Das hat man nun davon, wenn man sich öffentlich als Navi-Gernmöger outet und mehr oder weniger objektiv über unzureichend funktionierende Saugfußhalterungen bloggt. Schon gilt man hier als schreibwütiger prädestinierter Tester für das Navigationssystem der Superlative: ConnectedDrive von den Bayerischen Motoren Werken, die mit dem Propeller im Logo. Ich soll es zwei Wochen lang im Alltag ausprobieren. Das ist nicht wirklich eine Bürde, denn es hängt immerhin auch noch ein Auto dran. Ich fuhr noch nicht oft einen BMW, was erwartet mich nun genau? Haben Sie schon einmal von ConnectedDrive gehört oder gelesen? BMW beschreibt sein System als „die intelligente Vernetzung des Fahrers mit seinem Fahrzeug und seiner Lebenswelt„. Mal davon abgesehen, dass mir bei diesem Satz schon wieder lustige Fotos einfallen, klingen die Möglichkeiten interessant. Navigation, Internet, Auskunftszentrale. Wenn ich das richtig verstanden habe: Mein Auto redet mit mir, mit der Werkstatt und einigen anderen Anlaufpunkten. Und ich kann meinem Auto eine E-Mail schicken. Gerade wird es mir vor die Tür gestellt. Na – ich bin mal gespannt…
Ich kann noch gar nicht so viel technisches erzählen, schließlich will ich das Auto intuitiv testen und mich nicht durch die dudendicke Anleitung lesen. Das macht dann gern mein Entertainment- und MP3-affines Töchterchen. Während ich so in freudiger Erwartung des Bringservices die ersten Zeilen schreibe, treibe ich mich noch ein bisschen im ConnectedDrive Portal von BMW herum, um erste Eindrücke zu bekommen. Auch hier muss ich mich noch ein wenig genauer mit beschäftigen, menschenskind, was man hier alles einstellen kann! Gelernt habe ich bereits (mit Hilfe der freundlichen Frau Klar von BMW in München am Telefon), dass ich über Google Maps schon vor Fahrtbeginn Ziele definieren kann und diese – jetzt schnallen Sie sich an – per E-Mail dem Auto schicken kann. Mein Auto hat eine E-Mail-Adresse. Ja was sagt man dazu? Aber genug Theorie, draußen verdunkelt sich die Sonne, ich glaube das Schiff legt gerade an…
Die Dimensionen machen mir ein bisschen Angst. Vom Audi V8 bin ich einiges gewohnt, aber hier öffnet sich eine Galaxie, die nicht jeder Mensch betreten wird. Ich schlage dem freundlichen Studenten vom Bringservice vor, ihn zum Bahnhof zurück zu fahren, worüber er sich sagenhaft freut. Nun… ich habe diesen Vorschlag nicht ganz uneigennützig gemacht. Samtweich umschmeicheln mich zwar die hellen Ledersitze des erst 5000 Kilometer alten Autos. So. Äh. Aber… Okay, das hier ist der Start/Stop Knopf. Motor läuft. Ich nestel intuitiv auf der Mittelkonsole und im Fahrerfußraum herum. „Eeee… können Sie mir kurz sagen, wie ich die Parkbremse löse?“ Mit einem Knopf. Klar. Wie alles in diesem Auto. Mechanisch wird hier nichts mehr betätigt. Rückwärtsgang angetippt, und im großen Display läuft ein Film mit einer mir bekannten Szene. Ach. Das ist die Straße hinter dem Auto. Gut. Fahrstufe eingelegt, kurz aufs Gas getippt – und ich bekomme die ersten Falten direkt aus dem Gesicht gebügelt. 407 Ponys zerren brutal an der Hinterachse, auch damit muss ich erst einmal im beengten Wohngebiet zurecht kommen!
Head Up Display, Abstandswarner, Kameras vorn in der Stoßstange, viele Knöpfe und ein dickes Jog-Shuttle auf der Konsole, mit dem sich alles bedienen lässt. Irgendwann in den nächsten Tagen. Ich darf vielleicht nicht zu viel Intuitivität erwarten, dieses Auto kostet mehr als so manches Einfamilienhaus, da kann man sich im Vorfeld auch gern einmal ein wenig mit der Bordmappe beschäftigen. Lesen, ausprobieren, lesen, ausprobieren… Heute möchte ich ihn zunächst erFAHREN. Also Klima aus, Navi aus, Fenster auf und mal so richtig draufgetreten. Nach einer gefühlten Rechenpause von 0,5 Sekunden drückt mich irgendwas knurrendes in den Sitz und presst mich mit brachialer Gewalt an den anderen erschreckten Verkehrsteilnehmern vorbei. Stop! Kraft scheint vorhanden, Sound nicht viel. 4 Rohre sind hinten zu zwei polierten Auslässen zusammengefasst, das sieht gut aus, klingt aber unspektakulär. Mein V8 blubbert besser. Aber die Münchener wollten hier bestimmt auch keinen Sportwagen hinstellen, also Ruhe, bitte.
Na, da habe ich mir ja was vorgenommen. Ich schicke dem Auto jetzt noch eine freundliche Mail mit den Koordinaten des Kinos am Bahnhof, lade dann meine beiden Töchter + Freund ein und gucke mir Ice Age 3 an. Zurück zu den Wurzeln. Vielleicht wünsche ich mir das bei meinem BMW nach zwei Wochen auch? Was meinen Sie?
Sandmann
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Hey Jens
Der BMW hatte eine eigene E-mailadresse?! Ich kann es nicht fassen. Das ist ja der helle Wahnsinn. Allso könnte ich rein theoretisch während der Fahrt rumsurfen etc. . Ich schüttel da einmal den Kopf. Vor etwas mehr als hundert Jahren fuhren wir wenn überhaupt mehr schlecht als recht oben offen über „mistige“ Straßen. Und nun soetwas…:)
V8 mäßige Grüße
Markus
Ay Markus,
hata. Hata. Internet während der Fahrt ist ja ohnehin, du konntest Wetterinformationen zum Zielort abrufen oder dir (und das fand ich großartig) von einer menschlichen Person Hotels oder andere brauchbare Adressen raussuchen lassen, die dir dann aufs Display gespielt wurden.
Ich fand das großartig.
Wart mal ab, in 10 Jahren ist das normal…
Sandmann 🙂
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