Da sind ein paar Männer, die teilen eine Leidenschaft. Keine gröhlenden Skatrunden am Freitag Abend, kein chorsingender Sparclub im Landgasthof um die Ecke, keine dickbäuchige Bowlingmannschaft mit peinlichen T-Shirts… nein, hier werden ganz einfach Autos gefahren.
Autos, die nicht mehr die allerneuesten sind. Autos, die Geschichten erzählen können und über die Geschichten erzählt werden. Autos, die auch mal kaputt gehen. Autos, die bei der Präsentation vor 19 Jahren schon Exotenstatus hatten, und genau so sind auch ihre Fahrer. Sie sind keine Sammler, die ihre Objekte mit Wattestäbchen polieren und sie nur am Sonntag Nachmittag rausholen… Sie sind Fahrer, Schrauber, Familienväter, Menschen mit Sorgen und Wünschen, mit Macken und Träumen. Alle mit einer eigenen Geschichte. Und sie sind vor allem eines: Männer. Männer grillen gern. Die Autos sind da nur ein Vorwand…
Es ist mir schon sehr wichtig, dieses Wort „Stammtisch“ ein wenig aus den Köpfen der Leute zu verbannen. Bei „Stammtisch“ denke ich persönlich an karierte Tischdecken, Zinnteller an der Wand, Clubwimpel auf dem Tisch, dann gibts Korn und Bier und später wird Politik gemacht. Nein danke. Ich muss noch fahren.
Da stellt der Karsten den Garten mit gepflastertem Garagenhof in einer ruhigen Siedlung mitten in Flensburg zur Verfügung, kauft was zu trinken ein, fönt einen gewaltigen Grill an und sagt, man möge doch mal kommen. An einem ordinären Montag. Aber Montag passt gut, einer der wenigen Tage, an denen mal keine Kinder zum Schwimmen, Reiten oder Fußball gebracht werden müssen. Also beim Famila um die Ecke ein wenig totes, mariniertes Tier erworben, Rauchwerk und Vanilletabak für den Abend eingepackt und durch den flachen Norden nach Flensburg gefahren. Horrido!
Nach einem bösen Begrüßungs-Aufsetzer auf dem umgeklappten Begrenzungspfahl (nur der alte Ersatz-Audi-80 hat da nicht dran lang geschrappt) treffe ich auf Karsten, Jens, Thomas, Micha und Thorsten, einen Grill, eine Frikadellen- und Salat-ranholende-Mutter, Schokoladenkuchen und bequeme Gartenmöbel bei feinstem Wetter. Hier darf ich sein, hier geht es mir gut.
Sehen Sie dieses Blog als eine Hommage an die V8-Gemeinde, nicht nur hier im Norden, sondern auch im Rest von Deutschland. Irgendwas hat dieses Auto an sich, das einen verbindet. Und das ist mehr als das Wissen um die preiswertesten Ersatzteile. Da wird natürlich über die Gasanlagen, auch im gelben S8, philosophiert. Da vergleicht man Leder und Ausstattungen aber pendelt immer wieder zurück auf die Terasse zum Grill. Bei der „Sandmann’s Edition“ piept trotz korrekter Füllstände der Bremswarner. Und? Nicht lange reden, Haube auf, tief in den Motorraum getaucht, den verantwortlichen Geber zur Rede gestellt und erstmal totgelegt, bis das Ersatzteil bestellt ist. Nicht nur reden, machen. Sowas mag ich. Würde mich nicht wundern, wenn ich die Tage eine Mail mit den Teilenummern bekomme… ach, und bitte auch gleich die Nummern für die Bremsklötze vorne, HP2-Bremse, raussuchen. Danke.
Hier werden keine Heckklappen geöffnet und eine Zierkirschen entlaubende Großraum-Disco-Dezibelbeschallung durch die Siedlung gedrückt. Da werden Telefonnummern ausgetauscht und sich auch mal zu Hause besucht. Sozusagen „privat“. Und ich weiß, dass ich von diesen Jungs jederzeit Hilfe erwarten kann, wenn ich sie brauche. Nicht nur beim Auto. Die sind so. Es gibt einige Menschen, die sich als meine Freunde bezeichnen, von denen ich so etwas nicht behaupten könnte… Nein, Heiko, Jan und Jörg, EUCH meine ich damit nicht!
Bei reichlich Fleischgenuss (ich habe mich vom Salat fern gehalten – zu viele Vitamine) und vorwiegend alkoholfreiem Flens philosophieren wir über Ehen, Beziehungen und Freundschaften, während hier und da ein Telefon klingelt und eben jene Damen fragen, wo man sich denn so rumtreibt. Einige hören es klingeln und gehen brummelnd ran, andere hören es nicht… Eine sehr nette Männerrunde, die sich einzig über diese Autos gefunden hat. Der Abend klingt irgendwann aus, wir schmauchen noch gemeinsam genüsslich an einem Pfeiffchen und freuen uns schon aufs Südseecamp in Niedersachsen, Anfang September. Da werden es dann wohl auch noch ein paar mehr!
Ich sage danke. Ihr hebt euch so angenehm von der üblichen Clubszene ab. Oder können Sie sich eine ähnliche Veranstaltung der „Astra GSI Freunde Bottrop“ vorstellen? Nee, das geht nicht, weil ja auch die obligatorischen Beifahrerinnen immer schon um 21.00 Uhr zu Hause sein müssen.
Sandmann
Hey Jens
Wie die Zeit doch geht.
Ich vergleiche Photos und stelle fest…wir werden alle nicht jünger. Da wird Haar dünner, manche werden dünner bzw. dicker nur beim Tom bin ich mir da nicht so sicher. Der hat sich anscheinend nicht allzu sehr verändert. 😉
Das die Jungs die ebenfalls einen V8 ihr eigen nennen ungemein zusammenhalten habe ich ja auch schon feststellen können. Danke hier noch einmal in ein bestimmte Richtung. 🙂
Aber ernsthaft. Der Zusammenhalt ist erstklassik. Bei den Fahrern gibt es keine Neider über PS, Lackierung, Musik etc. . Jeder ist irgendwo stolz auf SEINEN V8 und jeder ist auf einem Treffen total entspannt. Keine Randale oder Sprüche wie: Ay! Willste nen Rennen?
Hier werden Probleme jeglicher Art besprochen. Und wenn es ums Auto geht, bildet sich ganz schnell eine Menschentraube und es wird geholfen. Da kann es passieren, das der Besitzer ins Abseits gerät, während der Patient von vielen Fachkundigen Augen und Händen begutachtet wird. Bis er eben wieder läuft.
DAS nenne ich Gemeinschaft.
V8 mäßige Grüße
Markus
Ay Markus,
seit die Jungs in Legan meine Benzinpumpe uneigennützig gewechselt haben (das war einer der automobilen Klassiker in meinem Leben), hoffe ich auf jedem Treffen auf diese Menschentraube, die dann den ganzen Wagen einmal generalüberholt 😀 Irgendwie passiert das aber nicht mehr… Vielleicht ist doch ganz offensichtlich zu viel zu tun…
Ich freu mich aufs aktuelle Südseecamp!
Sandmann