Am Ende einer verrückten Reise in die Schweiz
Bleiben wir auch am Ende dieser Tour weiterhin in der Welt der Fortbewegungsmittel. Internationaler Flughafen Zürich Kloten. Eine aufreizend goldene Sonne strahlt von einem postkarten-blauen Himmel auf den unschuldig-weißen Schnee. Herr H. führt mich an einen Platz, an dem ich mein ehemaliges 14-tägiges Pendeln aus einer anderen Perspektive betrachten kann. Wir sind nicht ganz unter uns, das gute Wetter lockt weitere Menschen mit nennenswert großen Kameras an, alle auf der Suche nach den schönsten Bildern vierstrahliger startender Stahlvögel. Cool. Aber der Tag geht noch weiter, hoch zum Michi, wo das Thema Automobil und Stil in einem gemeinsamen Abend fruchten soll.
Doch zunächst melden sich Hunger und Durst, noch immer am Flughafen.
Irgend jemand hat die Idee gehabt, hier in einer Bude zusätzlich noch überteuertes alkoholfreies Bier und Würstchen anzubieten. Vermutlich nicht die unlukrativste Idee. Mit einem Klassiker von John Denver im Kopf winke ich einer Swiss Maschine nach und stelle mir vor, dass sie vielleicht in einer Stunde in Hamburg Fuhlsbüttel landet. Und dass ein lieber Mensch in dem Moment aus dem Küchenfenster schaut und sie in der Ferne über den Dächern von Altona sieht… Hm… *schwärm* Da kommt auch schon eine SMS vom großen Michi, meinem letzten Ziel an diesem Tag. Adé, Zürich, bis die Tage. Chiau Stefan H., ich bin nachhaltig beeindruckt!
Die Schweiz ist schon ein lustig‘ Ländchen. Remos Geschichtsunterricht schwingt mir noch im Ohr, es gibt hier dreisprachige Kantone! Und überhaupt spricht man in diesem Land Deutsch, Französisch und Italienisch. Es scheint schwierig, den direkten Nachbarn zu verstehen… Auch die Klimazonen auf meinem Weg über Zürich nach Schongau in der tiefsten Innerschweiz lassen mich grinsen. In der einen Kurve liegt noch meterhoch Schnee, und kommt man über die Kuppe auf einen sonnigen Südhang ist alles grün, die Vögel zwitschern und die ersten Frühlingsblümchen stecken ihre bunten Köpfe aus dem Gras. Der V8 schnurrt inzwischen mit Benzin statt Gas. Da sind die Schweizer noch nicht so weit. Sie haben LPG Tankstellen, die gehorchen aber den gefühlten Öffnungszeiten von Sonnenstudios in ländlichen Gemeinden.
Und weil es noch gar nicht so spät ist, machen der Michi und ich uns nach meiner Ankunft auf zu einem kleinen Spaziergang über die schneebedeckten Felder ins Nachbardörfchen. Für mich geht langsam ein sehr autolastiges, emotionales Wochenende voller verschiedenster Eindrücke zu Ende. Wo könnte man es besser ausklingen lassen als hier, oberhalb von Luzern, in der Gesellschaft dieses unglaublich netten, stilvollen Mannes? Ein heißer Pfefferminztee mit einem geheimnisvollen Kräuterlikör in der Wirtschaft wärmt den Körper für den Rückweg und den Geist für den Abend.
Ob ich ins Bett will? Jetzt noch nicht, aber auch nicht so spät. Morgen früh liegen erneut 1100 Kilometer vor mir, es wurde neuer Schneefall angekündigt und… morgen ist Montag. Ich hasse Montage! Aber wer tut das nicht? Angesichts der Tatsache, dass ich diesen Urlaubstag komplett im Auto verbringen werde (*freu*), ernte ich einen mitleidigen Blick vom nicht ganz so entfernungsbegeisterten Michi und das Versprechen, gleich ein leckeres Abendessen zu bekommen. Michi kocht. Er kocht sogar sehr gut. *hach* liebes Tagebuch, ich freu mich auf den ruhigen Abend!
Da hier manchmal auch heimlich ein paar Frauen mitlesen, möchte ich es noch einmal betonen: Männer unter sich sind einfach anders. Das kann man nun so oder so interpretieren. Diese Gespräche beim gar köstlichen Abendessen und dem dazu gereichten, in Ehren gereiften, hervorragenden französischen Burgunder können nur Männer führen. Der spätere Verlauf des Abends, auf dem Sofa fläzend, eine Pfeiffe rauchend und Radio Swiss Jazz hörend, ist ein wundervoller gelungener Abschluss. Gönnen Sie sich Abends diesen Sender, speziell „Jazz for Dinner„. Sehr entspannt. Einen Toast auf die Autos, die Liebe und die Freundschaft.
Gute Nacht, du schöne Schweiz. Was für bunte Erlebnisse, was für nette Menschen, was für ein emotionales Toben zwischen Gastfreundschaft, Auto-Programm, Eindrücken und einem ganz klitzekleinen melancholischen Anteil. Der wird aber immer kleiner. Mein perfekter Gastgeber hat mir ein kuscheliges Bettchen bereitet, was mag das für ein Farbton sein? Für Travertin ist es zu dunkel… Morgen habe ich einen unspektakulären Heimweg vor mir und werde gegen 18.00 Uhr zu Hause in Kiel sein. Dann hat der Alltag mich wieder, und diese kleine Reise schwirrt nur noch als kleiner Bildband durch meinen Kopf.
Ich schnarch dann mal weg… obwohl… seit letzten August schnarche ich nicht mehr. Haben Sie auch schon mal nicht mehr geschnarcht? 🙂 Machen Sie manchmal diese langen, wunderschönen Männertouren? Und wenn nicht – warum fangen Sie nicht in diesem Jahr damit an? Jede Krankenkasse sollte die Benzinkosten für ein solches Wochenende übernehmen. Es ersetzt jede Therapie, es macht einen nachdenklich und glücklich und es liefert Erzählstoff für mindestens ein halbes Jahr…
Sandmann
Tach Sandmann,
das sieht nach einem echt guten Abend aus! Männer untereinander sind ein besonderes Thema, das werden die meisten Frauen nie verstehen. Siehe der Caveman. Michi scheint ein netter Gesell zu sein.
Abel
Ay Calimero,
Michi ist ein SEHR netter Kerl. Durchaus. Solche Abende kann man vermutlich nicht mit jedem Menschen haben, deshalb zieht es mich ja wieder wie magnetisch da runter. Kann mir mal jemand ein bisschen Zeit schenken?
Sandmann