Selbst Hand anlegen

Ay liebe Blog-Gemeinde,

Das Gelöt sollte dabei sein

Das Gelöt sollte dabei sein

der Winter klopft bald an die Tore der Stadt, wir begeben uns tendenziell in eine Zeit der Feuchtigkeit, der Kälte und der Dunkelheit. Diese neblige Epoche ist bei uns Schraubern prädestiniert für das Ausfallen von Kleinteilen… Den ganzen warmen Sommer über ist alles heil, aber jetzt, bei demnächst theoretischen Minusgraden draußen, fängt die Lady an zu zicken. Is‘ klar. Ich wage mich heute exemplarisch an die ausgefallene Beleuchtung meines Außenthermometers (damit ich auch weiß, WIE frostig es draußen ist) und einen Lämpchentausch in den Sitzheizungsreglern und dem Sitzmemoryschalter. Diese Teile kosten bei Audi neu ein kleines Vermögen, und mit ein bisschen Geschick und einem Lötkolben ist das alles gar nicht so schwer. Fangen wir an.

Die Mutter aller Innenarbeiten ist beim Audi V8 das Herausbekommen der betreffenden Teile, ohne dabei das handverlesene Wurzelholz zu zerkratzen oder gar irgendwo kleine wichtige Plastiknuppsis abzubrechen.

So sieht ein Tauschkandidat aus

So sieht ein Tauschkandidat aus

Neue Lämpchen habe ich schon gekauft, die gibt es beim freundlichen Elektronik-Fachhandel für wenige Cent. Ach ja – und roten Lampenlack. Audis Lampen sind ja rot, einigen ist dieses Spektrum durch einen kleinen, roten, frommsigen Überzieher oder ein Buntplastik anerzogen, in meinen Fällen muss ich die kleinen neuen Leuchter abendgarderobenmäßig hitzefest lackieren. Ist das Bauteil erst einmal heraus, muss es zerlegt und das neue Lämpchen eigentlich nur eingelötet werden.

Platine nackt und bloß

Platine nackt und bloß

Eigentlich. Nun noch kurz den oberen Deckel des Armaturenbretts ausgebaut (hahaha, mal eben kurz! Wenn man dank des Audiforums oder des RepLeitfadens nicht weiß, wo die gut versteckten Imbusschrauben sitzen, kann das auch mal einen halben Tag dauern…), zweiundvierzig Stecker vom Instrumententräger gelöst und auch den mit ins warme Wohnzimmer genommen.

Alt gegen neu

Alt gegen neu

Was benötigt man nun noch? Ein bisschen einfaches, filigranes Werkzeug, die Lötstation, Lötzinn mit Flussmittel, einen guten Zigarillo und einen alten Zinnbecher voller Rotwein. Vorzugsweise einen Pankraz Pinot Noir Barrique. Altes Lämpchen ausgelötet (na gut, das habe ich mal gelernt, das ist nicht GANZ so einfach…), neues eingelötet, Zinn fröhlich zerfließen lassen, ohne die Platine zu zerstören und anschließend einen Schluck Wein. Passt.

Jede Menge Mechanik

Jede Menge Mechanik

Ich wage mich an den Sitzmemoryschalter. Dieser ist nicht mein Freund. Er besteht nämlich aus zwei Teilen, und wenn man ihn das erste mal zerlegt, macht es sproiiingg und die kleinen Federn verteilen die Fragmente des Innenlebens großzügig im Wohnzimmer. Hurra. Als ich leise fluchend das Puzzle wieder zusammen gesetzt habe, tausche ich das Lämpchen (auslöten – einlöten) und setze das elektromechanische High-Tech-Bauteil akribisch wieder zusammen. Es bleibt nichts übrig, jedenfalls nichts, was auf dem Tisch liegt. Ich bin ein bisschen stolz.

Fingerspitzengefühl

Fingerspitzengefühl

Das große Finale, mein Außenthermometer! Es muss nicht nur aus dem Rücken des Instrummententrägers heraus operiert, sondern auch noch auseinandergeklippst werden, um an das Lämpchen heran zu kommen. Was macht normalerweise der bodenständige Anwender defekter Leuchtmittel? Er kauft ein neues komplettes Bauteil und lässt es einbauen. Oder wenn beides zusammen dann mehr als 300 Euro kostet, lebt man vielleicht einfach mit einem dunklen Thermometer… Nein, nein, ICH möchte die ganze rote Pracht sehen, die mir schon seit damals, 1990 bei einer Probefahrt mit meinem Schwager Andreas, kurz nach dem Führerscheinerwerb, nicht mehr aus dem Kopf gegangen ist.

Und es werde LICHT

Und es werde LICHT

Es werde Licht. Der Winter kann kommen! Ich blicke wieder auf die cockpitartige Landschaft aus übersichtlich angeordneten und klar lesbaren Analoginstrumenten, ausdrucksstark in Szene gesetzt von echten Glühlampen. Kein Großflächendisplay nervt mich mit bunten Bildchen und Informationsüberfluss, kein blinkendes MP3-Radio liest mir im Landebahn-Design zuckend den Interpreten, das Album und die Musikrichtung vor und Lisa (mein Navi) liegt schmollend im Handschuhfach. Machen Sie auch was selbst an Ihrem Auto? Oder lassen Sie Ihre Stammwerkstatt schrauben? Es ist ein wohliges Gefühl, nach dem Zusammenbau aller Teile auch alles funktionstüchtig anzutreffen. Ups? Draußen sind 13 Grad.

Na, ich dachte, es wäre kälter…

Sandmann

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Über Sandmann

Die Zeit ist zu knapp für langweilige Autos, Abende vor dem Fernseher oder schlechten Wein. Ich pendel zwischen Liebe, Leben und Autos und komme nicht zur Ruhe. Aber ich arbeite daran.

6 Antworten zu Selbst Hand anlegen

  1. El Gigante sagt:

    … mutig bist du ja, RESPEKT. Was mir auch gefällt ist deine Ausdauer! Da haben wir schon wieder was gemein.

    Pfriemel, pfriemel
    El Gigante

    • Sandmann sagt:

      Ay El Gigante,

      die Ausdauer oder vielmehr das Angehen von solchen Operationen erspart mir jedes Jahr mehrere Hunderter! Das ist also eher eine Art Selbsterhaltungstrieb 😉

      Der Audi V8 ist noch einigermaßen selbst lötbar.
      Du kannst sogar die vier EX-TREM teuren digitalen aktiven Endstufen von Bose einigermaßen selbst nachbauen, wenn du ein bisschen Plan von Elektrotechnik hast. Bei mir sind selbstgelötete drin 🙂 Und auch die Steuergeräte haben jeweils nur kleine ICs drin. Wenn die platt sind brauchst du Ersatz, aber alles andere sind nur Bauteile, Leiterbahnen, Lötzinn und Platinen. Ich freu mich ja, dass ich nicht völlig umsonst bei der seligen Hagenuk meine Lehre gemacht habe…

      Sandmann

  2. Wob79 sagt:

    Tja selbst ist der Mann. 😉 Ich würde es nicht anders machen. Leider war die Verlockung der Abwrackprämie soooooo Grooooß das ich mich gleich mit den einem oder anderem Schalter eingedekt habe. 🙂 sonst löte ich auch selber. zu mindestens da wo man noch rankommt.

    • Sandmann sagt:

      Die Schalter bei meinem Auto sind leider neu unbezahlbar und gebraucht auch nach einiger Zeit wieder kaputt… Dann doch lieber nachlöten, wo es geht.

      Inzwischen spinnt mein Scheibenwischerhebel ein bisschen. Aus Intervall wird Dauerwischen, und wenn man ihn aus macht bleibt der Wischer mitten auf der Scheibe stehen. Lustig. Aber irgendwas ist ja immer… 🙂

      Sandmann

  3. Markus1975 sagt:

    Hey Jens

    Da kann man mal sehen, oder wie in manchen Fällen auch wieder nicht. 😉
    Meine Beleuchtung geht ja zum Glück noch, wenn ich auch das Gefühl habe, daß sie etwas „schwächlich“ rüberkommt. Ach ja. Etwas habe ich dann doch noch im Innenraum zu beklagen. Meine hintere Sitzheizung geht nicht und im rechten Abteil des Klimadisplays ist es auch irgendwie…dunkel? 🙂 Nicht zu vergessen, daß ich kein Licht im Handschuhfach habe. Dies liegt aber nicht an einer fehlenden Birne. Nein! Bei mir fehlt die gesamte Leuchteinheit. Aber die Kabel liegen und schauen mich vorwurfsvoll an, wenn ich die Klappe öffne. Ich vertröste sie innerlich momentan. Es gibt wichtigeres vorne im Motorraum zu tun.
    Wo ist mein Waschmittel um die Pfoten wieder sauber zu bekommen?

    V8 mäßige Grüße

    Ein schraubender Markus der jetzt zum nächsten Blog entschwindet

    • Sandmann sagt:

      Ay Markus,

      die Lampen im Klimadisplay habe ich auch schon (beide) getauscht und wüsste aber momentan gar nicht, wie ich das gemacht hatte 🙂 Irgendwo im V8-Forum gibt es da bestimmt noch einen Bericht von mir, den ich vor meiner Tagebuch-Zeit seit 2007 verfasst habe… hihi…

      Ich bin vorhin nach dem Nach-Hause-Weg heldenhaft durch meine vorderen Scheinwerfer gekrochen (nachdem ich fast 5 Liter Öl nachgekippt hatte, das lesen Sie bitte weiter oben) und habe die kleinen 5-Watt-Lämpchen in den Standlichtern und den äußeren Positionslämpchen erneuert. Nun guckt er wieder gleichmäßig 🙂

      Feierabend habende Grüße
      Sandmann

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