Ay, liebe sonnengebräunte Urlaubs-Gemeinde,
da kümmert man sich mal sieben Tage um die weltlichen Belange des Lebens, und schon wird man digital liebevoll angepöbelt, wann der „Reisebericht“ denn weitergehe. Sowas. Wie ihr euch um mich sorgt… Nichtsdestotrotz (was für ein komisches Wort) hier nun Impressionen von zwei Urlaubern mit einem großen Auto in einer kleinen Stadt. Im Schatten des V8 habe ich den Stau dorthin hinlänglich skizziert, wie das bei jedem Stau so ist, kommt man irgendwann einmal an. Die Gassen der Stadt werden schmaler, die Dichte des Eis essenden Touristenvolks nimmt Meter um Meter zu, und mir drängt sich der Gedanke auf, dass man hier vielleicht gar nicht sein darf. Nicht mit einer alten privaten Oberklasselimousine aus Deutschland. Irgendwie stehen wir plötzlich am Hafen zwischen Luxusyachten und Malern mitten in der Altstadt. Gut, dass wir ausländische Nummernschilder haben…
Aus peinlichen Situationen das Beste machen.
Während die quietschende Mona Lisa ganz schnell weiter will und voller Scham kopfschüttelnd in den Fußraum abtaucht, halte ich den Audi V8 erst einmal an einem Taxistand an, steige aus und mache ein paar Fotos. Diese Szenerie ist einmalig, noch nie hatte ich die Gelegenheit, zwischen den schönen alten Geschäften, den vielen aktiven Künstlern und den dicken Yachten acht Zylinder zu parken (man darf es hier auch nicht), das muss für die Nachwelt festgehalten werden. Okay, so zentral müssen wir zugegeben nicht stehen, und nachdem der V8 sich mit eingezogenem Bauch gullernd an diversen neueren Luxuskarossen vorbeigequetscht hat, erreichen wir tatsächlich besagten Parkplatz. Douliou douliou.
Das unter fast schon kitschig blauem Himmel derart beiseite gestellte Limousinchen beginnt kurz nach dem Ersterben des Alutriebwerks zu schwitzen. Da muss es jetzt durch. Wir erobern Saint Tropez zu Fuß, vom Parkplatz an den ersten Booten (kann man die so nennen? Sie muten eher wie mehrstöckige schwimmende Designervillen an) vorbei zu eben jenem Platz, wo wir gerade gehalten hatten. Ein paar extrem coole Rapper batteln zu funkiger Musik, Künstler entlang der Mole malen ihre mehr oder weniger begeisternswerten Impressionen dieser Stadt, fette, in Leggins gequetschte und mit Nylon-Hawaiihemden bespannte niederländische Touristen brabbeln laut und prollig mit ihrer genau so fetten und schlecht bis gar nicht erzogenen Brut, und über allem thront der kleine bunte liebenswerte Kirchturm.
Aber was rede ich? Schauen Sie doch mal selbst und landen Sie douilou douilo im Boot in Saint-Tropez.
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Ich hoffe das war erträglich?
Nach einer kurzen Gewöhnungsphase fallen die akkurat geparkten Schiffe kaum noch auf, und der Gendarm scheint gerade Siesta zu halten. So vorbereitet, kann ich natürlich das Augenmerk eher auf die vierrädrigen Luxusyachten lenken. Kaum fassbar ist hier unten an der Cote d’Azur die allgemeine Bentleydichte. Wenn ich nur kurz Touristen beobachtend bei einem Grand Café Creme in den schönen Hafenbodegas verweile, kann ich mir trotzdem sicher sein, einen blubbernden Continental, ein Coupé oder gar Cabrio oder zumindest einen Rolls Royce oder Maybach zu sehen. Ferrari werden hier gar nicht beachtet. Ich weiß gar nicht, ob Mona Lisa wirklich bewusst ist, dass der Sandmann sich ausschließlich nach fremden Autos statt nach anderen Frauen umdreht. Sie sollte entspannt sein.
Der wunderschöne bekannte Boule-Platz im Herzen der Altstadt. Hier finden wir unter schattigen Platanen das berühmte Cafe des Arts, wo Mick Jagger zu seiner Bianca „JA“ sagte. Na, guck. Das ist allerdings schon ein wenig länger her, in dem Jahr wurde ich geboren. Irgendwo hier ist auch die Gendarmerie Nationale, wo der oben schon visuell gezeigte Choleriker Louis de Funes seine Ganoven einkerkerte. Es ist zu warm, um sie zu suchen. Am Rande der französischen Verspieltheit finden wir ein wunderschönes DS Cabrio, dessen Anblick ich Ihnen allerdings hier live erspare. Das kann nur eine Frau eingeparkt haben, das linke Hinterrad steht mit gerade mal drei Zentimetern des Reifens auf dem Kantstein und walgt sich schon langsam herunter. Douliou. Ich könnte heulen.
Sie wollen Urlaubsstimmung? Sie bekommen Urlaubsstimmung! Den schönsten Eindruck vom Gesamtbild der Stadt erhält man vom Hügel, der unter vielen Entbehrungen erklommenen Zitadelle blickend, einer alten Festung von fünfzehnhundertirgendwas. Hier schweift der kalte-Cola-verklärte Blick über die Altstadt, die Bucht, die vielen Segelboote und einige beeindruckende Kreuzfahrtschiffe. Mona Lisa gestaltet mit ihrer Spiegelreflex wahre Postkartenmotive, ich selbst fange mit meiner wasserfesten stoßsicheren Olympus nur blogbares ein 🙂 Ein wenig macht mir mein Auto Sorgen, denn so wie die Sonne auf meine Haut brennt muss es ihm echt dreckig gehen. Es ist schwarz. Ich schreib das ja auch nur, weil es ein AutobildBlog ist. Eigentlich möchte ich viel lieber ausschließlich über die Schönheit des Augenblicks philosophieren, aber dann rutsche ich immer so schnell ins Off-Topic… Douliou douliou. Ich liebe diesen Platz hier oben. Ich möchte hier immer und immer wieder hin.
Viele kalte und deshalb teure Getränke, unzählige Klamottengeschäfte, vernachlässigbar wenige Obststände und bemerkenswert zahlreiche Bentleys später, lassen wir diesen schönen Tag auf der Kaimauer ausklingen. Ein eiskaltes alkoholfreies (ja, ehrlich!) Bier löscht den tagesfinalen Durst, während wir verträumt auf die Yachten und einige offensichtlich zum Verkauf stehende Dachterassen blicken und uns fragen, was das alles wohl so kosten mag. Die schönen Tage dieser kurzen Reise neigen sich langsam dem Ende entgegen, aber dieser Tag hat noch Potenzial. Ich spüre plastisch den Strand auf der Haut, höre das Mittelmeer rufen… Irgendwann muss man ja auch mal reinspringen… douliou douliou…
Genaugenommen wäre ich nicht an der French Riviera, müsste ich nicht sogar für meine Liege bezahlen. Der gute Parkplatz in direkter Nähe und die eiskalte Cola lassen mich jeden Kummer vergessen (und auch die Tatsache, dass die Cola schon wieder fünf Euro gekostet hat, gibt mir lediglich das Gefühl, etwas gaaanz abgefahrenes zu machen). Seele, hier kannst du dich erholen. Douliou. Auf diese Art das Mittelmeer zu genießen ist zwar echtes Superkonzentrat, aber irgendwie gelingt es trotzdem, so etwas wie Entspannung in den Körper zu bekommen. Sie Sonne erledigt den Rest. Leider läuft die Zeit unaufhaltsam weiter.
Und wieder fällt der Abend über das Mittelmeer und taucht alles in dieses Licht, das einfach unbeschreiblich ist.
Für einen kleinen Moment vergesse ich dann die Autos und lasse mich von grenzenloser Romantik übermannen. Die Wellen rollen leicht an den Sandstrand, Kinder toben in sicherer Entfernung, die Palmen rauschen im leichten Abendwind. Überall duftet es köstlich nach gegrilltem Fleisch und Fisch. Morgen wollen wir noch einmal nach Port Grimaud. Aber das ist eine andere Geschichte. Ich besitze inzwischen einen stilsicheren Panama-Hut, der mich zwar um Jahre älter macht, den ich aber irgendwie ins Herz geschlossen habe. Irgendwie scheint er mir zu stehen, ich werde ihn nun häufiger tragen. Natürlich dann ohne die Sandalen. Aber was rede ich hier eigentlich? Douliou.
Schlaf gut, Südfrankreich. Ich könnte hier noch von einem dramatischen, zweibahnigen Minigolfturnier berichten, von den vielen schönen Restaurants, in denen die Pizza einfach besser schmeckt als an jedem anderen Platz auf der Erde, den ungezählten Aperetivs und den warmen Abenden am Wasser oder auf dem Balkon, mit einem Eiswein in der Hand. Und von dem beruhigenden Geräusch, das die Tennisplätze und ihre Benutzer hervorbringen, wenn man seelig in ein Mittagsschläfchen wegdämmert. Plock. Plock. Pause. Plock. Herrlich. Doiliou douliou douliou Saint-Tropez. Bleibt mir noch der Heimweg und die Gasbilanz… Demnächst in diesem Theater! Ach ja, und ich muss ja noch Fragen stellen… äh… ach, kommentieren Sie doch einfach mal OHNE konkrete Fragen und zeigen Sie mir, dass das auch geht. 🙂
Sandmann
Folgen Sie mir ans Ende, nicht nur der Reise