Neptuns Dreizack

Wo gucken SIE denn hin?

Wo gucken SIE denn hin?

Es muss nicht immer Thors Hammer sein. Oder Armors Pfeil. Wenn Sie auch nur einen Hauch Motorkultur aus Italien abbekommen haben (und nach den letzten Beiträgen in Sandmanns Welt sollten Sie das) entdecken Sie Parallelen zwischen diesem nackten, gut gebauten Herren, seinem mitgeführten dicken langen Ding und einer unlängst gehuldigten Automarke. Und wenn nicht – egal, kommen Sie halt mit zum Sternekoch, lernen Sie Pasta selbst kneten und verdrücken wir eine kleine Träne gemeinsam, weil es in der Emilia Romagna so wunderschön ist.

Eher April, weniger Ende Mai… 🙁

Zigarren für Ausländer

Zigarren für Ausländer

Das ist doch nicht schlimm, solange die Sonne scheint, denken Sie? Stimmt. Aber würden Sie mir glauben, wenn ich behauptete, dass seit unserem Ausritt in den Lamborghinis die Sonne eigentlich nicht mehr geschienen hat und ich nur die Fotos geschickt zusammengestellt habe? 😉 Jetzt scheint sie. Sie scheint auf mich und so ein komisches krummes dickes Ding, das eigentlich ein kleiner dünner Zigarillo sein sollte. Doof, wenn man die Sprache nicht spricht und statt der erwarteten 20 Zigarillos fünf handgefertigte, fette krumme Zigarren in der Packung findet. Während ich also Tabak verbrennend für einen beschleunigten Klimawandel sorge, ergötze ich mich während dieser wenigen Sonnenminuten an der Schönheit des Städtchens Bologna.

Krumme dicke Dinger

Krumme dicke Dinger

Hier ist einiges schief. Der etwas kleinere Turm ist nach 40 Metern Bauhöhe im Fundament bedrohlich zur Seite gesackt, so dass man ihn lieber nicht weitergebaut hatte. Der neue Turm daneben ist erheblich höher geworden, ist aber genau so schief. Die beiden neigen sich zueinander wie zwei Liebende. Äh…. falls Sie jetzt erst zugeschaltet haben sollten, wir driften im Rahmen einer Pressereise durch Norditalien, fahren ganz geile Autos und lassen uns bekochen in einer Art, wie zumindest ich sie bisher selten erlebt habe. Vorbei an Neptuns Dreizack (haben Sie inzwischen begriffen, worum es geht?) geht es noch an einer riesengroß geplanten Kirche entlang, die aber aus Kostengründen hinter dem Petersdom in Rom zurückbleiben musste. Kurz hinter dem abrupt beendeten Bauwerk findet unser versprengtes Trüppchen einen Delikatessenladen, angeblich den ältesten und besten hier in der ganzen Gegend. Eigentlich ist es ein ganz normaler kleiner Laden, in dem es Käse und Fleisch gibt, aber was hier in Italien normal ist, sprengt die Wahrnehmung eines norddeutschen Gehirns.

Einmal ALLES, bitte

Einmal ALLES, bitte

Glücklicherweise befinden sich in meinem Handgepäck schon das virtuelle Balsamicofässchen von heute Morgen und der 36-Kilo-Parmesan von heute Mittag, so dass ich nicht mehr in der Lage bin, einer herrlich abgehangenen Schweinehälfte Asyl zu gewähren. Lange, krumme dicke magere Dinger. Schade. Wohnte ich hier in der Gegend, ich wäre jeden Tag in diesem Sündenpfuhl der kulinarischen Leidenschaft… Aber der Konjunktiv ist wieder einmal Metapher für die Realität. Warum ist in Deutschland eigentlich vieles so piefig??? Was ist so toll an triefendem Sauerbraten, knorpeligen Haxen und fettigen Würsten? Bin ich tief in meinem Inneren ein Südländer, weil ich mich am liebsten von luftgetrocknetem Schinken, Hartkäse und Baguette ernähre? Ich bekomme Hunger. Es hat angefangen zu regnen. Hallo April-Mai.

der nasseste Frühling seit Beginn der Aufzeichnungen.

der nasseste Frühling seit Beginn der Aufzeichnungen.

Zurück in Modena wird vor allem den Damen das Shoppen im Lederwaren-Design-Outletcenter ein wenig verhagelt, weil Petrus wieder mal darüber flennt, dass sich Frau Holle auf dem Weihnachtsmarkt in Uelzen von ihm getrennt hat. Und wenn ein Gott (oder meinetwegen ein Apostel, oder war er ein Prophet?) weint, dann aber richtig. Noch weit vor den Hochwassermassen in Deutschland kommen hier in Norditalien die Gullideckel hoch, treten die Gossen über die Kantsteine, weichen die Ledersohlen auf und siffen die Shoppingtaschen durch. Gut, dass wir gleich Programm indoor haben – es nennt sich SHOWCOOKING. Oh nein. Eine Kochshow???? Nö. Viel viel besser, und fast ohne Kameras.

Kneten. Immer schön kneten.

Kneten. Immer schön kneten.

Mehl, Eier, Gewürze, ein paar Holzbretter und Spachtel, ein Sternekoch  und viele unerfahrene Hände. So macht man Tagliatelle, die dünnen geschnittenen Bandnudeln. Diese langen, dünnen Dinger. 100g Mehl zu einem Vulkan geformt und ein Ei reingeschlagen, alles kneten und kneten und kneten. So lange, dass ich es in Deutschland genau ein mal mit meinen Kindern ausprobiere und seit dem wieder frische, aber fertige Nudeln kaufe. Aber klasse, jeder von uns stellt sich mehr oder weniger doof dabei an, und am Ende haben wir eine tolle Menge supergeformter Bandnudeln, die unser Maître mit viel Öl und Parmesan in einer Pfanne aufbereitet. Es macht tierisch Spaß, zumal es draußen junge Hunde und Katzen regnet und sich niemand raustraut, obwohl bald das Champions League Endspiel Bayern gegen Dortmund starten soll. Mahlzeit.

Wie bei Mutti, wenn nicht besser...

Wie bei Mutti, wenn nicht besser…

Auf die Tageszeitungs-Redakteure aus dem Rheinland ist Verlass. Noch während unser Vorkocher die Pfanne schwingt wird angemerkt, dass mit einem gepflegten Schlückchen Wein doch alles sehr viel entspannter und geschmeidiger anlaufen würden. Mehr aus reagierender Höflichkeit denn aus Pflichtbewusstsein servieren uns ein paar junge Kellnerinnen weißen und roten Alkohol, und Madame le Sommelier erläutert uns, was wir da gleich trinken werden. Dazu serviert man uns unsere eigenen Nudeln mit einer raffinierten Bolognese Sauce, leckerer als alles andere, was ich bisher aus Hack und Tomaten gegessen habe. Ich muss noch sehr viel lernen, aber deshalb bin ich ja auch unter anderem hier. Selbstgekocht schmeckt um so viele Level besser als die Tiefkühlpampe aus dem Supermarkt. Wenn man doch nur nicht immer so faul wäre 🙁

Nun aber ordentlich zulangen

Nun aber ordentlich zulangen

Wissen Sie, was diese Tage hier so einzigartig macht? Sicherlich nicht die Tatsache, dass ich hier arbeite, schreibe, wenig schlafe und kaum zum durchatmen komme. Es ist vielmehr der Mix aus Autos, die unfassbar sexy sind, gutem Essen (WIRKLICH gutem Essen), netten Leuten und diesem Gefühl, was man vermutlich nur in Italien bekommt. Hier ist alles so einfach. Die Menschen stehen auf den Straßen und unterhalten sich, sie sitzen in Cafés und schimpfen über den abgesoffenen Frühlig, und wenn die Dämmerung kommt gehen die Gaslaternen an und alles sieht noch mal eine Spur südländischer aus, als es eigentlich schon ist. Falter und Bienen brummen durch die milde Luft, es duftet nach gebackenem Brot und frisch gewaschener Wäsche und irgendwo hinter irgendeinem Fenster wird immer gesungen.

Wärme, Ruhe, Gelassenheit

Wärme, Ruhe, Gelassenheit

Ich könnte jetzt noch viiiiiel detaillierter werden und Ihnen vom Ferrari Museum erzählen. Ihnen noch viel mehr Bilder aus der Maserati-Sammlung von Umberto Panini zeigen. Aber dann haben Sie ja bald gar keinen Grund mehr, die Ausgabe 08/2013 der TRÄUME WAGEN zu kaufen, denn da erzähle ich Ihnen das alles ein wenig genauer 😉 Hier und heute gehen wir nach Hause. Zu Hause, das ist unser Hotel am Central Park, mit den klimatisierten Zimmern und dem Fernseher unten im Gemeinschaftsraum, auf dem dann doch noch das Endspiel flimmert. Mit dem alten Flügel in der Lobby, bei dem ich es mir nicht nehmen lasse, bei einem Glas Wein noch zwei, drei Balladen zur Nacht zu singen und als Publikum immerhin die junge Dame am Nachtportier-Tresen zu haben.

W-LAN nur außerhalb des Hotels

W-LAN nur außerhalb des Hotels

Und mit diesem W-LAN, das nur draußen zu bekommen ist, Schön, dass der Regen aufgehört hat und der Abend mild und trocken ist. In den Platanen zirpen Zikaden, mein Rotwein ist irgendwie schon wieder alle und der Upload der Bildergalerien dauert beinahe länger, als der Akku meines Laptops reicht. Aber nur beinahe. Morgen geht es zurück nach Deutschland. Zurück in den Alltag mit Problemen, Sorgen, schlechtem Wetter und furchtbar engstirnigen Bürgern einer spießigen Republik. Aber auch zurück zu Menschen in Hamburg und Kiel, die ich liebe, die ich wahnsinnig vermisse und die mich immer wieder auf den Teppich aus dem zurückholen, um was es wirklich geht im Leben. Vielleicht bringt mir gerade hier der Mix aus kulinarischen Erlebnissen, Sonnenschein, Wärme, Motoren und erotisch geformtem Blech die Erkenntnis. Nur da, wo Liebe und Geborgenheit ist, da bin ich zu Hause.

Sandmann

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Über Sandmann

Die Zeit ist zu knapp für langweilige Autos, Abende vor dem Fernseher oder schlechten Wein. Ich pendel zwischen Liebe, Leben und Autos und komme nicht zur Ruhe. Aber ich arbeite daran.

10 Antworten zu Neptuns Dreizack

  1. Daemonarch sagt:

    Herrlich, da überfällt mich sofort wieder eine starke Sehnsucht nach Italien… War schon wieder fast 5 Jahre nicht mehr da. 🙁

    • Sandmann sagt:

      Daemonarch – nun hast du ja das richtige Auto dafür, riesengroß, sparsam und robust.

      Auch mich packt schon jetzt wieder die Sehnsucht nach einem Roadtrip in den Süden… Das Leben ist noch so lang und ich will noch so viel machen!!!

      – Mal wieder mit meinen beiden großen Kindern im Auto nach Südfrankreich,
      – mit dem Taunus in den Taunus,
      – mit dem Granada nach Granada,
      – mit dem Audi 100 in den Schwarzwald (das ist eine andere Geschichte),
      – von Helsinki nach Napoli (mehrere Wochen, weil OBENrum über Land)

      Wann soll ich das bloß alles machen? Momentan startet gerade der Baltic Circle, wo die Wahnsinnigen mit alten Autos unter 1000 Euro einmal die Ostsee umrunden. Auch OBEN rum 🙂 7000 Kilometer in zwei Wochen, grandios. Dann begleite ich redaktionell die DeLorean World Tour, wo das Team DeloMan mit einem DMC 12 einmal um die ganze Welt fährt. Und sowas. Geschichten sind eine Menge da, man muss sie nur packen!!!

      *hach*

      Sandmann

  2. Snoopy sagt:

    Wir sollten sofort aufbrechen 😉

    P.S.: Ich kenne Italiener und auch in Italien gibt es den Alltag und Berlusconi und … 😉 Aber schön ist es trotzdem.
    Sandmanns Welt goes Italy ?

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