verstehe die Sprache des Bordmagazins nicht und hänge daher so meinen Gedanken nach. Zu essen gibt es ein paar kleine Salamiwürstchen und Grissini. Cool, ich glaube ich fliege tatsächlich nach Italien 🙂

Wolle Flugzeug verkaufen?

Wolle Flugzeug verkaufen?

Lamborghini, Ferrari, Maserati. So langsam freue ich mich. Ein paar Tage weg von blubbernden amerikanischen Achtzylindern und unruhig laufenden deutschen Vierzylindern. Zornig schreiende Kunstwerke aus Stahl und Carbon, unbezahlbar für dich und mich, aber ein Mann darf ja zumindest Träume haben. Und er darf sie heute auch mal wagen. Was für ein feines Wortspiel. Wir lesen uns jenseits der Alpen, dort beginnt ein lüsterner Porno aus Stahl und Cabon!

Sandmann

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Über Sandmann

Die Zeit ist zu knapp für langweilige Autos, Abende vor dem Fernseher oder schlechten Wein. Ich pendel zwischen Liebe, Leben und Autos und komme nicht zur Ruhe. Aber ich arbeite daran.

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