Schön ist’s, wenn Sie fliegen, Herr Murphy.

Wie ich einmal fast eine A-Klasse E-Cell gefahren habe

Sie kennen den Herren Murphy vielleicht. Er hat 1949 ein paar Abhandlungen mit hohem Wahrheitsgehalt über die Dinge verfasst, die einem immer genau dann passieren, wenn man sie eigentlich nicht gebrauchen kann. Fliegern scheint so etwas recht häufig zu passieren, ich erinnere mich an eine Aschewolke, als ich nach Sizilien flog und einen Streik des Kabinenpersonals von BA, als ich erstmalig in meinem Leben nach London wollte. Jetzt möchte ich von Berlin über München ins spanische Valencia. Mercedes Benz hat 20 Blogger eingeladen, den neuen E-Cell zu fahren. Die Sterne stehen gut, die Vorfreude ist maximal – und ich werde wieder einmal über die Vorteile des selbstbestimmten Individualverkehrs aufgeklärt.

Blöd ist, um 5.00 Uhr morgens an einem Samstag aufzustehen.

Aber das habe ich nicht anders gewollt, ich hätte auch vor Jahren meinen Wohnsitz nach München verlegen können, von wo aus heute um 10.00 Uhr der Charterflieger nach Valencia starten soll. Dann wäre meine Anreise kürzer. Ich als Kieler will aber nicht nach München, nach Hamburg (von wo aus man schön hätte nach München fliegen können) diesmal auch nicht, ich bin seit gestern Abend in Berlin. Um wenigstens einen kleinen Teil des Plans umsetzen zu können, den mir die kurzfristige Einladung in das zu testende Elektromobil durchkreuzt hatte. Und hier stehe ich jetzt, auf dem Flughafen Tegel, langsam erwachend. Habe ich dem Taxifahrer eigentlich Trinkgeld gegeben? Ich schlafe quasi noch…

Schön sind Fensterplätze. Kurz bevor mein privater Kaffeekonsum die Fahrtkosten zu übersteigen droht, hebt sich der Vogel in den Himmel über Berlin. Ich bin immer und immer wieder begeistert, klatsche lachend in die Hände wie ein Kind und schaue auf die weihnachtlich beleuchtete Hauptstadt hinab, wo unter einem zartroten Streifen am Horizont ein wundervoller Mensch noch schläft und gar nicht so recht weiß, was aus dem sandmannfreien Tag so werden soll. Ich selbst wiederum weiß noch nicht so recht, was mich in Südeuropa erwartet. Wenigstens bin ich jetzt wach, es ist schön warm hier und ich kann meine Beine ein wenig strecken.

Blöd ist, an einem Samstag alleine zu frühstücken, so etwas ist in den menschlichen Genen mit negativen Emotionen programmiert worden, da hilft auch der leckerste Kaffee nichts. Aber ich will mal nicht zu viel jammern, als ich das letzte mal so früh aus Berlin raus musste wartete auf mich ein langer Arbeitstag mit EDV-Schulungen. Heute warten auf mich nette Menschen und Elektroautos aus Stuttgart. Ich mache mich mit dem Rahmenprogramm und den Workshops vertraut und lese im Focus noch ein bisschen was über den Klimawandel, und dass er so schlecht gar nicht sei. Klimawandel. Wie mag es wohl meinem Audi V8 gehen, der in der Nähe des Bahnhofs Hamburg Altona friert?

Schön ist, in München auf viele supernette und freakige Bloggerinnen und Blogger zu treffen. Die allesamt mit mir gemeinsam in diesen Charterflieger steigen möchten und sich rege über dies und das im WWW austauschen, während sie weiter ungehemmt Kaffee in sich hereinlaufen lassen und an Croissants und Schnittchenvariationen nagen. Adressen und Webseiten sind schnell ausgetauscht, gemeinsame Interessen sind in dieser jungen, wilden Community vermutlich wesentlich ausgeprägter als bei Printredakteuren und Autoren. Man mag sich. Erstaunlich schnell. Mercedes Benz kümmert sich professionell um alle Fragen und Belange und zeigt sich auch verantwortlich für die beiden nur mäßig gut gelaunten Menschen, die um 9.30 Uhr vor die auf den Flieger wartende Menge treten…

Blöd ist, wenn ausgerechnet die Spanier sich zu einem wilden Streik entscheiden, die heute verkehrslogistisch alles in der Hand haben. Die Fluglotsen. Über Valencia geht nichts mehr, das Militär hat die Kontrolle übernommen und Millionen von Reisenden in und um Spanien stehen vor oder in einem komplett geschlossenen Luftraum. Mindestens bis heute Abend um 19.00 Uhr. Da auch der morgige Tag vornehmlich von der Rückreise geprägt wäre, ist ein wenn überhaupt mögliches Zeitfenster für die geplanten Workshops viel zu klein. Ach verdammt! Und jetzt? Nach einem gemeinsamen Gespräch sind wir uns alle einig, dass wegen der unklaren Situation das heute alles hier keinen Sinn mehr macht. Und dass wir es mit genau den gleichen Leuten im Frühling nachholen werden! „Herr Sandmann, wollen Sie nun zurück direkt nach Hamburg oder nach Berlin fliegen…?“ Na, was für eine Frage…

Schön ist, wenn trotz der Enttäuschung über die Absage eines interessanten Autowochenendes eine Alternative ansteht… „Süße, bist du wach? Kaufst du noch ein? Was machen wir denn heute noch…?“ Sie lacht und hat nicht damit gerechnet, dass unser Wochenende doch noch wie von langer Hand geplant stattfinden könnte. Ich war halt kurz in München frühstücken und ein paar Blogger kennen lernen. Und da bin ich schon wieder 😀 Und auch, wenn ich statt an einem Palmenstrand gegenüber der afrikanischen Küste heute „nur“ über den weihnachtlich beleuchteten Ku’Damm bummel, möchte ich mich ganz herzlich bei Daimler Communications für die höchst professionelle Abwicklung des gesamten Tages bedanken. Für Murphys Gesetze gibt es noch keine Versicherung, und aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Ich hoffe, wir alle sehen uns spätestens im Frühling in Stuttgart…?

Sandmann

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Über Sandmann

Die Zeit ist zu knapp für langweilige Autos, Abende vor dem Fernseher oder schlechten Wein. Ich pendel zwischen Liebe, Leben und Autos und komme nicht zur Ruhe. Aber ich arbeite daran.

8 Antworten zu Schön ist’s, wenn Sie fliegen, Herr Murphy.

  1. Touranus sagt:

    Einen wunderschönen und guten Abend wünsche ich aus dem mittlerweile schneefreien Niedersachsen! 😉 (Bevor ich wieder nach Schleswig Holstein aufbreche).

    Du weißt ja sicherlich, dass ich ein groooooßer Fan von dem Herrn Murphy bin. Darum beziehe ich mich in meinen Berichten ja auch so gerne auf ihn….
    Es beweist sich fast jeden Tag, das der Mann eindeutig Recht mit seinen Thesen hat! 😉

    Betrachtet man den Umstand, dass heute auch noch Montag ist, sollte mich eigentlich NICHT wundern, was sich heute alles während meiner 8 Stunden Arbeit zugetragen hat… Ein Lichtblick waren freilich die Minuten, die ich mit dem Herren El Gigante via Facebook in einer kurzen Verschnaufpause verbracht habe… Gruß an dieser Stelle an den wohl längsten Fahrlehrer Deutschlands…. *schmunzel*

    Aber mal ehrlich, Sandmann: Was hätte der Palmenstrand bei 6!!!!!!° denn mehr zu bieten gehabt, als das Wochenende mit Deiner Freundin???? Also bitte….! Hätten dort sommerliche Temperaturen geherrscht, hätte ich ja noch ein weinendes Auge verstehen können…aber so?
    Also ICH ziehe da die wohlige Körperwärme einer liebenden Frau unter einer warmen Decke, während draußen kristallines Wasser vom Himmel schwebt JEDEM Strand bei 6 ° vor!

    Ganz zu schweigen davon, dass Dein V8 Dich vermisst hätte und der Flieger nun etwas weniger Kerosin in die freie Bahn gepumpt hat…

    Außerdem freue ich mich gerade diebisch über die Fehler, die ich in dem Bericht gefunden habe… Die bekommst Du ab jetzt immer auf’s Brot geschmiert, wenn Du Dich über unsere Fehler auslässt 🙂 (Bsp.: Blöd ist IM 05:00 Uhr….) Hach ja….
    Bitte lese diese Zeilen mit einem Lächeln, denn ich meine sie nur „gefoppt“ 😉

    Ich habe gestern übrigens mal kurz in Artlenburg beim „Schrotti“ gestoppt. Öhm… wir müssen da mal wirklich hin. Steht die Idee mit dem Schrottplatz-Dreieck UE – LG – HH noch?
    Nimmst mich mit?

    Vorweihnachtliche Grüße
    Touranus

    • Sandmann sagt:

      Na, das musste ich ja gleich mal korrigieren. Zumal mich eine ähnliche Mail aus Berlin heute erreichte… Ich und meine Schreibfehler 🙁

      Natürlich hat eine weitere Nacht an der Seite dieser Frau durchaus ein gewisses Gegengewicht zu einem Abend in Spanien. Keine Frage. Deshalb war ich ja auch nur ein ganz klein bisschen enttäuscht, zumal der Tag ja nachgeholt wird 🙂

      Schrottplätze? Geht los. Aber lass das Wetter erst mal besser werden, Metall kann ganz furchtbar kalt und nass sein…

      Sandmann

  2. Markus1975 sagt:

    Hey mein Lieber

    Tja. Der liebe Murphy 🙂
    Aber es ist doch schön, daß Du wenigstens mit Deinem Fräulein Altona das Wochenende verbringen konntest.

    Was ist eigentlich aus dem Sascha geworden? Er wollte doch so einen Schrottplatzbericht schreiben? Sascha?
    Und was ist mit dem Örg?! Junge lebst Du noch? Beschwerst Du Dich immer noch über zu lange Kommentare zwecks ausdrucken? 🙂
    Und nur mal so eine Frage am Rande.
    Jens gibt´s bei Dir einen Weihnachtsmarkt? So richtig mit Buden und so. Haste Bock? Dann sollten wir uns einmal dort treffen.

    V8 mäßige Grüße

    Markus aus einem jetzt wieder frierenden Wahlstedt

    • Sandmann sagt:

      Ay Markus,

      Sascha arbeitet offensichtlich an seiner eigenen Werkstatt, aber den Schrottplatzbericht hat er doch schon lange geschrieben…? Schau mal in der Kategorie „Autorenpool“…
      Örg ist da und arbeitet ne Menge, hat aber momentan nur sporadisch Internet.

      Klar gibt es hier einen Weihnachtsmarkt, schon seit dem 22. November! Und ich war noch gar nicht da, Schande, wo ich doch so gern Glühwein mag 😉
      Wann bloß wann bloß wann bloß…..

      Weihnachtsmann

  3. MC Winkel sagt:

    „Man mag sich. Erstaunlich schnell.“

    Ah, das ist bei mir immer so! 🙂

    Neé, ernsthaft, ich hab‘ Allen, die mich mitleidig angeschaut und mir Herzliches Beileid ob des ausgebliebenen Fluges wünschten nur gesagt, dass es absolut nicht schlimm war (bis auf die Sache mit dem Aufstehen um 3.00h, DAS war eine Katastrophe!), weil ich sehr viele, nette Leude kennengelernt hab – und dabei dachte ich auch an Dich! 🙂

    Also, wg. Pils unbedingt schnacken, aber nicht am Samstag, da hab ich (leider) Geburtstag. Ich nulle. Endlich 20.

    • Sandmann sagt:

      Ach du Schreque,

      SO jung bist du??? Schlimm. Ich schätzte dich auf Ende 40..?
      Ja was soll ich sagen, ich fand das ja auch alles nicht so dramatisch, wir sehen uns wieder und Mercedes wird dabei sein. Was will man mehr? 🙂

      Cool, auf in neue Dimensionen!

      Sandmann

  4. nurse assistant sagt:

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