Elektroautos. Stromer. Sie sind plötzlich überall! In aller Munde, auf aller Messen und in aller Steckdosen. Sie sirren heimlich, still und leise in unser Bewusstsein und entpuppen sich als Zugpferd des grünen Images eines jeden Autokonzerns. Wer etwas auf sich hält, hat mindestens eine Hybrid-Lösung im Repertoire oder kündigt sie für das kommende Jahr an. Die ersten reinen Elektroflitzer sind entweder serienreif oder flüstern bereits durch die Straßen der Innenstädte. Angetrieben von Strom, der umweltfreundlich durch Kernspaltung entstand und dessen Nebenprodukte jetzt in der „Asse“ einbetoniert werden sollen. Wenn man sich erst sicher ist, ob es nun 9Kilo oder 28Kilo Plutonium sind, die da unten rumliegen. Ist ja nicht so wichtig. Ich habe ein bisschen Angst. Umwelt hin oder her, eine Männerdomäne verabschiedet sich wohl nach und nach von dieser Welt: Der Verbrennungsmotor. Mit allem, was ihn begehrenswert macht. Dreck, Gestank und – Sound!
Nicht, dass wir uns falsch verstehen: Neue Technologien sind nötig, sind gut und sind vielleicht irgendwann auch wirklich umweltfreundlich.
Mir geht es nicht ums Madigmachen der kleinen, teuren Stromschleudern, wie sie seit ein paar Monaten in gängigen Rubriken intensiv vorgestellt und beworben werden. Meist objektiv und kritisch, fast immer lobend, oft auch Hintergründe aufzeigend. Ich mache mich auch nicht lustig über Energiebilanzen, die vernachlässigen, dass Strom hergestellt werden muss, dass er bei umweltschonender Erzeugung momentan hoch subventioniert wird und dass Lithium-Ionen Akkus schwer, teuer und schlecht zu recyceln sind. Das überlasse ich den Fachmännern und Fachfrauen. Nein – lustig mache ich mich zum Beispiel über durchaus attraktive Elektromobile, für die man einen teuren Soundgenerator erwerben kann. Der dann auf Höhe des (vermeintlichen) Auspuffs auf Knopfdruck die Geräusche von acht verschiedenen Verbrennungsmotoren lebensnah auf die Straße brüllt. Hallo Männer? Was ist das denn für ein Film?
Ich mache mich weiterhin nicht generell über Vegetarier lustig, es soll jeder das essen, was er für richtig hält. Was mich konkret wahnsinnig macht sind militante Vertreter dieser Gattung auf einer Grillparty, die jedem, der es nicht hören will erklären, wie schädlich das doch alles sei. Und krebserregend. Dass alle Fleischfresser Mörder seien und dass dieser ganze ignorante Haufen hier sich auf dem besten Wege befände, die ohnehin schon böse Welt und unsere westliche Zivilisation zu ruinieren! Ah. Schon wieder. Und dann? Legen die selbsternannten Ethno-Päpste sich ein quietschendes Tofu-Schnitzel auf genau diesen Grill, würzen es mit allerlei echten Grillgewürzen (nachdem sie sämtliche Würste und Nackensteaks mit gerümpfter Nase beiseite geschoben und alles schön mit Alufolie gegen die Wärme geschützt haben) und streichen sich vegetabile Pflanzenpasten auf das schrumpelige Ergebnis. Dazu ein Schluck Bionade. Verstehen Sie meine parallelen Gedanken?
Wer kein Fleisch isst, sollte auch nicht auf Grillparties gehen oder sich zumindest auf die sozialen Kontakte dort beschränken. Wer nicht schwimmen kann, sollte sich von Freibädern fernhalten. Und wer mit Strom fahren will, sollte das auch konsequent tun können, ohne Soundgenerator, Benzinbeimischung oder halbgare PS-Boliden-Designs. Aber so weit ist die Technik noch lange nicht. Verschiedene Hersteller bauen oder entwickeln momentan lediglich Übergangslösungen mit Reichweiten, über die wir uns in 10 Jahren kringelig lachen werden. In dicke Luxuslimousinen werden Hybridantriebe verpflanzt, die unter dem Strich ein paar Liter einsparen und den Wagen doppelt so schwer machen. Solarzellen produzieren in ihrem Leben noch immer nur unerheblich mehr Energie, als ihre Herstellung verpulvert. Brennstoffzellen sind toll. Wasser gibt es noch eine Menge. Aber es ist gar nicht so leicht, gemeines Wasser (H2O) in zwei mal Wasserstoff (H2) und ein mal Sauerstoff (O) zu spalten, um die Brennstoffzellen mit H zu betanken. Dafür braucht man nämlich eine Menge Energie. Vielleicht erzeugt man die ja mit den eben beschriebenen ineffizienten Solarzellen? Bin ich Ihnen zu polemisch? Gut. Dann denken Sie selbst und widerlegen Sie mich gern!
Der Sound! Was machen wir denn dann mit dem Sound??? Welcher autoaffine Mensch hat als Fußgänger nicht schon an der Ampelkreuzung gestanden, als neben ihm ein Smart losgefahren ist? SSSssssRRRhhhhhh*rassel* und weg. Aaaah! Jawohl, meine Damen und Herren, das ist der Fortschritt. Das ist die Zukunft! Und das Ding hat auch noch einen Verbrennungsmotor! Einen echten. Da wird Benzin zur Explosion gebracht und schmutzig und stinkend in Bewegung umgewandelt. Aber man hört geschweige denn spürt es nicht mehr! Ja ja, sie schreit auf, die Fraktion der Umweltschützer und belästigten Innenstadtbewohner! Sandmann wettert schon wieder gegen die Umwelt und den Fortschritt! Und setzt sich dann heute Abend ignorant in seine fette alte Benzinschleuder, rotzt 300 Gramm CO2 pro Kilometer raus und trägt aktiv zum Klimawandel bei. Und macht sich über das Thema auch noch lustig! NEIN! Ich mache mich nicht über den Umweltschutz lustig! Ich sehe hier nur ein Bauchkribbeln, eine Sehnsucht, eine Bastion der Männer verschwinden! Motoren! Blubbernde, verölte Motoren! Es wird sie bald nicht mehr geben!!!
Ich bin ganz ehrlich, ich kann mit Elektroautos nichts anfangen! Ich bin klassisch in den 70ern aufgewachsen, mit den letzten Ausuferungen der großen Doppelvergaserfreunde. Meine Idole waren Ford Granada und Opel Diplomat. Jungs und Männer wollen die Motorhauben öffnen und was sehen. Sich über Leistung und Verbrauch unterhalten, hier und da Ölundichtigkeiten finden und den Geruch der langen, weiten Straße riechen. Oder nicht? Klar – vielleicht sehen Sie das ganz anders. Ich möchte und kann Ihnen sicherlich nicht vorschreiben, was Sie gut oder schlecht finden sollen. Ich guck ja auch keine Bundesliga und bin immer noch ein Mann. Die Weiterentwicklung des Individualverkehrs muss weg gehen vom Benzin, da gibt es nichts dran zu rütteln. Man sagt seit 30 Jahren, dass in 20 Jahren das Öl alle sei (und wir fahren noch immer damit herum). China fängt sogar gerade erst damit an! Aber irgendwann ist der Zeitpunkt gekommen, Öl wächst nun einmal nicht nach. Gut also, wenn wir eher gestern als übermorgen unsere Ingenieurskunst in eine alternative Richtung lenken. Aber ich bin traurig. Ich fühle mich, als wenn man mir bald das Grillen verbieten würde. Als wenn ich auf dem Fahrrad einen Helm tragen müsste. Als wenn Rotwein in die Verbannung geriete. Als wenn ein Stück meiner eigenen Geschichte demnächst irgendwann einmal nicht mehr existieren wird.
Ich bin noch nie mit dem Strom geschwommen. Vielleicht werde ich eines Tages mit ihm fahren müssen. Oder ich treibe durch eine anarchistische Endzeit-Welt, wie bei Mad Max, mit dem letzten V8. Unter den Solar-Lampen im Stadtpark (Bäume gibt es schon lange nicht mehr) treffen sich meine Enkel mit ihren Autos. Sie tragen meine Gene, also stehen sie mit geöffneten Motorhauben da und fachsimpeln über ihre Gefährte. „Boah, bei dir ist ein 2-Anker mit 5KW an jedem Rad drin? Wann ist da der Kohlebürstenwechsel fällig?“ – „Noch lange nicht, der hat ja erst 12.000 Kilometer gelaufen. Aber bei Aldi gab’s letze Woche die kleinen 2000-Amperestunden-Batterien. Hast du dir auch welche geholt, wegen Urlaubsreise und so?“ – „Nee. Aber lass doch mal hören, wie leise deiner im Stand ist!“ *srrrrrrr* klick „Cool. Man hört fast gar nichts. Liegt das an deinem Silence 3.1 Betriebssystem?“ – „Ja, ich habe es mir übers Netz gezogen. Geht gut. Komm, lass mal tanken gehen, im Supermarkt um die Ecke gibt es drei neue Steckdosen.“ *srrrrrrhhhhh* *brrrrrhhhhhhh*
Aaaah. Neiiiiin. Wie furchbar. Wird es so kommen? Was denken Sie? Und vor allem – werden wir alle uns daran gewöhnen können? MÜSSEN?
Sandmann
Hallo Sandy,
was ein schrecklicher Gedanke, dass es mal so werden könnte.
Doch ich kann mir das in der Form nicht vorstellen.
Wenn wir mal beachten, dass die Akkus die wir im moment zur Verfügung haben einfach mist sind, lange ladezeiten und kurze Laufzeiten… achja und kurze Lebenszeit. So wird das nie was werden (kosten auch noch). Mal das fahren und den Soundaspekt hinten angestellt…
Wie soll das auch funktionieren mit dem Akkus, ich meine wenn wir da so und so viel AH drine brauchen kann man sich ja ausrechnen wie lange die Ladezeit sein wird bei entweder 230V oder 380V was aber auch schon nicht jeder hat. Hm.. wenn uns dann erzählt wird das die Akkus in 2h geladen werden sollen ist das doch auch noch unrealistisch. Oder wir müssen dort Kabel anschließen die dann Durchmesser haben wie Oberschenkel… Oder direkt von der Hochspannungsleitung anschließen :-P.
Das einzige was ich mir vorstellen könnte, wäre das was ich kürzlich in der Autobild laß.
Ich werfe da nur „Carbazol“ in den Raum, DASS könnte ich mir vorstellen.
Achja und Sandy… für dein Ego bauen wir dann noch ein paar Lautsprechen ein die dann deinen alten V8 Simulieren 😉
mfg Stefan P100
Bester Mann mit dem Nachnamen eines klassischen Automobils,
im Jahre 1930 hat man es auch nicht für möglich gehalten, jemals auf dem Mond zu landen. Und heute lacht man drüber und fragt sich, warum man das Ende der 60er überhaupt gemacht hat?
Die Technologie der Akkus und die Speicherbarkeit von Energie ist noch in den Kinderschuhen. Ich glaube fest daran, dass wir in ein paar Jahren preiswerte, wartungsfreundliche Akkus haben werden, mit denen wir große Reichweiten schaffen. Schau dir dein Handy an. Das hat heute den Stromverbrauch eines durchschnittlichen PCs aus den 80er Jahren, und der Akku hält mehrere Tage bei der Größe einer Streichholzschachtel.
Da geht noch was.
Aber so lange es Benzin in bezahlbaren Preislagen gibt, werde ich es verbrennen.
Sandmann
Moin,
solche Diskussionen ufern ja gerne mal aus, trotzdem MUSS ich hier mal etwas los werden. Und zwar was den Verbrauch von Erdöl angeht!
Ich bin auch FÜR den Umweltschutz, keine Frage, aber so langsam nervt der Hype um das böse böse Automobil… Das wird auch nicht dadurch besser, das so einige „Mehrzeller“ es geschnallt haben, das auch Schiffe und Flugzeuge ziemlich viel davon wesentlich uneffizienter rausblasen.
Bevor wir in unseren Tesla Roadster steigen und mit gerümpfter Nase auf Nachbars V8 zeigen, oder uns in den i-Mief, (Bitte IMMER ein „i-“ vor alles hippe und modernes schreiben!) quetschen, könnten wir auch mal über unseren Verpackungsmüll nachdenken. Jahaaaa, aber bei Nachbars V8 können wir die Verpuffung des schwarzen Goldes ja regelrecht sehen, hören und riechen…..? Äh… ja, schon richtig, aber woraus ist denn der Inhalt der Gelben Säcke hergestellt, die alle zwei wochen an unseren Straßenrändern stehen?
Alleine was in der Arzneimittelindustrie in die verschwenderischen Blister der vorwiegend für Privatpatienten vorbehaltenen Medis verballert wird ist schon unheimlich. (Darf ich hier Firmennamen nennen? So… Nexium z.B.?) 😉
Von dem für die Herstellung des Verpackungsmülls eines durchschnittlichen „Grünen Punkt Sack“ verwendeten Erdöls, könnte Sandmanns V8 einige Kilometer fahren…
Bevor jetzt einige Luft holen zum Gegenangriff: das Ganze habe ich im Rahmen eines Forschungsprojekts mit Chemikern wirklich errechnet. Leider darf ich exakte Zahlen und Daten dazu (noch) nicht hier veröffentlichen.
Irgendwie vermisse ich DIESEN Punkt immer in Debatten um Verbrennungsmotoren und ihre Rolle beim Erdölverheizen 🙂
Gruß
Touranus
Bester Touranus,
eine Antwort nach meinem Geschmack, klar, deutlich und mit einer diskussionswürdigen Aussage. Geil.
Ich glaube allerdings, dass du und ich beide nur Meinungen bringen können, denn der wirklich umfassende Durchblick bleibt uns vermutlich verwehrt. Immer, wenn ich denke, dass ich mir eine Meinung gebildet habe und sie in ein Statement packen kann kommt von irgendwoher schon wieder eine andere Sichtweise und stellt alles in Frage.
Und das nicht erst, seit man manchmal beim Steak essen an die CO2-Bilanz erinnert wird!!!! Wahnsinn.
Deshalb würden mich noch mehr Fakten hier durchaus erfreuen, mal schauen, ob jemand noch was dazu beitragen kann. Ich halte bis dahin meine kleine, übersichtliche Welt in Ordnung…
Sandmann
UUuuuihhh,
hier schlummern aber erstaunliche Gedanken, wegen denen ich vor noch gar nicht so langer Zeit hier ziemlich Schimpfe bekommen habe!!!
Ich darf mich mal ’ne Runde wundern, gelle!
El
Falsch, El.
Du hast nicht für deine Gedanken Schimpfe bekommen sondern für die Art und den Ton, mit dem du diese kund getan hast. Da haben sich zurecht ein paar Leser echauffiert, weil man sich durchaus hätte angegriffen fühlen können 🙂 Und nicht jeder hier hatte schon wie ich das Vergnügen, dich persönlich kennen zu lernen und deine Persönlichkeit so nehmen zu lernen, wie du nun mal bist.
Also. Meinungen sind hier immer sehr, SEHR willkommen! Her damit.
Sandmann
Tach alle zusammen,
dann mach ich doch gleich mal weiter. Wenn ich mich recht erinnere, habe ich letztens bei Facebook von El ein Statement über den geplanten BMW i-3 gelesen. (Schon wieder dieses „i-“ 🙂
Heute las ich dann in der aktuellen Ausgabe der AutoBild auf Seite 10 folgendes über die superleichte CFK Fahrgastzelle:
Sie wird beim Spezialisten SGL in den USA vorgefertigt, dann die unwesentliche Strecke ins oberpfälzische Wackersdorf zur Weiterverarbeitung gebracht. Von dort gehts dann nur noch kurz nach Landshut und zur Fertigstellung nach Leipzig.
Ich behaupte jetzt mal, das sich nicht unbedingt jeder so ein „Vollwertiges Elektroauto“ zum Schnäppchenpreis von 40.000 Euro leisten können wird, also reden wir hier von einer eher geringen Stückzahl, die auf ihrem Weg zur Fertigstellung alleine auf dem Transportweg mehr CO2 verballert haben wird, als sie je durch den Austausch gegen einen Ölbrenner einsparen wird. Nox und so weiter ebenso wenig….
Auf die Sichtweise, die mir DAS jetzt schönreden will bin ich gespannt. 😉
Gleiche Zeitschrift, zwei Seiten weiter:
Der ökologische Nutzen der Abwrackprämie im Internationalen Vergleich hat Deutschland am wenigsten eingebracht… im Vergleich zu Frankreich und zu den USA, wo es bereits eine ähnliche Aktion gab. Hübsche Balkendiagramme untermauern die Aussage… Wie bitte?
Wir vergleichen also die Einsparung der Schadstoffe durch die Abwrackprämie von Deutschland und den USA und wundern uns, das es in Deutschland nicht so viel gebracht hat, wie in den USA! Ah ja….
Da ich dort gelebt habe und diese Autokultur live erleben und erFahren durfte, möchte ich mal darauf hinweisen, das es NATÜRLICH mehr bringt, wenn man einige tausende durstige 6 Liter V8 von der Straße verschwinden lässt, die zur TÜV Abnahme nur Bremsen und Licht haben mussten, als die wesentlich kleineren Volumenmodelle in Deutschland, die in einem durchschnittlich wesentlich besserem technischen Zustand waren, als anderswo. Eben dank unserer strengen TÜV Vorschriften….
Okay, Californien war da schon immer etwas strenger, aber es ist ein im Vergleich doch eher kleiner Bundesstaat.
Sicherlich können wir alle nur eine Meinung wiedergeben, darum geht es ja hier auch. Und ich bin verdammt froh darüber, in einem Land zu leben, wo wir das so offen dürfen. (Ist uns das eigentlich bewusst, wie wertvoll das ist???). Aber das ist ja bekanntlich bei jedem Thema so 😉
Meine Meinung ist nunmal:
– Für die Umwelt muss dringend etwas getan werden
– Erdöl verbrennende Autos SIND ineffizient
– Forschung kostet viel Geld und verlangt manchmal rätselhafte Wege
– Die Kirche gehört ins Dorf und Umweltschutz DARF einfach nicht zu einem Marketingspleen werden, der alles nur noch schlimmer macht, statt besser
– Wenn der Staat schon mit satten Milliarden Finanzspritzen nachhilft, dann kann der Standort auch dort bleiben, wo es alles gibt, nämlich HIER (Seite 88 AuBi 30/11)
– die Entwicklung des von stefan P100 erwähnten synthetischen Sprits mehr Sinn macht, als dieser Fahrgastzellen Herstellungsunsinn von BMW z.B.
So, nun lasse ich es erstmal gut sein 😉
Ein schönes Wochenende wünscht
i-Touranus 2.0 🙂
Bester Touranus,
das sind ja mal gesalzene Aussagen…
Ich komme gerade aus der Schwimmhalle und bin ein wenig träge, deshalb lasse ich gern anderen den Vortritt, falls jemand gern kommentieren und gegenhalten möchte. Oder zustimmt.
Ich selbst warte eigentlich immer noch auf die HEUREKA Erfindung, die alles verändern wird. Hybridautos oder Autos, die mit Strom fahren, der umweldschädlich produziert wird sind für mich nur Übergangslösungen. Dazu zählen für mich auch Solarzellen, auch die müssen produziert werden.
Ich muss nun erstmal meine eigenen Akkus mit ein bisschen Pizza aufladen. Bis später…
Sandmann
Irgendwann wird etwas kommen, was den herkömmlichen Verbrenner verdrängen wird, aber das wird wohl noch dauern. Ja, es wird damit etwas verloren gehen, wir sind alle mit den Verbrennungsmotoren aufgewachsen, rühren bis heute vorsintflutlich in einem Getriebe, weil ein Verbrenner nicht aus dem Stand Leistung abgeben kann. Die Verbrenner haben viel zu viel Leistung und Drehmoment – meistens – weil eben nur in einem schmalen Drehzahlband. Damit es voran geht, muß man überdimensionieren. Wer die Drehmomentcharakteristik eines von Wechselrichtern gesteuerten Asynchron-E-Motors sieht, der lacht über all die „Drehmomentwunder“, da gibt es von Leerlauf bis Höchstdrehzahl immer volles Drehmoment. Der E-Motor wäre für Autos ideal, wenn, ja wenn es das leidige Energiespeicherproblem nicht gäbe. Im Stadtverkehr wären die Reichweiten noch gut, aber sobald das Tempo höher wird, wird zum Überwinden der Fahrwiderstände eben doch Leistung gebraucht. Ein 50kW Asynchronmotor würde für einen durchschnittlichen Kompaktwagen locker ausreichen. Der zieht locker so gut wie ein doppelt so starker Verbrenner. Aber man überlege mal eine Stunde volle Leistungsabforderung bei Schnellfahrten. 50kW x 1h bedeuten eine Kilowattstunde Energie. Bei einem 400V Drehstromanschluß (den sollte man zum Laden schon nehmen) sind bei 16A maximal 400V x 16A = 6.400 W also 4,6kW möglich. Dämmert’s? Das Nachladen würde dann mal eben 10 Stunden dauern, wenn denn überhaupt eine entsprechend leistungsstarke Batterie vorhanden wäre. Besser ist es im dichten Stadtverkehr, zum einen schon einmal, weil der Stromer für den Antrieb im Stillstand keine Energie braucht, die Kaltlaufphase entfällt und eben die Rückeinspeisung hinzu kommt. Allen schon das ganz konsequente Nutzen der Schubabschaltung bei einem Verbrennungsmotor (eigentlich haben alle modernen Verbrenner eine solche) und vorausschauendes Fahren führt dazu, daß ich ausgerechnet im Stadtverkehr sehr wenig Treibstoff durch den Auspuff blase. Deswegen sind E-Autos ideal für Zustellfahrzeuge und Taxen. Zumal man an Taxenständen ideal Ladesteckdosen vorhalten könnte. Dann hört auch der Unsinn mit den ewig vor sich hintuckernden Taxen an den Haltestellen auf. Da kann der Gesetzgeber eingreifen und Lizenzen für E-Taxen günstiger vergeben. Es fehlen allerdings noch passende Fahrzeuge, am einfachsten wäre das wohl bei VW Caddy & Co. zu realisieren, der hat z.B. reichlich Platz für Batterien am Unterboden und ist auch ansonsten ein perfektes Taxi.
Ja, der Verbrenner wird irgendwann sympathische Nostalgie werden, wie Schwarz-Weiß-Fernsehen, Omas Röhrenradio und die Vinylschallplatte. Schon heute schaue ich nachsichtig, wenn ein Liebhaber einen alten „Spritschlucker“ fährt, denn meist sind es doch sehr geringe Jahreslaufleistungen für die alten Diplos und US-Straßenkreuzer, welche diese sympathischen Bechdinos bewegt werden. Und bei aller CO2-Hysterie sollte man nie vergessen, wie viel CO2 allein die Herstellung eines Autos erzeugt, lange Nutzung ist also umweltfreundlich. Ich fürchte nur, daß wir wieder „gründlich-deutsch“ eine Strafsteuer für die Verbrenner bekommen oder wieder eine Abwrackpremie, damit die „knatternden Stinker“ schnell von der Straße verschwinden.
Übrigens, was die „Soundgeneratoren“ angeht, so ist das eine Forderung der Blindenverbände, denn der „Lärm“ des Verbrennungsmotors warnt sie vor dem heranrollenden Auto, beim E-Motor kann es zu gefährlichen Situationen kommen. Allerdings sollen diese Einrichtung nur im Stadtverkehrstempe aktiv sein, darüber würde es auch kaum Sinn machen. Man stelle sich den Disco-E-Kleinwagen mit „Knight Rider Sound“ vor: hüüiiiii 😉
Wenn man für Umweltschutz ist oder sich vegetarisch ernährt, dann ist das ja zu begrüßen, aber man muß ja nicht gleich alle missionarisch zwangbeglücken wollen. Ich esse zuhause extrem selten Fleisch, aber wenn gegrillt wird oder es mal zum essen geht, dann lange ich sehr gern zu oder genieße auch mal ein halbes Hähnchen.
Bester Deichgraf,
auch dir schon einmal Dank für diese sehr ausführlichen Zeilen. Das Thema scheint aufzuwühlen, immer wieder, sehr schön.
Ich bin NOCH IMMER kein Elektroauto gefahren, ich werde das beizeiten einmal nachholen. Aber tatsächlich habe auch ich während meines Physikstudiums in den 90er Jahren schon gelernt, dass der Elektromotor den bisher besten Wirkungsgrad aller Antriebskonzepte hat. Liegt er bei einem normalen Verbrennungsmotor noch bei 0,3 – 0,4 (also maximal 40% der im Treibstoff enthaltenen Energie werden in Bewegung umgesetzt, der Rest in Wärme), ist er bei neuartigen Elektromotoren jenseits der 0,9! Aber wie du schon sagst – die Speicherung der Energie ist das Problem. Teuer, schwer, verlustreich.
Wann mag da der Durchbruch kommen?
Was ist eigentlich (nur mal so am Rande) mit den Energiesparlampen? Ich habe gefühlt eine WESENTLICH niedrigere Stromrechnung, seit ich die im Haus überall einsetze…
Haben wir hier nicht jemanden aus der Batterie-Branche, der da mal was zu sagen kann…..??
Sandmann
Hallo Sandmann!
Meine Chefin fährt so ein kleines, knubbeliges Elektroauto, ich weiß gar nicht was das für einer ist? Keine herkömmliche Marke jedenfalls. Ich frag sie mal.
Schlimmes Ding jedenfalls, also ich sehe auch wie die meisten anderen hier den Durchbruch momentan noch nicht. Aber gut daß die daran rumforschen.
Wann fährst du denn mal einen uns berichtest davon?
Abel
Bester Calimero,
dann bekomm doch tatsächlich mal raus, was das für ein Auto ist und mach gar ein Foto. Ich steh‘ zwar nicht auf Stromer, neugierig machen sie mich aber dann doch 😀
Die Möglichkeit, einen Mercedes E-Cell zu fahren konnte ich leider nicht wahrnehmen. Da passte der Termin nicht. Mist. Aber vielleicht auf der IAA…?
Sandmann
hallo bester Sandmann,
bei einem Aufenthalt in Norwegen fuhr ich einmal das E- Auto meiner Vermieterin. Ich glaube das Ding nannte sich „Think“ oder so und hatte in etwa Smart-größe. 10-12 Stunden Ladung reichten für ca 80 km, aber nur, wenn man die Heizung (es war schw.. kalt) ausließ. Beim einschalten derselben, dazu das (2 stufige) Gebläse war dann nicht mehr klar ob ich es zum Einkaufen nach Risör schaffe. (etwa 30 km Hinweg) Das ist jetzt aber auch schon 5 Jahre her und ich habe keine Ahnung, wie verbraucht die Akkus von dem „Auto“ waren und welcher Art Batterie es war.
Was mir in Erinnerung blieb, war der enorme Spurt beim Losrollen und die ebenso brutale Verzögerung beim „Gas“ bzw. Stromwegnehmen. Man brauchte praktisch nicht zu bremsen wenn man das verinnerlicht hatte. Ob das Ding eine Rekupperation hatte weiß ich allerdings nicht.
Da Norwegen den größten Teil seines Stromes aus Wasserkraft erzeugt, ist die Öko-Bilanz hier erstmal positiv zu sehen. Ich könnte mir so etwas für den Weg zur Arbeit (hab nur 16 km) durchaus vorstellen. Dann aber als reinen Zweckwagen ohne emotionale Bindung. Dazu ist mir diese Art des Fahrens zu „seelenlos“ wenn ich das so sagen kann.
Beim Fahren will ich Sound hören (am besten den reihensechser meines Seni), ich will Benzin und Öl riechen.
In diesem Sinne,
Bronx.