Nachtschicht

Schauspiel in drei Akten

Ein Tag im September. Sonnenschein. Durstige Vögel piepen.
Ein gut aussehender Mann mittleren Alters hält ein iPhone am Ohr und läuft aufgeregt durch eine Wohnung in Altona Nord, Hamburg, Deutschland. „Oh klasse, ja klar ich bring alles mit. Ich glaube das mit dem Gurt und dem Maxi Cosi kann ich noch irgendwie, ist ja auch nicht so weit. Ja. Ja sicher. Ja, das habe ich auch dabei. Bettchen ist aufgebaut…“
Der Mann unterbricht die Verbindung und schaut sich in der hellen, kleinen Altbauwohnung noch einmal nachdenklich um. Das ist der letzte Moment zu dritt. Wenn er nachher wieder durch diese Tür gehen wird lebt hier ein vierter, kleiner Mensch. „Das Leben ist schon verrückt…“ murmelt er leise vor sich hin. Er hängt sich die Tasche um, nimmt die Babyschale, tritt auf den Hausflur und zieht pathetisch die Tür mit einem RUMMS hinter sich zu.

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3000 Jahre vor 1977

Irgendwo, nicht ganz mitten drin.

Irgendwo, nicht ganz mitten drin.

So viel Wald, und wo soll das hinführen?
Eine gute Frage. Die alte Eisenbahnbrücke liegt ein paar Kilometer hinter dem viertelfinnischen Sandmädchen und mir, der Scorpio steht am Rand eines schmalen Weges und ich versuche eine alte Grabanlage zu finden. Eine sehr alte Grabanlage. Die war hier irgendwo mitten im Kiefernwald, das weiß ich ganz genau. Denn ich war schon zweimal hier. Beide Male sind schon sehr lange her, und ich alter Mann greife inzwischen auf so ein kleines Ding mit GPS und Google Maps zurück, um meinen Erinnerungen auf die Sprünge zu helfen. Das ging 1977 nicht. Und wenn wir noch einen kleinen Schwenker auf den, ja genau den! schmalen Weg da vorn links machen… finden wir vielleicht ein Baumhaus, was ich vor 40 Jahren (WAAAAHHHH!!!) mit meinen Freunden baute? Ja? Wollen wir? Sie nickt begeistert. Baumhäuser findet sie klasse.

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Keine Blaubeeren mehr

Irgendwo hier ist irgendwas gewesen

Irgendwo hier ist irgendwas gewesen

… und ihr hattet gehofft, die melancholischen Geschichten kommen diesen Herbst nicht? Oder ich schreibe endlich mal wieder mehr über den Taunus? Oder gar fett technische Schrauberbeichten?? Ich muss euch enttäuschen. Erstmal. Es geht um Blaubeeren, diese kleinen, schmackhaften Dingelchen in Bodennähe. Mein viertelfinnisches Sandmädchen will sie einmal selbst pflücken. Und einen Ausflug machen. Und ein Baumhaus bauen. Und baden. Ist es verwerflich, wenn mir da meine liebe Oma einfällt, die in den 70ern im Wald rund um Uelzen am Kanal immer Blaubeeren gepflückt hat? „Heute geht’s inne Bickbeeren!“. Ob ich die Stellen noch finde? Komm, kleine Frau, es ist Wochenende, wir fahren da einfach mal hin. Und wir nehmen den Scorpio, das finden wieder ganz viele Leser angenehm doof 🙂 Ach ja – ich hab da mit 10 Jahren auch mal ein Baumhaus gebaut, ob das noch da ist?
Also… dies ist eine Geschichte über allerletzte Fragmenten der Vergangenheit. Eine verfallene Eisenbahnbrücke. Im zweiten Teil über ein altes Grab und einen See. Und über zwei Füße auf einem Kofferraumdeckel.

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Endlich Oldtimerversichert!

Steht nach 47 Jahren noch gut da!

Steht nach 47 Jahren noch gut da!

[Anzeige/Werbung] Am Anfang war das Taunus Coupé mein Alltagsauto. Inzwischen steigt aber sein Wert, und das Ding ist mir so sehr ans Herz gewachsen, dass mir die normale Haftpflichtversicherung nicht mehr genügt. Also kommen jetzt endlich die Wertermittlung und die Oldtimerversicherung, und ich bin mit dem Ablauf und dem Ergebnis so zufrieden dass ich euch mal mit ins Boot hole. Denn ihr habt doch auch alte Autos. Womöglich nur Haftpflichtversichert? Dann könnt ihr vielleicht viel Geld im Jahr sparen.

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Rad. Lauf. Chrom?

Unterm Chrom lauert das Grauen.

Unterm Chrom lauert das Grauen.

Die alte Bauernregel. Die, die mir meine Oma jeden Abend vor dem Einschlafen einbläute, sie klingt noch immer in meinen älter werdenden Ohren: „Hat der Vormann Chrom geschraubt, braune Pest von innen graut„. Kein perfekter Reim, aber eine Menge Wahrheit. Wer? Es muss wohl der Erstbesitzer gewesen sein, eine Versicherung in Berlin. Diese Bauernregel war dort anscheinend unter den östlichen Großeltern nicht bekannt, vielleicht gehörten die halbrunden Blinki-Bleche aber damals auch zum guten Ton des jungen wiedervereinigten Geschmacks? Vorweg: Ich -> mag die nicht. Außerdem zeigte sich schon beim Kauf meines ungeliebten Winterautos hinten links eine leichte Unterrostung, und deshalb müssen die Dinger jetzt runter. Dringend. Ah ja. Retrospektiv frage ich mich, ob das wirklich eine so gute Idee war.

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Die Brücken am Kloss

Und was machen Sie so am Abend?

Und was machen Sie so am Abend?

Ein Leben mit Leichen.
Obwohl… ganz tot sind die Blechhaufen, die als „Autos“ bei einem Verwerter rumliegen, ja noch nicht. Sie haben alle einen Organspendeausweis, ob der freiwillig unterschrieben wurde sei mal dahingestellt. Weil sie sterben, können andere Artgenossen weiterleben. In diesem Fall mein (von euch) ungeliebter Scorpio 2. Als ich vor ein paar Wochen hier bei Harry Kloss im Osten Hamburgs herumschlich, sprangen mir zwei durchaus intakte Ansaugbrücken (oder Ansaugkrümmer oder nennt die Dinger wie ihr wollt) zweier schon heftig gefledderter Scorpien (Scorpi? Scorpia?) auf den Plan. Heute also in meinem Kalender: Ein Brückentag. Quasi. Ich versuche, die beiden Plastikteile liebevoll und bruchfrei zu bergen, für schlechte Zeiten, denn der nächste Riss wegen des heißen Kühlwassers kommt bestimmt. Na los, Männer und Frauen, tauchen wir gemeinsam in die Motorräume auf der grünen Wiese und machen uns schmutzig!

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Kleine Schrauberfreuden

Like a Boss bei Harry Kloss

Like a Boss bei Harry Kloss

Teilesafari beim Schrotti

Einmal im Jahr sollte ein Norddeutscher bei Harry Kloss toben. Mindestens. Eigentlich. Nun fahre ich seit mehr als zwei Jahren ein Auto, was man auch bei den unkonventionellsten Autoverwertern nicht mehr findet, deshalb war ich hier in Oststeinbek zuletzt mit Knut, anno 2015, um Teile für meinen damaligen Citroën XM zu bunkern. Noch ein Jahr davor entdeckte ich auf der grünen Wiese Futter für meinen alten Audi 100, den Dottore! Und heute? Hm. Also nix Taunus, das ist klar. Das Wetter ist seit Monaten regenlos schön, ich habe meine Artikel alle fertig geschrieben, ein bisschen abendliche Zeit und – als Erstwagen ein Auto, was da vielleicht spendend rumliegen könnte. Warum nicht mal wieder zu Kloss, Scorpio 2 suchen? Schrauben und fleddern macht glücklich, und tatsächlich stehen ein paar benötigte Kleinigkeiten auf meiner Liste. Einfach mal wieder hin da. Kommt ihr mit?

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Fachmann mit Herz für Mechanik: Rainer Peukert

In des Meisters Heiligen Hallen

In des Meisters Heiligen Hallen

[Anzeige/Werbung] Ich habe da jemanden kennen gelernt und mache sehr gern Werbung für ihn und seinen Arbeitgeber 🙂 Denn in der Oldtimerszene tummeln sich oft beherzte Schrauber, die zwar ambitioniert, aber wenig sachverständig ihrem Hobby frönen. Oder es finden sich wandelnde Lexika mit dem perfekten Auge für Spaltmaße, die aber in der Kommunikation mit den anderen versagen. Rainer Peukert, Partnership Manager Classic Cars bei Hiscox, vereint Fröhlichkeit, Kommunikation und Fachwissen. Ich habe ihn in seiner Werkstatt zu Hause besucht, und jetzt weiß ich auch, wo ich nächsten Monat meinen Taunus oldtimerversichern werde…

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Das Leben ist DISCO!

Das war doch klar...

Das war doch klar…

Ein Auto, was niemand mag – eine Tochter, die von euch keiner je gesehen hat – und eine Stadt, in der die meisten noch nie waren. Das ist mein Stoff, aus dem Geschichten sind. Und wenn ich sie nur aufschreibe, um sie meinem viertelfinnischen Sandmädchen in vielen Jahren einmal zu zeigen. Oder um euch Scorpio-II-Lästerern in 20 Jahren sagen zu können: Seht ihr, damals waren die billig. Ich hatte einen. Und heute jammert ihr alle rum dass man einen hätte aufheben sollen!“ 🙂 Am Ende möchte ich dem Freibad meiner Kindheit eine kleine, bescheidene Ballade singen. Das gibt’s nämlich noch immer. Ich bin da zuletzt aktiv 1988 gewesen, schlank, halblange Haare, muskulöse Beine… wie Fotos belegen können (ayayayyyy….). Seit mehr als einer Woche freut sich mein kleiner Frosch auf diesen Tag, und deshalb satteln wir mal das Kölner Barock-Pferd und rollen ins Uelzener BADUE Freibad.

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Zuwachsende Kindheit.

Manchmal steht die Zeit still

Manchmal steht die Zeit still

Mit Olaf, Olaf und Olaf zu Olaf.
Meine mitreißende Mitreisende ist 5 Jahre alt und will baden gehen – in Uelzen. Na gut, nicht ganz uneigennützig erfülle ich ihr diesen Wunsch. Das Wochenende ist frei und ohne Termine, und wir machen uns in einem verkannten und belächelten Auto auf den Weg in das von Hamburg rund 100 Kilometer entfernte Uelzen zum Freibad meiner Kindheit. Einfach mal so, aber mit funktionierender Klimaanlage. Vor Ort finden wir eventuell einen Kirschbaum, ein Haus mit einer hohen Hecke, einen alten Schulweg und einen Tunnel ohne Lampen. Das klingt vermutlich alles ein bisschen bescheuert, das ist es auch irgendwie, aber wer bin ich denn dass ich meinen Nachwuchs in einem Indoor Freizeitpark verklappe, statt mich von dem Charme einer Kita Königin wieder einmal erden zu lassen? Reisen. Unterwegs sein. Der Tank ist voll, der Kofferraum auch, Sting und Günther Jauch warten auf mich und der vierte Gang ist schon vorgefahren. Zumindest ist er nicht mehr da. Also los.

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Roadtrip nach Monaco!

Monaco or bust!

Monaco or bust!

Der Weg ist das Ziel: Vier Petrol Heads aus dem Mercedes-Benz Museum (mein Chef Micha, Kameramann Alex, Fotograf Gijs und ich) starten in Stuttgart zur „Sternfahrt“ und cruisen drei Tage lang auf Nebenstraßen quer durch Frankreich. Nicht in schicken Neuwagen, wie die anderen, sondern am Steuer einer unrestaurierten S-Klasse (W 108 von 1969) und einer klassischen G-Klasse. Warum? Mercedes-Benz präsentierte die Laureus Sports Awards 2018 in Monaco – und am Steuer so eines alten Autos erlebt man einfach mehr als im Flugzeug. Oh ja. Oh ja jaaaaa. Schnee, Havarie mit geplatztem Kühlwasserschlauch am Samstag Abend irgendwo bei Avignon, Starkregen in Saint Tropez. Alles dabei. Gönnt euch drei Minuten Roadtrip de Luxe, die Geschichte kommt später auch noch. In diesem Sinne: Anschnallen und los!

Farvel, Danmark

So viel Glück muss sein.

So viel Glück muss sein.

Die letzten Minuten einer schönen Zeit.
Oft haben sie mich traurig gemacht. Oft haben mich sogar schon die letzten 24 Stunden einer kreativen Dänemark-Auszeit in ein pathetisches Tief aus Selbstmitleid und nicht-loslassen-Können gestürzt. Immer wenn etwas zu Ende ist, habe ich damit ein Problem. Ein Therapeut würde sich bei der Analyse meiner Kindheit die Finger lecken, doch heute wäre ich kein interessanter Patient. Heute stehe ich hier, in diesen letzten Minuten einer schönen Zeit, und ich bin nicht traurig. Warum nicht? Liegt das an der bunten Glückskette, die mir mein viertelfinnisches Sandmädchen gebaut hat? Funktioniert die etwa wirklich? Oder liegt es am grauen Nieselregen, der sich wie eine kalte, nasse Decke über das Land legt, so furchtbar und einsam, dass man einfach gute Laune haben muss? Ich weiß es nicht.

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Der Abend vor dem Morgen danach.

Das könnte auch Südfrankreich sein.

Das könnte auch Südfrankreich sein.

Was mache ich, wenn ich mich eine Woche lang zum Arbeiten in Dänemark verschanzt habe? Arbeiten. Okay. Was noch? Essen, trinken, Musik, schlafen. Und – Autofotos! Dass ich dieses Mal nicht mit dem geliebten Taunus gefahren bin hatte zwei gute Gründe: Der Schnee und das Salz vom Hinweg wären nicht gut für ihn gewesen. Und der Scorpio war bisher noch kein Sonnenuntergangs-Protagonist. Vermutlich war er das noch nie bei irgend jemandem jemals. Ihr könnt ihn mögen oder hassen, ich fahre den heute trotzdem an den Nordseestrand und mache die Bilder, die ich so mache, wenn ich hier bin. Pathos, Licht und Schatten, Rost und Spaß. Kommt ihr mit? Es wird eine rauschende, chromfarbene Meeresorgie, von der ich mich erst am nächsten Morgen erholen werde. Aber ich will vorher noch einen Hotdog essen.

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Vanitas Leuchtfeuer

Ein letztes Mal...?

Ein letztes Mal…?

Reisende soll man nicht aufhalten.

Ein herrlicher Spruch, der im Netz den unangenehmen Zeitgenossen und Trollen bekundet, dass sie sich mal ganz gepflegt vom Acker machen sollen. Im Norden Dänemarks stehen eine Menge alte Leuchttürme rum, die den Reisenden ein Zeichen sein sollten. Jeder für sich ein kleines, gemauertes Kunstwerk aus einer Zeit vor Radar, GPS Handies und Satellitennavigation. Kein reisender Mensch und kein reisendes Schiff braucht heute mehr einen Leuchtturm, um nicht an einer Küste zu zerschellen. Deshalb sind diese alten Steinsäulen nur noch selten in Betrieb und dienen vor allem den Selfies der gelangweilten Touristen als abwechslungsreicher Hintergrund. Das Leuchtfeuer von Rudbjerg Knude hatte Jahrzehnte lang mit Reisenden zu kämpfen. Erst waren es reisende Seeleute, denen es geleuchtet hat, dann kamen reisende Sandmassen, dann war es die reisende Küste selbst. Der Turm und seine Erhalter haben den Kampf gegen die Natur aufgegeben. Heute sehe ich eine mir schon lange bekannte Taunusfahrerin zum ersten Mal, und heute reisen wir zu diesem Leuchtturm. Vermutlich zum letzten Mal.

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