Ay liebe Blog-Gemeinde,
haben wir uns nicht alle inzwischen an unser Navigationssystem gewöhnt? Sind sie nicht längst vorbei, die Zeiten, wo man noch durch die Windschutzscheibe des Autos guckte, um Schilder zu erspähen, die einem die Richtung weisen? Ja. Sind sie. Es ist irrelevant, ob man völlig perplex auf gänzlich unbekannte Gebäude und fremde Straßenzüge blickt. Wenn mein Navi mich da lang schickt, dann ist das wohl richtig. Soweit sind wir uns einig. Wenn die Voraussetzungen stimmen. Ich hatte einmal ein TomTom Go500, jetzt habe ich ein Go720. Das Gerät ist soweit relativ großartig, nur hat es eine böse Macke: Es bleibt nicht da, wo man es anbringt. Es fällt ab. Mal einfach nur so, mal richtig schlimm. Und sowohl Tom als auch Tom haben da keine Meinung zu…
Tatort Windschutzscheibe:
Hier pfropft der gemeine Deutsche seinen portablen Wegfinder irgendwo fest. Mal mittig, mal oben, mal unten. Meins sitzt links in der Ecke, über der Lautsprecherblende. Da stört es am wenigsten mein Sichtfeld, dank BOSE sind hier oben ohnehin keine Quakdüsen drin und ich komme gut an das Touchdisplay ran. Vielleicht sind es die drastischen Sparmaßnahmen im Zuge der Weltwirtschaftskrise, welche die Konstrukteure auf einen viel zu kleinen, aber niedlichen Saugnapf zurückgreifen ließen. Schon beim Auspacken dachte ich: „Der kann doch nicht halten…„. Mein altes Go500 hatte einen vertrauenerweckenden, mit mechanischer Hebelwirkung sich an der Scheibe regelrecht festkrallenden Halter. Den habe ich genau einmal an- und einmal wieder abgebaut. Bombenfest. Was man von dem aktuellen, kleinen, albernen, hochpreisigen Pinöppel nicht behaupten kann.
Fahren Sie mal nichts ahnend und orientierungslos durch die Hamburger Innenstadt, auf der Suche nach einem Restaurant, wo Sie mit Ihrem Kumpel (zum Beispiel) etwas essen können. Und während Sie so gedankenverloren den peinlichen Rockhits der 80er lauschen und sich ganz auf die liebenswert navigierende Sprechstimme Lisa verlassen, fällt das gesamte Gerät unvermittelt und spektakulär polternd von der Scheibe ab und verschwindet, am Stromkabel pendelnd, im Fußraum. Hallo Adrenalin! Und was jetzt? Vor mir Autos, neben mir Autos, hinter mir Autos, alle rollen voran und irgendwelche Stimmen sprechen nun zwischen meinen Füßen zu mir!
*nerv* Das wäre halb so schlimm, wenn es das erste mal passiert wäre. Dann würde ich diesem Thema keinen eigenen Blog widmen. Aber nein. Eine Bekannte hat sich vor zwei Wochen auf dem Weg zur Arbeit mit ihrem Ford Fiesta ganz nebenbei zwei mal überschlagen, weil sie das Steuer verrissen hat. Warum? Ihr TomTom fiel ab! Der Schreck! Zum Glück ist ihr nicht viel passiert. Auch bei mir zerrt seit mehr als einem Jahr eine nahezu übermäßige Schwerkraft das System nach unten. Es fällt ab, wenn es kalt ist. Es fällt ab, wenn es warm ist. Es fällt ab, wenn ich das Ding vorher anlecke und es fällt ab, wenn ich es trocken wie die Wüste anpropfe. Es fällt ab, wenn ich es zärtlich anbringe und es fällt ab, wenn ich es brachial an die Scheibe presse. Es fällt ab. Ab Fall!
Ich habe unterdess die Wahl, mich entweder am Stromkabel zu strangulieren, einen Auffahrunfall zu verursachen oder im unspektakulärsten Fall mich mit ganz vielen Schutzengeln im Nacken schlicht zu verfahren. Hektisch hoch und runter guckend ertaste ich die inzwischen leicht verwirrt klingende kleine Plauderbox, die im Fahrerfußraum sinnlos nach Satelliten scannt. AH! Fast dem Vordermann draufgefahren! Klar, beim ans Tageslicht holen drücke ich auf dem Touchscreen unbeabsichtigt noch ein paar neue Positionen und erfahre dann, das Ding noch immer in der Hand habend, dass ich schon längst hätte abbiegen müssen. „Drehen Sie wenn möglich um.“ Danke, TomTom. Täglich grüßt das Murmeltier. Die Hoffnung stirbt zuletzt. Ich könnte noch stundenlang weiterfloskeln.
Völlig genervt schwinden mir die zielführenden Alternativen. Ich kann das palavernde Kartenkistchen auch ohne Saugfuß irgendwo in die Ecke legen, aber diese Taktik übersteht eine beliebige nächste Kurve vermutlich nicht. Also entwirre ich, noch immer im Verkehr mitschwimmend, den Kabelsalat, trenne den sinnbefreiten Saugsockel vom Gerät und überlege neue Strategien, wie ich beide überreden kann, doch einfach mal an der Scheibe kleben zu bleiben. Der Vorgänger hat das doch auch hinbekommen! Was rauchen die da bei TomTom in Amsterdam bloß? Wie kann man so einen minderwertigen Quatsch produzieren, der das an sich gute Gerät beim vertrauensvollen Fahrer in völlige Ungnade fallen lässt?
Da ist sie, die scharfe Rechtskurve kurz vor meinem Ziel! Eine gut gelaunte Aprilsonne brennt durch das Schiebedach auf mein Gesicht, die Fenster sind unten und erste Sommervorboten lassen die Endorphine wieder Überhand über das Adrenalin bekommen. Zügig rechts abbiegend und die viel zu kurze Grünphase mitnehmend höre ich nur noch das schon gewohnte *ploppschepperklapper* und verfolge ungläubig aufschreiend, wie mein Navi polternd aus dem geöffneten Fahrerfenster kullert. Wie durch ein Wunder wird es vom Stromkabel gehalten und zerkratzt mir lediglich ein bisschen die Fahrertür von außen, bevor ich es wie einen Anker hektisch wieder hereinziehe. Ja, hat man so etwas schon erlebt? Mir reicht es.
Ich will mich deutsch, unbürokratisch aber wohlwollend beschweren! Auf der Website der Niederländer finde ich keinen Link, keine Supportmailadresse. Ich muss mir erst umständlich ein Benutzerkonto erstellen und mich einloggen, um meinen Frust abzusetzen! Okay, so sei es. Mit dem schriftlich vorangestellten Wunsch, diese Informationen doch bitte am reinen Textbaustein-Zusammenstell-Support einen weiter nach oben zu leiten schilder ich, ähnlich wie hier, meine Erlebnisse. Ob man in Amsterdam nicht eine Idee hätte, dieses verkehrsgefährdende billige Saugnapf-Teil hinter dem wirklich guten Navi durch etwas anderes zu ersetzen, schließlich sei ich ein lobender langjähriger Kunde. Außerdem, wo ich schon mal hier bin, verschlucke sich mein TMC-Empfänger ständig und orakle haarsträubende, nicht vorhandene Staus. Aber das sei eher sekundär.
Einen Tag später bekomme ich eine Mail, dass ich mich bei TomTom einloggen soll, um die Antwort zu lesen……. Mit dem festen Vorsatz, meine nächste Urlaubsroute weit um Amsterdam herum zu planen mache ich erneut wie mir befohlen und bekomme natürlich diese lustigen Textbausteine, erstellt von einem beliebigen ahnungslosen Studenten, der sich im Callcenter ein paar Haschtüten dazu verdient. Und ich bekomme den freundlichen Hinweis, meinen Kaufbeleg einzuschicken, man würde mir dann umgehend einen neuen, genau so schwachsinnigen Saugfuß zusenden. Der dann auch wieder abfällt! Leute! Habt ihr denn keinen Humor? Hier ist mal ein Deutscher, der nicht gleich mit dem Anwalt droht, sondern einfach eine Lösung verlangt, eine Lösung für ein Gerät, das er teuer bezahlt hat!
Ich schreibe ähnliche Formulierungen in das Textformular und betone noch einmal, dass ich mit dem eigentlichen Gerät sehr zufrieden sei und diese Zufriedenheit auch gern in Zukunft einer breiten Masse transportieren möchte. Wieder einen Tag später. Ich muss mich erneut einloggen. Mein Passwort wird erst nach der dritten Eingabe akzeptiert, und noch einmal bietet man mir generös an, gegen den Kaufbeleg einen neuen Saugfuß zu senden. Und man erklärt mir noch auf drei Seiten, wie ich den TMC-Empfänger neu einrichten kann und wo die Antenne verlegt werden muss. Nein, meine Herren Tom und Tom, jetzt habe ich keine Lust mehr. Am Ende kommt noch ein Lichtblick: Die Betreiber der Website laden mich zu einer Beurteilung des Supports ein. *freu* Da mache ich natürlich gern mit, selten habe ich so subjektiv und herablassend mein Missfallen kund tun dürfen.
Nach ab Fall kommt Abfall. Der Weg, den die Niederländer mit ihren Befestigungen gehen, ist nicht meiner. Eine Internetpräsenz, für die man ein Navigationssystem braucht. Ein Saugfuß, der keine 5 Minuten an der Scheibe bleibt. Einen humorbefreiten Support, der sich auf der juristisch sicheren Seite aufhält und schön brav die Garantie erwähnt, anstatt unbürokratisch und meinetwegen auch witzig zumindest den Dialog zu suchen. Eine Tube Uhu-Klebstoff per Post hätte ich zum Beispiel echt lustig gefunden! Nein. Kein besserer Saugfuß für den Sandmann. Schade, denn bisher hatte ich einen guten Eindruck. Egal.
Haben Sie auch solche Probleme? Oder stehe ich vielleicht allein mit dem einzig nicht funktionierenden Navi-Halter ziellos mitten in der Servicewüste Europa?
Sandmann
Ahoi Sandmann,
am Notebook scheint deine Lisa ja zu halten… Notebook auf den Beifahrersitz, das Notebook mit dem Gurt festschnallen? 😉
Ansonsten empfehle ich einen Brodit-Halter… Gibts Fahrzeugspezifisch und sind ohne Bohren zu befestigen. Und gibts auch für den V8. Nur ganz günstig ist das nicht…. Aber immer noch günstiger als ein Überschlag…
Gruß
Mario
Bester Mario,
auf dem Bild NACH dem Laptopbild liegt das Ding am Boden!
Inzwischen habe ich mir eine optionale Halterung gekauft, nun ist alles gut. Günstig war das in der Tat nicht, aber was ist schon günstig 🙂
Sandmann
Lustig,
sehr bald nach diesem Artikel hat der Saugfuß von meinem Tomtom One auch solche Allüren gezeigt. Ich glaube ja, daß mit der Zeit die Weichmacher im Plastik oder Gummi verschwinden. Wird aber wohl mit den mechanischen Saugfüßen nicht viel anders sein, nur vielleicht ein bisschen später.
Navigierende Grüße aus Niedersachsen
Abel
Ay Calimero,
ja, ich denke auch, dass es an den Weichmachern liegen wird. Denn anfangs halten die Saugfüße wirklich vorteilhaft, an die Scheibe drücken und passt.
Hm.
Na – nichts ist für die Ewigkeit. Mein mechanischer Multinavisaugfuß fällt bei extremen Temperaturen auch ab. Aber wenn man ihn dann wieder anbringt bleibt er wenigstens dran.
Sandmann
Hey Jens
Ich hatte eigentlich nie Probleme mit Tom. HATTE!!!
Saugfuß ist anders und geschmacklich ist das Ding auch nicht der bringer. 😉
Den Saugfuß habe ich specktakulär verbrannt und seitdem dümbelt Tom im Aschenbecher oder im Ablagefach für Stifte im V8 rum. Stark beschleunigen oder gar scharfe Kurven sollte man allerdings nicht so fahren. Hehe
Doppelseitiges Klebeband? Never!!! Ich beklebe doch nicht meinen V8. Ich bekomme ja schon Gesichtslähmung wenn ich diesen ollen Abdruck vom Saugfuß in der Scheibe sehe. *g*
V8 mäßige Grüße
Markus der froh ist überhaupt ein Navi zu haben
Ay Markus,
zwischenzeitlich hatte ich das Navi auch mal auf der Mittelkonsole liegen, das halte ich aber bei wirklichem Orientierungsbedarf für keine gute Lösung. Man kann nicht richtig draufgucken, muss es ständig vorm Verrutschen sichern und man hört es auch nicht sonderlich gut.
Da ist mir dann so eine Universalklemme, auch wenn sie recht kostspielig ist, im Sinne der Verkehrssicherheit doch lieber 🙂
Sandmann
Mit dem Tomtom Go hatte ich diese Probleme nicht, egal welches Wetter, der Saugnapf hat treu gehalten.
Beim kleineren Halter für mein Smartphone (Google Navigation und so) passiert mir jedoch immer dasselbe wie dir. Es hat nur nicht ganz so üble Konsequenzen:
Bei mir fällt der Halter inkl. Handy einfach ab und landet sicher oben auf dem Armaturenbrett. Spätestens dort bleibt es dann endgültig liegen.
Ich hatte bei meinem Palm Pre eine Ladestation die an der Unterseite eine Nanobeschichtung hatte. Dadurch hat die Station egal wo gehalten (ohne Kleber) – selbst kopfüber! – und ließ sich nur mit Kraftaufwand entfernen. Warum nicht sowas statt Saugnapf?
Ay bycan,
ich wäre ja theoretisch sogar bereit, irgend etwas irgend wo hin zu kleben oder sogar zu schrauben! Wenn nicht gar ins Holz. Ich weiß, nicht nur Markus wird bei dem Gedanken aufschreien, aber ich bin da doch recht praktisch orientiert.
Was genau macht die Nanobeschichtung denn klebend…?
Die beste Handyhalterung war noch immer die in London, als wir das Navi (ich hatte den Saugfuß vergessen) mit dem Stromkabel und einer Zigarrenhülle am Rückspiegel festgezurrt hatten. 😀 Hatte ich das eigentlich hier schon gebloggt? Ich muss gleich mal gucken…
FREIIITAG!
Sandmann
…und Wochenende schon wieder vorbei 🙁
Aber es gab zwei schöne Touren in die Eifel!
Nun zum Thema:
Die Nanobeschichtung funktioniert wie beim Gecko oder beim Wiesmann Roadster: Der Kontakt ist absolut klebend weil die Oberfläche im Nanobereich aus kleine Haken besteht.
Wie beim Klettverschluss nur viel kleiner und dadurch auf jeder Oberfläche funktionierend. Hab die Ladestation schon paarmal mit bloßer Kraft meiner Hand nicht abbekommen.
Ich finde die Dinger einfach zu hässlich und benutze im Alltag zu selten Navigation als dass ich es immer an der Scheibe hängen haben möchte. Dasselbe Problem besteht aber auch bei verschraubten Lösungen: Es wertet den Innenraum ab. Da bin ich kein Freund von 🙂
Die Zigarrenhüllen-Lösung ist aber 1.000.000-Youtube-Hits-verdächtig ^^
Okay, danke für die Nachhilfe. Das wusste ich tatsächlich nicht…
Für die 1.000.000 Klicks muss ich dann wohl mal den London-Blog durchholen. Wird gemacht. Ich sag bescheid 😀
Sandmann
P.S.: Schon WIEDER Wochenende!
TomTom… teurer Scheiss… wie man sieht! Alles KILLEFIT!
Wir haben jeder ein NavGear mit ’nem vernünftigen Halter… und das alles für knapp 100,- Euro… und wirklich noch nie Ärger damit gehabt.
Qualität hat schon lange nicht mehr nur einen wohlklingenden Namen… die zocken oftmals unter diesem großen Namen nur ab und man fühlt sich obendrein noch verarscht!
El
Bester El,
wenn ich heute so die Elektronikfachmarktprospekte wälze bin ich sowieso erschüttert, für wie wenig Geld man was für Technik bekommt. Das TomTom hab ich ja noch immer, inzwischen im 4. Jahr, und eigentlich ist alles okay. Und seit das Ding mit den Stimmen meiner Töchter pöbelt ist die Navigation auch wieder recht unterhaltsam 😀
Sandmann
Ich roll mich ab!
Heute kommt von der 100zehn GmbH (im Auftrag der Amsterdamer) unaufgefordert ein kleines Päckchen mit einem hochwertigen, extrem stylischen, mechanischen TomTom Saugfuß und einem Autoladekabel. Und – einer Tube KLEBSTOFF 🙂 🙂 🙂
„Damit Ihr TomTom GO 720 da bleibt, wo Sie ihn angebracht haben.“
Geht doch! Da hat mal jemand Humor bewiesen und schnell reagiert und damit bewirkt, dass mein nächstes Navigationsgerät wieder ein TomTom werden wird. Cool.
Ich werde entsprechend berichten…
Sandmann