Die aktuelle Wochenendplanung hat für mich ab heute einen neuen Arbeitstitel: „Käsefondue in der Schweiz„. Traditionell findet diese Milchproduktvernichtung für ein paar geladene Autobekloppte aus der Umgebung beim Remo in Hallau/Nordschweiz statt. Auf dem Weinberg, tief unten in seinem Gewölbekeller. Ob man Kiel nun zur Umgebung von Hallau zählen kann ist interpretationsfähig, aber ich wurde gefragt und sagte gern ja. Kurz mal da runter. Die notwendigen Vorbereitungen an meinem alten Taxi für diesen 1900-Kilometer-Trip an zwei Tagen lassen sich mit fünf Begriffen beschreiben: Piep (1), Piep (2), Piep (3), wisch und schrumm.
Piep (1) der Schrei nach Öl
Der alte Daimler sagt seinem misstrauischen Fahrer ziemlich zeitig bescheid, wenn der Peilstab nur noch an der unteren Marke benetzt ist. Na gut, das bekomme ich gerade noch in der Mittagspause geregelt, das Wetter ist schön und viel zu warm für Ende Februar, dann kippe ich mal einen Schluck Öl nach. Man hat ja immer alles hinten drin.
Dieses mal bewerkstellige ich das aber nicht mit freiem Oberkörper wie damals in Südfrankreich am Audi V8, auch wenn mir das viele lüsterne Kommentare eingebracht hat 😉 Nein, dafür ist es dann doch wiederum noch nicht warm genug, und man wird ja nicht jünger. Und so ne mehrspurige Straße im Nacken, neeee, was sollen die denn von mir denken… Später vielleicht mal. In der Schweiz. So. Ölstand: Check, und der Zigarillo ist auch noch nicht ganz aus. Gut dass Diesel nicht brennt.
Piep (2) der Schrei nach Kühlwasser
Verdammt. Das habe ich nun schon das dritte mal in einem halben Jahr, dass ich rund einen Liter Frostschutz nachkippen muss, weil auch hier ein Fühler bescheid tutet.
Nein, ich kippe nicht nach weil der Fühler Alarm schlägt sondern weil im Behälter was fehlt. Das ist ja nicht ganz so unproblematisch wie der sehr moderate Ölverbrauch des 645.000 Kilometer alten Fünfzylinders. Wo bleibt das Zeug? Ein kleiner Riss am Kühler? Eine undichte Zylinderkopfdichtung, also quasi eine Undichtung? Kleckert der Wärmetauscher vielleicht? Dem werde ich beizeiten mal auf den Grund gehen, momentan muss stumpfes Nachfüllen reichen. Auch hier tut es ein runder Liter, und die Sensoren sind erstmal befriedigt. Zigarillo brennt noch immer. Reicht? Nein. So ein Mercedes spricht mit einem, besonders wenn ihm Flüssigkeiten fehlen. Kommen wir also zu
Piep (3) der Schrei nach Wischwaschwasser
Wischwaschwasser (oder auch WWW) ist in diesen Tagen ein kostbares Gut. Es friert mal und mal nicht, dann regnet es oder auch mal nicht und die Sonne scheint durch verschmierte Scheiben oder auch nicht. So oder so, der Behälter für die Plörre soll PIEP nachgefüllt werden behauptet das Kombiinstrument.
Bei der Behauptung bleibt es auch. Ich schaue verdutzt in den großen Pott rein und sehe das anders, da fehlt höchstens ein Liter? Wer hat sich denn hier verhaspelt, lieber Benz, dass du mir Fehler vorgaukelst wo gar keine sind? Ich habe neulich schon mit ihm schimpfen müssen, weil eine der Lampen im Heck einen kleinen Wackler hatte (ich möchte nicht von Kontaktschwierigkeiten sprechen, das klingt dann so menschlich) und das Auto ständig behauptet hat, ein Lichtlein würde irgendwo vermisst werden. Gnarf. Aber den Kollegen habe ich inzwischen auch ausfindig machen können, er war genau so unschuldig wie der Wischwaschwasserbehälter, der eindeutig voll ist. Lump, der. Ich bin schon fast durch mit der kleinen Inspektion für die große Reise, es fehlt noch
wisch – der Schrei nach Sauberkeit
Na klar. Das einzige sichtbare Neuteil an diesem Auto, das Teil, was immer im Sichtfeld von Fahrer und Beifahrer ist kann ich doch nicht sträflich vernachlässigen.
Ich habe mir sogar extra einen neuen Lappen dafür besorgt, und was soll ich euch sagen, das ist gar nicht so einfach, den Stern sauber zu bekommen. Er ist ja auch Tag und Nacht dem Wind und dem Wetter ausgesetzt 🙁 So. Vor dem wolkenlosen Himmel Hamburgs macht er sich jetzt besonders gut, er funkelt in der Mittagssonne und ist wieder funkelnd bereit, die Strecke fadenkreuzartig anzupeilen.
Was habe ich eigentlich nun genau vor?
Ich lade morgen Mittag meine charmante Reisebegleitung in das alte Taxi, und dann geht es zunächst nach Hildesheim, einen schon lange fälligen Freundesbesuch abhalten. Man sagt, es soll Schnitzel geben, was ich jetzt gar nicht so schlecht finde. Und am Morgen des Samstags treibt es uns, sie und mich dann tatsächlich quer durch die Republik in die schöne Schweiz. Das dauert angeblich nur sieben Stunden:
Wir haben einen Haufen Gute Laune, ein paar Hörbücher und jede Menge konservierte Musik dabei, außerdem ein paar Präsente aus Norddeutschland und reichlich Themen, über die eine 13jährige und ihr 42jähriger Papa so quatschen können. Ein Roadmovie. Ich wünschte, wir hätten ein bisschen mehr Zeit, aber immer nur jammern bringt einen auch nicht weiter. Und da ich gerade ein altes Effektgerät bei ebay überraschend profitabel verkauft habe ist die Bezahlung des Diesels auch gesichert, ohne dass irgendein Budget überreizt würde. Also warum nicht mal total bekloppt sein und sowas machen?
Das titelgebende Schweizweit ist übrigens ein lecker Frühstücksladen in Hamburg, der mich letztendlich auf die Idee gebracht hat, meine alten Freunde da unten mal wieder heimzusuchen. Ich bin da ja nicht zum ersten mal, wollt ihr mal schauen? HIER *klick* haben wir schon mal eben genau bei Remo gefeiert und weils so schön war HIER *klick* gleich nochmal. Auch links und rechts davon sind tagebuchähnliche Geschichten, die inzwischen alle schon recht lange her sind. Damals alles noch mit dem Audi V8 und meinen BEIDEN bezaubernden Töchterchen. Inzwischen sind es ja drei, aber die kleinste ist noch zu klein für so eine lange Fahrt und die älteste ist inzwischen volljährig und hat zwar Bock auf die Reise, muss sich aber aufs Abi vorbereiten. Auf das ABI!!! Da rent sie mal wieder, die Zeit. Also bleibt mir noch das mittlere Töchterlein, und das freut sich schon ganz doll. Ich auch. Denn außer Remo sehe ich auch den Stefan H., Hüter der heiligen Hallen wieder! Und mal sehen wen noch alles 😀
schrumm – der Schrei nach Musik ♫
Ich spiele nicht mehr so viel Gitarre dieser Tage. Das hat Gründe, die tief in mir schlummern und hoffentlich bald ausgetrieben worden sind. Aber auf so einem Roadtrip darf die Klampfe nicht fehlen, zumal mir in Hildesheim die Anwesenheit eines klassischen Klavieres angekündigt wurde. Alles drin? Ja.
Jetzt habe ich Ihnen episch beschrieben, wie ich ein paar Flüssigkeiten in meine alte Karre gekippt habe und Kopfkissen, Schlafsäcke, Geschenke und eine Gitarre einplante. Andere schreiben über Nahtoderfahrungen oder Flugzeugabstürze. Warum ich nicht? Weil ich irgendwie meine Vorfreude über diese kleine, banale Reise einmal quer durch die Bundesrepublik hier zum Ausdruck bringen möchte 🙂 Ein ganz paar Kleinigkeiten einpacken, volltanken, gute Musik rein und los. Den ganzen langen Tag autofahren, durch Berge und Täler, über Brücken und Trassen in ein anderes Land und am Abend bei lieben Menschen ankommen. Es ist eines dieser letzten Erlebnisse, die zwar unspektakulär sind, mich aber wunderbar auf die Erde zurückholen. Oder wie sehen Sie das? Wir werden uns lesen!
Sandmann
Wir freuen uns auf Euch und wünschen gute, entspannte und pannenfreie Fahrt!
Bis bald, Stefan H.
Danke Stefan!
Am geilsten wäre es ja, wenn du mit dem Japaner kämest, den finde ich ja unfassbar attraktiv. Was ist dein Plan? 🙂
Ich muss noch meinen Kameraakku aufladen… Möchte eigentlich irgend jemand spezielle Motive fotografiert wissen? Ich nehme gern Aufträge entgegen 😉 Solange ich mich dafür nicht entblößen muss….
Sandmann
Sandmann
Meinst Du das 75er Mazda 929 Coupe? Oder den Prelude SN von 1980?
Der 929 ist in der Tat wunderbar!
Könntest Du davon noch ein paar Bilder mitbringen? 😉
Bronx
Ay Bronx,
das kommt darauf an, mit welchem Wagen der Herr H. zu erscheinen gedenkt 🙂 Vom Prelude habe ich ja schon feine Bilder gemacht, damals, in den heiligen Hallen. Auf den Mazda wäre ich auch mehr als scharf *schwärm*
Ich werde mein Taxi mal schön abseits der anderen Parken……
Sandmann
Hey Schweizmann,
gutes Gelingen dann. Und gute Reise . . 😉
Bronx
. . wieso abseits parken, Flugrost? . . . 😀
Danke 🙂
Abseits parken, weil die anderen Autos vermutlich ein bisschen standesgemäßer sein werden. Ich will ja nicht die Fotos verderben. Rost? Kenn ich nicht! 😉
Sandmann
Huh, ich glaube Dich bzw. Euch enttäuschen zu müssen 🙁 .
Weder der Mazda noch sonst irgend ein Oldie ist z.Z. angemeldet; dazu muss es erst definitiv Frühling werden. Tageszulassung kommt leider auch nicht in Frage, weil die Strassen teilweise noch weiss sind – vom Streusalz!
Daher werde ich ganz banal mit der bayerischen Alltagsgurke aufkreuzen, die keiner näheren Beschreibung bedarf.
Wenn meine Halle bloss etwas näher bei Hallau läge so könnte man ja… aber nein, das wäre too much.
Gruss, Stefan H.
Bester Stefan,
JETZT bin ich auch wieder online, aber inzwischen haben wir uns ja live gesehen 🙂 Ich lamentier jetzt und hier mal gar nicht so viel, schließlich gibt’s ja von der Reise noch ein oder zwei Geschichten.
Aber…. SCHÖN wars 😀
Sandmann, wieder zu Hause
Schön zu lesen, dass Ihr wohlbehalten wieder daheim seid! Ja, es war sehr schön, und doch kann ich es irgendwie noch immer recht glauben, dass jemand dafür freiwillig so weit fährt…
Man liest sich!
Gruss, Stefan H.
🙂
Normal kann ja jeder. Ich habe keine Minute bereut!
Hallo Stefan,
auf die Andeutung von Bronx bezüglich des Mazda 929 musste ich mir das Schmuckstück erst mal auf Deiner Website ansehen. Meine herzlichsten Glückwünsche zu dem Prachtstück 🙂 Die Japaner aus dieser Zeit haben wirklich einen ganz eigenen Charme.
Ich wünsche Dir eine möglichst bald salzfreie Zeit.
Mick
Gute Reise und guten Appetit 🙂
Danke Snoopy!
Wir werden in feiner Regelmäßigkeit (hoffentlich nicht fremdbestimmt) pausieren und Bilder machen. Uiii und ich freu mich auf’s Käseschlemmen 😀 Yayyyyy und all die netten Leuts und viel viel Gesabbel über alte Autos. Ich bring auch ein paar Stapel TRÄUME WAGEN mit, es darf sich also bedient werden…
Sandmann