Am Ende der Reise

Ay Gemeinde,

Letzte Fotos gucken

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jeder farbenfrohe Urlaub geht irgend wann einmal zu Ende, genau wie jedes einzelne, lang ersehnte Wochenende. Die Koffer sind nach den St. Tropez Erlebnissen und dem letzten (furchtbar schlechten) Frühstück gepackt und geschickt komprimiert im V8 verstaut. In dem kleinen Kühlschrank auf unserem Zimmer liegen wahrscheinlich noch heute eine Dose Cola, ein wenig Salami und eine angebrochene Flasche Eiswein. Mit dem neu erworbenen Wissen, dass es in der Schweiz keine Gastankstellen gibt, plane ich die Stopps zwischen Saint Tropez und dem Gotthard-Tunnel nun ein wenig betriebsmitteleffizienter.

Sonnengegerbt machen Mona Lisa und ich allerletzte Bilder vom irgendwie hoffnungsvoll grünen Mittelmeer und steigen in die schwarze Limousine, die uns zwei Optionen des Klimas bietet: Fenster und Dach auf, Wärme reinlassen aber Ruhe – oder alle Schotten zu, herrliche Kälte aus der Klimaanlage. Aber dieser fies quietschende Lüfter! Wohlan, es gibt Außentemperaturen, die einem die Entscheidung abnehmen.

Angenehmes Badewasser

Angenehmes Badewasser

Das Aqua Minerale nebst regelmäßig viel zu teuer aber eiskalt erworbener Cola Light fließt in Strömen durch meine Kehle, auf Höhe der Eingangs erwähnten Tunnelpiste Cinque Terre schläft meine Beifahrerin friedlich auf dem Beifahrersitz ein. Heimlich, klammheimlich, mache ich die Klimaanlage wieder an und versuche das langsam aufdringlicher werdende Quietschen des Lüfters durch synchron langsam lauter werdende Musik aus dem CD-Wechsler zu übertönen. Dabei zähle ich die Tunnel. Es ist kaum zu glauben! Zwischen Nizza und irgendeiner Autobahnpiste in Italien, auf der man das Gefühl hat, dauerhaft wieder den Himmel sehen zu können, zähle ich… … … einhundertvierunddreißig!!! Tunnel. Das TomTom ist maximal gestresst, weil es ständig den Satelliten verliert. Ich werde zum Tunnelhasser! Meine Urlaubsbräune pellt im Schatten ab wie eine zweite Haut. Wie kann man hier wohnen???

Sonnengebräunt und Péageerfahren

Sonnengebräunt und Péageerfahren

Das Gas hält sich noch ein paar Meilen, die Stops an den üblichen Zahlstellen für die größtenteils privatisierten Autobahnen wecken die schlafende Beifahrerin. Oder ist es die inzwischen sehr laute Musik? Zahlstellen… Hier könnte man eine kleine Sozialstudie starten. Das riesenhafte, 2,40 Meter hohe Wohnmobil aus Oldenburg versucht, unter der Zwei-Meter-Markierung durchzukommen. Als es offensichtlich scheitert, winkt Sie das Schiff unbeholfen lächelnd rückwärts wieder raus. Er fährt. Laaaangsam. Alle anderen in der Schlange dahinter müssen schaukelnd zurück und Platz machen. Nebenan wirft ein steinreicher Ferrarifahrer eloquent seinen Kleingeldhaufen in Richtung Fangkörbchen, doch statt des 2-Punkte-Jubelns ertönt nur ein Aufschrei, weil drei Münzen daneben gefallen sind. Was macht er? Er steigt aus und sucht sie unter seinem Auto wieder zusammen, wirft sie hinterher und zerreißt sich beim hektischen Einsteigen (die Schranke ist bereits oben) den Sakkoärmel…

Preise, die begeistern

Preise, die begeistern

In den südlichen europäischen Ländern ist alles ein wenig anders. So auch die Gaspreise. Vielleicht sind die Spekulationen an der Börse noch nicht bis hier gekommen, aber LPG tanken macht – trotz der Wärme – noch richtig Spaß! Reiselustigen Gesellen, die ihre Abfallprodukt-verdampfende Limousine nach Italien oder Frankreich bewegen wollen, sollten allerdings bedenken, dass es drei verschiedene Aufsätze für den Tankstutzen gibt. Hier bringen vorhandene mitgeführte Adapter erhebliche Vorteile, weil man schon bei jeder anders gebauten Säule genug damit zu kämpfen hat, wie man den Rüssel denn nun drauf, beziehungsweise zischend wieder RUNTER bekommt. Die Zahlen im Vordergrund sind übrigens Cent… Neidisch? Dann rüsten Sie doch auch um. Okay, ich hör schon auf.

Lebe wohl, Mittelmeer und so

Lebe wohl, Mittelmeer und so

Wenn man sich von etwas oder jemandem verabschiedet, sagt man Auf Wiedersehen. Wenn man etwas oder jemanden für immer verlässt, sagt man Lebe wohl. Die vergangenen Tage kommen mir vor wie ein angenehm prickelndes Urlaubs-Superkonzentrat. Sie, ich, das aufblasbare Flugzeug und das Auto haben sechs wundervolle, erfüllte Urlaubstage verbracht, und wir haben mehr gesehen als die allermeisten Durchschnittstouristen in drei Wochen. Sie wollen Statistiken über den Durchschnittsverbrauch, die Kosten und den Gesamtpreis inklusive Hotels und Essen? Da muss ich erstmal rechnen. Durch den Wagen ungebunden an die Umgebung zu sein, die Freiheit, immer hinfahren zu können, wohin man möchte, und die Nichtexistenz eines Planes, haben diese Tage zu einem Meilenstein in meinem Kopf werden lassen. Wir sind am Ende dieser Reise. Auf Wiedersehen, Cote d’Azur.

Epilog.

Gute Nacht, liebe Geschichte

Gute Nacht, liebe Geschichte

Auf dem Balkon brennen Kerzen. Der warme Abendwind zieht am Ütliberg entlang und trägt den schweren Geruch der Seen zu uns hoch. Irgendwo in einem weit entfernten Garten lachen feiernde Menschen. Das alte Radio spielt leise längst vergessene Schlager auf einem tot geglaubten Mittelwellensender. Der Rotwein entfaltet sein Bouquet. Eine kalte Brise weht von Süden unter dem Abendwind hindurch und erzählt von einem nahen Herbst. Dabei hatte der Sommer doch gerade erst angefangen. Lebe wohl, Mona Lisa. Nach guten Zeiten bleibt immer eine trockene Traurigkeit zurück. Manchmal, wenn man sich auf den nächsten Urlaub freuen kann, gelingt es einem, diese Traurigkeit in Vorfreude umzuwandeln.

Und manchmal bleibt sie einfach da.

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Über Sandmann

Die Zeit ist zu knapp für langweilige Autos, Abende vor dem Fernseher oder schlechten Wein. Ich pendel zwischen Liebe, Leben und Autos und komme nicht zur Ruhe. Aber ich arbeite daran.

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