Auf jedem zweiten Elternabend oder in den alternativen, semi-pädagogischen Plauderrunden der jungen engagierten Eltern kommt immer wieder das Thema Familienkombi auf. Oder Minivan. Vielleicht erinnern Sie sich partiell an meine Abneigung gegenüber Autos ohne „Hintern“, deshalb muss heute ein Selbstversuch gestartet werden! Die 12jährige Tochter schreit nach neuen Möbeln, also setze ich sie und ihre Freundin in meine klassische Stufenhecklimousine und begebe mich in den Schrecken aller zivilisationsfeindlichen Landbewohner: IKEA am Freitagnachmittag, bei strömendem Regen. Auf der Suche nach MALM und MIKAEL.
Wenn ich weniger experimentell veranlagt wäre, hätte ich zumindest meinen Dachgepäckträger auf die Quattro-Fuhre gebaut, aber bis jetzt hat immer alles reingepasst. Einen Kombi braucht man nicht, behaupte ich, nicht einmal bei IKEA. Nicht einmal, wenn man unter anderem einen großen Schreibtisch kaufen möchte.
Knut ist vorbei, also muss wohl Midsommar oder Gnölfraatz oder sowas sein, draußen im kalten Juliregen stehen Gruppen von gelben Menschen mit Megafonen vor Stapeln aus Pappkartons und dröhnen den vorbeieilenden Einkäufern animatorische Mitmach-Parolen in die Ohren. Was passiert hier? Nicht zu fassen! Kommoden-Wettbasteln 😯 Zwei Teams schleppen erst viele Kartons über den Parkplatz und bauen dann, schwitzend und hektisch, jeweils eine Kommode MALM auf Zeit zusammen. Mit IKEA Werkzeug. Die Kommode darf behalten werden, der Gewinner bekommt noch einen Einkaufsgutschein.
Ist das nicht wie geschaffen für die drei Kommoden-suchenden Freunde? Nur wenige andere möchten sich zum Affen machen, also legen wir direkt los. Garniert mit den Klassikern „Wo ist denn jetzt die letzte Schraube?„, „Da müssen noch Holzdübel rein‚ es sind aber keine übrig“ und „Oh neiiin, alles falschrum!!!“ schwarten meine emsigen Mädels mit mir in Rekordzeit den dreischubladigen MALM zusammen. Am Ende haben wir (nur) zehn Sekunden Rückstand auf das ambitionierte, jung-dynamische Gewinnerpaar! 🙄 Mist. Egal. Aber: Wie bekommen wir das gewonnene Stück jetzt in den Audi…? Die Kommode darf erst einmal stehen bleiben, bis der kombinatorische Rest gekauft ist.
Der riesengroße Schreibtisch MIKAEL mitsamt Rollcontainer und noch ein kleiner Ableger von MALM wandern mit uns und gefühlten 5000 anderen Einkäufern durch die Kassen wieder nach draußen, bevor uns beim Audi angekommen die eigentliche Aufgabe bevorsteht: Das muss da alles rein…
Schnell noch einige HotDogs in den Mägen versenkt, um der kommenden Aufgabe gewachsen zu sein. Für das zusammengebaute Wettbewerbsmöbel gibt es keine Alternative, es muss in den Kofferraum. Aufrecht stehend, ohne Schubladen, weil es sonst nicht passt. Das geht ja noch. Aber nun ist aller Platz weg; wohin mit dem Schreibtisch und den beiden Schubcontainern? Und den ausgebauten Schubladen von MALM? Ein Platz für Rollcontainer MIKAEL und den kleinen MALM ist recht schnell gefunden, der Beifahrersitz bietet sich für die beiden kleinen, aber schweren Kartons an. Selbstzufrieden fläzen sie auf dem Leder und sind mit sich und der Welt zufrieden.
Eine Schublade verschwindet im offenen Kofferraum neben ihrem Zuhause. Selbstverständlich fängt es in diesem Moment an zu regnen, und zwar junge Hunde und Katzen. Erste schmunzelnde Passanten betrachten uns kopfschüttelnd, im Hintergrund bauen zwei neue Teams unter Megafon-Gequäke wieder Kommoden auf. Der große Schreibtisch geht nur auf die Rückbank, hochkant, quer in den Fußraum. Die Mädels können ja dahinter sitzen und sich sogar anschnallen. So, der ist drin. Eine Tür zu. Oha… auf der anderen Seite guckt er viel zu weit heraus, die bekommen wir nie im Leben zu. Hilfesuchend stöber ich nach Alternativen und finde sie nicht. Es regnet und regnet.
Neue Idee: Vordere Sitze nach ganz vorn fahren und die hinteren Fenster auf, damit die Kanten herausgucken können. Mit viel Gewalt ist es vollbracht. Kurz bevor die Spannung der liebevoll in Tschechien gefertigten Spanfaserplatte die hinteren Türen aus den Angeln drückt, höre ich die Schlösser einrasten. Eine Schublade muss noch durchs Fenster auf den Schoß meiner Tochter. Die dritte und letzte findet mit ähnlicher Gewalt auf dem Beifahrersitz neben den beiden zerlegten Containern Platz. Ein Nachteil des BOSE-Sound-Systems sind die dick aufbauenden Endstufen mit ihren Bassreflexröhrchen in den Türen. Das nimmt einiges an Raumgefühl. Noch ein Spanngummi, um die Heckklappe festzuhalten, und es kann losgehen. Die amüsierten IKEA-Mitarbeiter schenken uns fröhliche gelbe Caps, um etwas Farbe in unser Leben zu bringen. Schließlich regnet es.
Farbe hat das Leben nun durchaus, sei es das viel zu häufige Rot der Ampeln, das Blau der Polizeiwagen oder das Gelb der durch den Starkregen schneidenden Scheinwerfer. Durch den Kofferraum zieht CO2 nach drinnen, durch die hinteren Fenster wieder raus, und es regnet munter überall rein. Was tut man nicht alles für ein stilvolles Jugendzimmer?
Völlig verstört erreichen wir unser Zuhause. Beim Öffnen der hinteren Türen floppen diese durch den Überdruck der Tischplatte abrupt auf und geben lachende Teenager frei. Diese befreien sich aus ihrer Lage, und ich beginne, alles auszuladen und zum Haus zu tragen. In diesem Land braucht doch niemand wirklich einen Kombi! Mal ganz ehrlich, Hand aufs Herz jetzt. Wenn Sie abends aus Ihrem Reihenhaus treten und vorne an der verkehrsberuhigten Straße unter dem Baumarkt-Carport den Familienkombi oder den Minivan sehen, wünschen Sie sich nicht auch so manches Mal, er wäre weniger langweilig? War es wirklich das, was Sie immer wollten? Na. Sollen Sie lügen???
Ja nun, es kann schon sein, dass ich mir ein wenig die Türverkleidungen gestaucht habe. Und vielleicht stimmen die Spaltmaße der hinteren Türen auch nicht mehr so ganz. Aber wer braucht schon einen Kombi? Also ich nicht. Ich werde bei Zeiten noch weitere Selbstversuche starten. Was wird da wohl alles dabei sein müssen? Außerdem brauche ich noch eine Ladung Fliesen für den Eingangsbereich. Na, wir werden sehen. Demnächst in diesem Theater. Ich wünsche Ihnen und Euch ein schönes Wochenende. Und geh jetzt meine angehende Grippe auskurieren.
Sandmann
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Ey – wozu der ganze Streß?
Echt – wenn du ’ne Frau wärst, würdest du lieber Beulen, Schrunden und Deformationen durch absolut stilische Stöckelschuh an den Füßen ertragen, als, wie jeder normale Bauer, Gummistiefel im Stall zu tragen.
Ich wusste gar nicht, dass Männer so unpraktisch und zickig sein können. Woher kommt dieser uneinsichtige Dickkopp?
Ich könnte dir jedenfalls auf der Stelle eine Handvoll Situationen nennen, in denen gar nichts anderes als einen Kombi hilft. Da könntet ihr euch quälen, wie ihr wollt. Da gingen auch die Türen unter Druck nicht zu.
Dem Wohlverdienenden sei gesagt: wie wäre es für solche Transportzwecke mit ’nem Kombi oder Van als Zweck- und Zweitwagen?
Oder bei Freunden nachfragen, ob man sich ein solches Fahrzeug mal ausleihen könnte?
Meine Oma hat schon immer gesagt: „Wer schön sein will muss leiden“. Sie ist inzwischen seit sechsundzwanzig Jahren im Himmel. Schon zu ihren Lebzeiten passte diese Weisheit in vielen Situationen wie Faust aufs Auge. Audi V8-ausstopfende Kombihasser beweisen eindrucksvoll, dass auch alte Sprüche ihre Geltung nicht verlieren. 🙂
Kein Stress – ich nenne das LEBEN. 🙂
Du hast doch schon an anderer Stelle eindrucksvoll dein Missfallen über einen bestimmten BMW ausgedrückt, und bei mir verhält sich das bei Kombis so. Ich mag die einfach nicht. Für mich muss ein Auto einen Kofferraumdeckel haben, aber wem sage ich das, Herr K70? 😉
Natürlich kann ein Kombi praktisch sein! Ein Gehwagen ist auch praktisch, da kann man sich beim Einkaufen mal draufsetzen. Oder ein Cowboyhut im Alltag. Der ist praktisch. Die Sonne verbrennt dann den Nacken nicht… Wenn ich mal wirklich große Sachen transportieren möchte, nehme ich meinen Anhänger oder leihe mir einen VW Bus aus. und in letzter Zeit gehe ich immer mehr zum Dachgepäckträger über, nachdem ich mir tatsächlich eine Tür verzogen und den Lack großflächig zerkratzt habe…
Leiden und doch nicht schön sein. Man kann nicht alles haben 🙂
Kombi? Braucht man nicht.
Sandmann
Ich kann in dieser Frage viel sagen.
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Gitarren Stimmen Tuner KORG GA-30
🙂
Okay, aufgrund der Kreativität des Wortspiels wirst du jetzt mal nicht gespammt 😉
Als der Mann mit den 6 Gitarren freu ich mich noch ein bisschen mehr.
hihi…
Sandmann
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