Die #backseatsessions
Dieses elendige Virus. Lockdown, Schulen und Kitas zu, wegbrechende Einnahmen und die absurde Annahme, man könne von zu Hause aus Vollzeit arbeiten, wenn gleichzeitig ein kleines Kind bespielt, ein größeres Kind beschult und alle anderen Herausforderungen des Alltags ebenfalls gemeistert werden wollen. Jeder ging da auf seine Art mit um. Wahnsinnig werden war keine Alternative, wenn auch sehr verlockend. Ich setzte mich stattdessen auf den Rücksitz des schneeweißen Neuerwerbs. Auf das schlumpfblaue Velours. Die vorderen Sitze der alten S-Klasse hatte ich für eine Bestandsaufnahme ausgebaut, also gab’s hinten eine Menge Platz für… Konzerte. Gesang und Gitarre vom Rücksitz, Therapie für mich, Unterhaltung für euch. Hier kommen jetzt alle 21 Lieder, die es vorher nur bei Facebook zu sehen gab.
Ich legte ein Verlängerungskabel aus meiner Garage in Kiel hoch auf die Rampe, wo der 300 SE von 1986 seit Monaten unbewegt stand. Ich saugte das Velours sauber, klopfte die Teppiche aus und wischte einmal feucht durch 🙂 Standzeit macht komische Sachen mit alten Autos. Eine weihnachtliche Lichterkette und eine alte IKEA Nachttischlampe sorgten für genug Licht, dass ich hier nach der früh einsetzenden Dämmerung auch mal einen verschmitzten Blick auf Texte und Akkorde werfen konnte, sofern ich sie denn dabei hatte. Ein flüsternder alter Heizlüfter vertrieb temporär die Minusgrade aus dem Gestühl. Mein alter VOX Halbröhrenverstärker und meine Fender Telecaster (mit einem schlimmen Wackelkontakt im Kabel) summten leise vor sich hin. Es war ansatzweise gemütlich.
Mein Plan: An den Wochenenden zwei oder dreimal genau um 21:30 Uhr mit einem Lied online gehen. Ein bisschen vorher erzählen, was mich so umtreibt und was es mit genau diesem Lied nun auf sich hätte. Und das so lange, bis das Schlimmste wieder vorbei sein würde. Das es fast drei Monate werden sollten hatte ich am Anfang nicht eingeplant.
Jammern auf hohem Niveau contra Musik auf niedrigem Niveau 🙂 Das offensichtliche Vorhandensein kanadischen Whiskeys oder französischen Rotweins in verschiedenen angemessenen Gefäßen hatte mich nicht immer jeden Ton treffen lassen. Dass ich alles nur mit einem iPhone 8 filmte, was ich mal unter die Sonnenblende klemmte, mal in den Radioschacht stellte oder mal unter einer Kopfstütze verkeilte machte die Gesamtqualität nicht gerade perfekt. Aber was ist schon perfekt? Ich schnitt die schlimmsten Patzer raus, setzte einen Vorspann und Abspann davor und dahinter und legte einfach mal los:
Was mich schier umhaute waren die warmen, freundlichen Rückmeldungen von euch. Mir hätte es schon „gereicht“, wenn nur eine einzige Nachricht mit einem „Danke, das hat gut getan“ gekommen wäre. Es waren aber viel viel mehr. Soooo viel mehr. Ich brachte am Wochenende zwei oder drei Clips auf meiner Sandmanns-Welt Facebookseite online, und mit der Zeit wurde es für mich ein richtiges kleines Ritual. Zum Wochenende hin das ganze Geraffel ins Auto schleppen, warten bis es dunkel ist, vorheizen und dann mich gepflegt alleine auf dem Rücksitz betrinken und dabei was singen. Nett. Und anscheinend habt ihr euch Woche für Woche drauf gefreut. Ich bekam persönliche Nachrichten voller Dank, Mails, Whatsapps und freundliche Kommentare unter den Postings. Fremde Menschen wünschten sich Lieder (die ich fast alle nicht erfüllte) und ich wurde regelmäßig zu Nach-Corona-Lagerfeuern gebeten.
Euch tat meine Musik gut. Mir tat meine Musik gut. Mir tat auch gut, dass sie euch gut tat. Also machte ich einfach immer weiter. Jedes Wochenende. Mal mit einer meiner alten E-Gitarren, mal akustisch in ebenfalls verschiedenen Saitenvarianten. Mal mit Schnaps und mal mit Wein. Mal zerriss meine Jeans live, mal war mir so kalt dass ich einen dicken Pulli anziehen musste. Mal erzählte ich lustigen Kram, mal total irrelevanten Schwachsinn.
Was alle 21! Lieder eint – sie bedeuten mir sehr viel. Sie bedeuten mir mehr als das tägliche Radiogedudel in meinem Leben, und hinter jedem einzelnen steckt eine mehr oder weniger emotionale Geschichte. Bei einigen Stücken erzählte ich sie euch freimütig und über jeden Selbstzweifel erhaben, bei anderen ließ ich ein paar Details weg und hier und da war ich – trotz Rotwein – auch mal der Meinung, dass nicht jeder immer alles wissen muss 🙂 Bei den betreffenden Liedern wussten dann die betroffenen Menschen, dass sie gemeint waren.
Und wisst ihr was? Irgendwie… hat es ein bisschen Spaß gemacht, mit Hut und Gitarre auf einem plüschigen Rücksitz in einer alten S-Klasse zu sitzen und zu singen. Weil es nicht der Ort ist, an dem man normalerweise singt. Schummerig beleuchtet und mit grauenvoller Akustik, aber für mich einzigartig. Im Dunkeln durch meinen Garten stiefeln und dann diese dicken Türen hinter mir zuschmatzen lassen… Das war was ganz besonderes für mich. Und für viele von euch anscheinend auch, mein Schriftsteller-Freund Mika Karhu hat mir in seinem neuen Buch sogar eine lange Danksagung auf die letzte Seite geschrieben, weil ich ihn so manche durchschriebene Nacht musikalisch begleitet hatte. Okay, der weiß jetzt nach angetrunkenen Messenger Chats Dinge von mir, die nicht viele wissen… aber ich weiß auch was von ihm 🙂
Himmel dieser Alkohol. Aber ja nun. Manchmal zeigte ich auch im Clip Dinge, die niemanden was angehen. Meine Garage zum Beispiel. Aber auf der anderen Seite tut eine Garage ja auch niemandem weh, selbst wenn sie so unordentlich ist wie meine:
War mit der Musik ein bisschen emotionaler Geist in die alte S-Klasse eingezogen? Definitiv. Aber auch die Erkenntnis, dass ich in diesen wühligen Zeiten nicht mehr dazu kommen werde, den Wagen so schön zu machen, dass ich ihn im Alltag fahren kann. Tolles blaues Interieur hin oder her. Ich fasste schon sehr früh den Entschluss, dieses besondere Auto mit allen seinen Neuteilen und seinem neuwertigen Velours wieder auf den Markt zu werfen. Doch ich fühlte mich ein bisschen wie auf der Titanic, ich wollte so lange singen bis er tatsächlich abgeholt würde. Und das hab ich dann eben gemacht.
Im Laufe der Zeit, in der man abgeschottet zu Hause ohne andere soziale Kontakte außer der eigenen süßen Familie dem mentalen Wahnsinn jeden Tag ein bisschen näher kommt wurde ich experimentierfreudiger. Hin und wieder legte ich eine kleine, leise zweite Stimme unter den Gesang. Diejenigen von euch, die noch immer dachten es wäre live, fragten dann wer das war. „Mein schlechtes Gewissen“ war meistens meine Antwort. Bei „Patience“ habe ich sogar Engelchen und Teufelchen, also mein gutes und mein schlechtes Gewissen, den Hintergrundchor singen lassen. Das haben die ganz gut gemacht.
Und wenn mal ein kleines Gitarrensolo nötig war (ich bin eher nicht so der Solospieler), setzte ich mich tief in der Nacht noch in mein Arbeitszimmer vor das kleine, runde Snowball Mikrofon, zündete eine Kerze an, trank noch mehr Wein und nahm das zusätzlich auf. Homerecording für Dummies 🙂 Nicht immer sauber gespielt, aber immer von Herzen kommend.
Ich grub Lieder aus, die mir seit Jahrzehnten durch den Kopf gehen und im Herzen stecken geblieben sind. Viele kennt ihr, einige nicht. Auch da gab’s eine Menge Dank für die Inspiration und das Aufmerksammachen auf bis dato unbekannte Künstler. Bitte bitte, sehr gern 🙂
Bei so einer #backseatsession konnte man vermutlich keine Routine bekommen. Zumal die Tage immer länger wurden und die Flora um den weißen Riesen langsam immer mehr grünte. Das öffentliche Leben um uns rum stand weiterhin still, das Haus verließ ich nur zum Einkaufen und das second hand Trampolin im Garten entpuppte sich als die vermutlich beste Anschaffung des Jahres. Zumindest aus Sicht der viertelfinnischen Sandmädchen, die ihre geliebten Freundinnen und ihre Lehrerinnen und Erzieherinnen vermissten. #socialdistancing und #stayhome. Meine abendliche Abwechslung bestand im Probieren neuer, unbekannter Weine. Spannend sowas. Und ab und an wollte ich mal die Gitarren durchwechseln, auch jede einzelne Gitarre hat bei mir eine eigene Geschichte.
Was mich über die Wochen immer wieder faszinierte war die Unterschiedlichkeit eurer Geschmäcker. Gerade noch schrieb mir jemand „Das war das bisher schönste Lied von dir…“ und am nächsten Tag bekam ich eine Nachricht von einem Freund, der zurecht anmerkte, dass ich gestern Abend wohl schon ein paar Wein zu viel gehabt hätte, als ich anfing zu singen 😀 Es war mein ganz privates Boy Band Prinzip. Für jeden was dabei. Und am Ende des Tages, wörtlich, habe ich das alles für mich selbst und nur für mich allein gemacht. Es half mir durch die Zeit. Und ausnahmsweise habe ich euch zusehen lassen.
Die Videos auf Facebook hatten im Durchschnitt 600-700 Zuschauer erreicht. Für mich als Geschichtenschreiber, der sich eigentlich nicht vor einer Kamera rumtreiben und dann erst recht nicht singen sollte war das sagenhaft viel 🙂 Eine handvoll Clips riss nach oben aus mit über 1.500 Zuschauern, die ersten Abende knackten sogar die 2.000er Marke. Wow. Dörfliches YouTuber Niveau, mindestens. Sollte ich Influencer werden? 😀
Selbstverständlich nicht. Aber die vielen Klicks und ein paar Nachrichten von Leuten, die sich einige Videos immer wieder anguckten trieben mich auf meinen alten, längst brach liegenden YouTube Kanal. Denn schlechte Zeiten wird es immer geben. Und wenn jemand von euch wieder einmal ein bisschen Gitarrenmusik aus Kiel hören möchte, muss er oder sie nicht lange bei Facebook blättern sondern findet hier jetzt alles gebündelt beisammen. In der gewohnt schlechten Bildqualität. Und auch ich selbst habe ein paar persönliche Favoriten ausgegraben, einer davon war definitiv der hier:
Und das lag nicht nur am Southern Comfort…
Retrospektiv wird mir beim Einfügen der Videos grad klar, was für eine sagenhaft lange Zeit das war. Wie viel an Material da zusammengekommen ist, selbst wenn ich von jedem Clip das Gesabbel, das Hosenzerreißen und den Alkohol rausschneiden würde. Mache ich aber nicht. Krass, es sind mehrere Stunden! Und mein kleiner brauner Taunus-Bär war immer dabei. Manchmal fiel er runter in den Fußraum, manchmal flätzte er entspannt auf der Hutablage rum und manchmal steckte er im Lederriemen der hinteren Armlehne, was mir die lauten Stimmen von Amnesty International Anhängern und Tierschützern auf die Facebook Pinnwand trieb. Man dürfe den Bären doch nicht fesseln!
Ich möchte nicht endgültig ausschließen, dass ich nach dem einen oder anderen Lied noch in meinem dunklen Wohnzimmer gesessen und mit einem Tränchen im Auge schweigend ins Feuer geguckt hatte. Die Gitarre stand wieder in der Ecke, den ganzen anderen Kram ließ ich irgendwann einfach im Auto drin. Alles war immer sehr still im Haus, alle anderen schliefen. Je nachdem wie lange ich auf dem Rücksitz verbrachte mehr oder weniger fest. Das Leben mit allen seinen Facetten, mit seinen Höhen und Tiefen kann einen ganz schön beuteln. Auch wenn’s mir wesentlich besser ging als den armen Menschen, die auf italienischen Krankenhausfluren auf Beatmungsmaschinen warteten folgten auf gute Tage auch schlechte Tage. Nicht gesundheitlich. Mehr so emotional.
Ich glaube das sieht man mir nur an, wenn man mich schon lange kennt. Gut so. Manchmal ist es doch auch ganz okay, im öffentlichen Netz den Schein des Kaspers mit den alten Autos aufrecht zu erhalten, der alles gut meistert und alles toll hinbekommt. Dass es in der Realität bei niemandem von uns so ist werdet ihr alle unterschreiben können. Doch das änderte nichts an meinem Bedürfnis, weiterzusingen, weiter Musik zu machen und mir ab und an neue Kameraperspektiven zu erarbeiten.
Und dann sollte plötzlich das Blaue Sofa™, wie die alte S-Klasse inzwischen genannt wurde, verkauft sein. Ups? Ja war das denn die Möglichkeit? Und war etwa ein Ende von Corona abzusehen? Nein. Also musste ich mit dem Verstärker, dem Lampengeraffel und dem ganzen rumliegenden Leergut umziehen. In den Granada? Nee, der stand in der Garage und bot auf dem Rücksitz aktuell nicht genug Platz für Stagediving und instrumentales Gewirbel. Mit meinem Ei, dem Mazda 121, war meine Tochter aktuell unterwegs, außerdem war da auf dem Rücksitz noch weniger Platz als im Granada. Unser Familien-Benz sollte unser Familien-Benz bleiben, trotz einiger sehr schöner Erlebnisse in diesem Auto war der nix für emotionale Alleingänge eines romantischen Selbstdarstellers. Der Taunus. Klar wäre der meine erste Wahl gewesen, ich hätte allerdings auch die vorderen Sitze ausbauen müssen. Kleinigkeit.
Und dann kam Helmut, unerwartet, wenig verrostet, lange vergessen und aus eigener Achse auf meine Auffahrrampe gerollt. Helmut ist eine baugleiche S-Klasse wie das Blaue Sofa™, allerdings mit der kleineren 260 SE Maschine und „nur“ in rauchsilber Metallic mit schlichtem, grauschwarzem Stoff innen. Aber Helmut war da. Und Helmut hatte hinten mehr Platz als so manch Student in seinem WG-Zimmer , also musste ich nicht die vorderen Sitze ausbauen.
Helmuts Geschichte erzähle ich euch beizeiten einmal ausführlicher. Hier und jetzt waren sind wir ja prinzipiell noch im weißen Mercedes-Benz der Baureihe 126 versammelt, den ich eigentlich verkauft hatte. Der dann aber doch nicht abgeholt wurde. Ich sag ja, das Leben, das Leben. Also standen nun zwei S-Klassen auf meinem Hof, was das Halbfinnische Fräulein Altona dazu bewegte, mir eine gewisse Sammelleidenschaft zu unterstellen, die sie nicht immer mit super Laune quittierte. Ich konnte das nachvollziehen, gelobte das Blaue Sofa™ alsbald an den Mann oder die Frau zu bringen und flüchtete mich weiterhin singend an den Abenden der Wochenenden auf den Rücksitz einer S-Klasse. Der anderen.
Mit dem Vortragen von Musik ist das ja so eine Sache. Da gibt es Lieder, bei denen zerlegt es einen regelrecht, wenn man sie hört. Dass die sich dann aber auch gut auf einer einzelnen Gitarre spielen lassen ist nicht unbedingt gewährleistet. Auch gab’s mir zugerufene Musikwünsche, die ich teils aus persönlichen Gründen ablehnen musste (einige Stücke kann ich einfach nicht mehr ertragen…), teils aus Prinzip (ich wollte hier meine eigenen Favoriten singen und vertröstete ein paar von euch auf die nächsten Lagerfeuer…) und manchmal auch, weil die Solo-Interpretation auf einer einzelnen Gitarre schlicht und ergreifend in die Hose gegangen wäre. Bei dem Lied hier hätte ich mir definitiv eher ein Klavier gewünscht. Das aus dem Wohnzimmer ins Auto zu rollen wäre allerdings eine ganz andere Geschichte gewesen:
Ich schreibe und schreibe. Dabei erzählte ich doch schon so viel Sinn und Unsinn in den Videos selbst. Aber die 21 Clips jetzt hier alle einmal zu bündeln ist für mich fast so emotional wie sie zu singen, denn ich blicke auf die lange Zeit zurück und habe sehr viele Gedanken und Bilder im Kopf. Krass, was alles so passiert. Wie schnell die Welt sich dreht und was sich alles verändert, während man kurz wegguckt. Oder während man hinguckt und es doch nicht ändern kann. Geht das nur mir so, weil ich älter werde? Weil das Leben von oben und von unten und aus der Mitte drückt? Oder geht das auch anderen von euch so, weil es grad irgendwie die Zeit ist…?
Irgendwann, heimlich still und leise, kündigten sich die ersten Lockerungen im Vorgehen gegen eine weltweite Pandemie an. Inzwischen hatten sich Normaldenkende von Verschwörungstheoretikern distanziert, inzwischen konnten sich besonnene Demokraten mit Argumenten von denen lösen, die ewig unzufrieden „die da oben“ für alles verantwortlich machten und endlich konnte Bill Gates uns allen mit einer Impfung einen Chip zur totalen Kontrolle einpflanzen – wenn man einem veganen Koch mit großer Reichweite glauben wollte. Eine Krise kehrt die Verrückten nach vorn, vielleicht war das mal ganz gut, so konnte ich meine sozialen Kontakte im Netz noch ein bisschen ausdünnen und meine tiefe Überzeugung, dass ziemlich viele Menschen wirklich echt scheiße sind, noch etwas ausbauen. Aber es gibt ja zum Glück Ausnahmen.
Eine im Kern gute Nachricht außer dem langsamen, bundesweiten wieder Anfahren von Schule und Kita kam bei mir in Kiel ins Haus geflattert: Das Blaue Sofa™ sollte nach Berlin rollen. Einigermaßen verbindlich (wobei ich das nun schon zum dritten Mal am Telefon hörte). Und bevor das passierte, beschloss ich mein „Staffelfinale“ 😀 auf dem Rücksitz des inzwischen schon wieder komplett zusammengebauten weißen Riesen zu starten. Dreimal noch. Und dann sollte es auch erstmal gut sein.
Mai 2020. Der Sommer stand quasi vor der Tür, teilweise war er schon eingetreten. Es blieb lange hell in Sandmanns Garten, und diesen Nebeneffekt umging ich für das letzte Wochenende mit einem Mix aus länger wach bleiben (gar nicht so leicht nach drei Monaten Corona-Familie), später anfangen (das ging nur mit vortrinken) und einem Stück LKW Plane über dem Heckfenster 😉 Bei allen drei letzten Liedern war es allerdings, als ich jeweils fertig war, so stockdunkel dass ich mindestens einmal über das Verlängerungskabel stolperte und dabei die Gitarre… ach lassen wir das.
Und da war er dann, der Abend des letzten Males. Ich mag keine letzten Male oder letzte Tage. Ich schrieb einst davon. Ich lasse nicht gern los, egal was. Und auch wenn die Backseatsessions mit viel Aufwand, Zeit und Kater am Morgen danach verbunden waren so wurden sie in den drei Monaten doch ein geliebter Teil meines Alltags. Sie wurden anscheinend auch ein Teil des Alltags von einigen von euch. Jedenfalls erreichten mich nun fast genau so viele Nachrichten und Mails wie am Anfang, nun aber mit der Bitte, nicht aufzuhören. Mein Leben passt leider schon lange nicht mehr in die mir gegebenen 24 Stunden, also musste ich mich nun in der Welt nach Corona wieder ein bisschen mehr um die Realität und weniger um die Virtualität kümmern.
Das letzte Lied in dieser Serie ist eines der schönsten Lieder, die ich kenne. Es handelt von Freundschaft, von Hilfe und von Verlässlichkeit.
Huh ha 🙁
So viel Musik. So viele verschiedene Lieder, so viele unterschiedliche Weingefäße und so viele Gitarren. Der Regen prasselte in der letzten Nacht stark auf das Haus, die Natur lag windstill und reglos im Dunkeln und das Kaminfeuer wärmte mich noch lange, nachdem ich die Tür der S-Klasse zugeworfen hatte. Das war’s. Meine Damen, meine Herren – es war mir eine Ehre. Wenn ihr mal wieder eines der Lieder nachhören möchtet, dann müsst ihr jetzt nicht Facebook durchsuchen, dann geht das ganz einfach hier. Und die von euch, die jetzt echt die Faxen dicke haben von dem Typen mit Hut und seinem unmelodiösen Rumgeschreie… ich kann euch beruhigen. Jetzt geht’s mal wieder etwas länger nur um alte Autos.
Ich schreibe diese Zeilen aus einem ICE von Hamburg nach München, und gerade knacken die unzähligen Tunnel zwischen Kassel Wilhelmshöhe und Würzburg in meinen Ohren. Unser Leben ist nicht mehr das gleiche, wie es das am Anfang des Jahres noch war. Also, mindestens mein eigenes ist es nicht. Es ist viel passiert, und es wird noch viel passieren. Es muss noch eine Menge gesprochen, geregelt und geweint werden. Und immer wieder wird auch nach vorn geschaut und gelacht. Daran glaube ich ganz fest. Lasst bei allem, was ihr tut, Musik dabei sein. Musik tröstet, Musik löst lange unterdrückte Tränen und Musik gibt Hoffnung. Mit Musik geht es immer weiter.
Wir hören uns
Sandmann
Ganz großes Tennis!
Dankeschön 🙂
Dann spiel den Ball mal weiter und sag es anderen, die Musik mögen. Es wäre mir eine Ehre.
Sandmann
Moin Sandmann,
habe Deine #backseatsessions die ganze Zeit verfolgt. Zwar nicht live, und bei facebook mach ich auch nicht mit, aber tags darauf habe ich sie mir meist angeschaut. War kurzweilige Unterhaltung. Vielen Dank dafür und danke für PinkFloyd.
Gruß Lars
Ay Lars,
danke für die Blumen 🙂 Wenn du Pink Floyd mochtest – kennst du die Social Distancing Nummer von Roger Waters‘ Mother? Sagenhaft. Nur mit Kopfhörern, bitte: https://youtu.be/9lCFaSL9aSE
Gruß aus Oberbayern grad
Sandmann
Moin Sandmann,
danke für diesen Hinweis. Ich stimm dir zu, sagenhaft. Aber nicht mit Kopfhörern, sondern auf der großen Anlage. 🙂
Gruß aus Bad Nenndorf
Lars
Ay Lars,
oder so 🙂 Ich mag Kopfhörer. Dann kann ich den Rest der Welt mal draußen lassen…..
Gruß aus Kiel
Sandmann
Danke, endlich … 😉
Wenn schon ewig nicht mehr live auf EUREM Sofa, dann wenigstens mal virtuell auf MEINEM Sofa 🙂
Moin Jens,
es ist erstaunlich, wie viele Lieder und Bands wir gemeinsam mögen. Vielleicht hätten wir uns letzt mehr über Musik als über Autos unterhalten sollen (wobei es auch so ein toller Abend war).
Dass du hier so tiefe Einblicke in deine private Familiensituation unter Covid-19 gibst, die sicher nicht einfach war, finde ich mutig und bewundernswert. Bei uns war die Pandemie fast ein nachrangiges Problem, da wir in all den Monaten hart mit der Krankheit meines Schatzes gekämpft haben – da tritt manches in den Hintergrund. Dass kaum Verkehr war und alle Läden zu hatten, empfand ich als wunderbare Entschleunigung und Balsam für die Seele. So hat jeder seine individuellen Erlebnisse in dieser Ausnahmesituation. Hoffe nur, wir bleiben alle gesund und überstehen dieses dämliche Virus, und dann können wir später mal sagen: Covid-19, wir waren dabei und haben es bewältigt…
Viele Grüße
Carsten
Ay Carsten,
ja, wir waren dabei gewesen….
Viele Einblicke habe ich ja gar nicht gegeben, ich hab ja vor allem von „damals“ erzählt. Opi erzählt vom Krieg 😀 Und so….
Es war sehr nett, euch beide getroffen zu haben. Das können wir sehr gern einmal wiederholen, dann können wir auch über Musik quatschen und ich mach mal ein paar mehr Fotos von deinem sehr besonderen Scorpio!
Bleibt gesund ihr zwei. Bis bald!
Sandmann
Lieber Jens,
hatte viel um die Ohren (wenig Musik, leider…), und bin jetzt hier über deine Sessions mega erfreut! Es ist eine wirklich klasse Sache!
Die Location ist dir sehr entsprechend, die Songs, krass, etliche meiner eigenen Klassiker dabei, und ganz ehrlich; ich freue mich drüber, all´deinen Geschichten endlich auch mal eine Stimme zuordnen zu dürfen. Es hört sich gut an 😉
Vielen herzlichen Dank für die Form von Nächstenliebe!
Es kann so einfach sein…
„Music is the best“ (F. Zappa)
Ay Dirk,
auch bei mir dieselt die Zeit immer noch nach. Inzwischen ist ja alles zumindest in Deutschland nicht mehr ganz so krass, abgesehen von der Maske fühle ich mich kaum eingeschränkt. Auch mir hat das Singen geholfen 😉 Meiner Leber wohl weniger, aber irgendwas ist ja immer. Aber so gesehen war es nicht ganz uneigennützig.
Und… soooo einfach war es gar nicht 😀 Aber schööööön.
Weitermachen. Immer weitermachen.
Sandmann